Serie: MISSION MUNROE. DIE TOURISTIN von Taylor Stevens bei Goldmann und als Hörbuch im Hörverlag, Teil 1/2

 

Elisabeth Römer

 

Hamburg (Weltexpresso) – Vanessa Munroe wünschen wir uns auf der Stelle nach Deutschland. Irgendein Reicher wird doch - wie wir - endlich wissen wollen, wer für diese massiven und massenhaften Geheimdienstschlampereien zuständig ist, im Verfassungsschutz in Thüringen und in dem des Bundes, wo weder die rechtsradikale Szene aufgeräumt, noch die Morde wirklich aufgeklärt werden, noch beantwortet ist, ob das Vernichten von Beweismaterial in diesen Behörden nicht absichtlich erfolgte. Der Reiche müßte zahlen, denn Vanessa Munroe ist teuer, aber sie ist auch saugut.

 

Das gilt für beides, ach, für alles drei. Saugut ist die Geschichte selbst, und diesmal hat für uns das Hörbuch aus dem Hörverlag die gedruckte Fassung geschlagen. Nein, wir machen keinen Wettbewerb daraus, uns interessiert nur immer an uns selber, was tiefer wirkt. Diesmal ist es die Hörbuchfassung mit nur 2 CDs, dafür im mp3-Format, was dann auch so 740 Minuten sind! Das Buch mit 446 Seiten verschlingt man in kürzerer Zeit, weil man halt schneller liest, als man Gesprochenes hört. Wir sind sehr froh, daß die Hörfassung, die Thomas M. Meinhardt unspektakulär, aber eben unter die Haut gehend liest, eine ungekürzte Lesung ist. Denn in der Geschichte geht es wirklich um jedes Detail.

 

Und jetzt zum Geld und warum wir einen Reichen brauchen. „Sie ist schnell, sie ist diskret, und sie ist käuflich. Gegen Bezahlung beschafft Vanessa Munroe ihren Kunden jede gewünschte Information: Mächtige Organisationen in aller Welt, zahlungskräftige Privatleute, selbst Staatsoberhäupter vertrauen auf ihre Fähigkeiten“, heißt es im Klappentext des Goldmannbuches und auf der Rückseite des Hörbuches. Na? Ist das was? Und dann hat Tess Gerritsen, auch keine Unbekannte im Krimigewerbe über die Stevens mit ihrer Munroe „Einer der besten Thriller des Jahres“ geurteilt - steht auf der Buchrückseite-, weshalb man dann verblüfft auf der des Hörbuches liest:“ Mission Monroe ist Taylor Stevens' erstes Buch“, erst einmal beides nicht zusammenbringt, erst recht nicht, wenn man schon in die Geschichte vertieft ist, sofort deshalb aber zustimmt im Text der New York Daily News: „aber sie schreibt bereits wie eine wahre Meisterin des Thrillergenres.“ Das stimmt.

 

Sie schreibt geläufig, ohne formale Routine, sie schreibt mit so vielen Informationen über die Welt, nicht nur, wie sie sein sollte, sondern, wie sie ist und die Geschichte spielt zum einen in Amerika, wo wir uns als westliche Welt gut auskennen, dann aber auch in Afrika, was uns fremder ist und wo die Hauptpassagen des Romans spielen, denen man atemlos lauscht. Das ist auch der Grund, warum wir diesmal die Hörfassung vorzogen. Taylor Stevens schreibt eine bildhafte Sprache mit häufiger wörtlicher Rede, das gibt eine Lebendigkeit und eine Anschauung, bei der sich die Bilder im Kopf während des Hörens schneller bilden als beim Lesen. Richtig, eigentlich schreibt sie etwas, was wir wie einen Film beim Hören erleben und sicher sind, daß dieser Agentin auch Filme folgen werden. Sie ist übrigens keine Anlehnung an Lisbeth Salander, Stieg Larssons umwerfende Powerfrau, sie ist ganz anders, aber genauso gut. Das mußte gesagt werden, weshalb wir auch nichts über ihr Aussehen verraten. Das sowieso wechselt. Also das ist dann doch eine Gemeinsamkeit dieser beiden weiblichen Undercover- Agentinnen.

 

Der Inhalt? Ja, der kommt gleich und ist ganz und gar nicht unwichtig. Kann aber gut sein, daß unsere Lobsprüche über die Geschichte und die Art des Schreibens mit dem Leben der Autorin zu tun haben. Dazu erfahren wir im Buch und Hörbuch gleichlautend: „Ihre Kindheit war rastlos. Weil ihre Eltern Mitglieder des 'Kinder Gottes' Kults waren, wuchs Taylor Stevens an ständig wechselnden Orten auf der ganzen Welt auf – oft getrennt von der Familie. Mit zwanzig gelang ihr der Ausbruch aus der Sekte. Heute lebt sie...und schreibt an der Fortsetzung ihrer international erfolgreichen Mission-Munroe-Serie.

 

Da kommen wir wieder ins Grübeln. Ist doch ihr erstes Buch, gerade erschienen, und im Original im vorigen Jahr, also 2011. Interessant: der englische Titel lautet THE INFORMATIONIST, die setzen in der Werbung noch nicht auf Vanessa Munroe, sondern auf das, was sie tut. Informationen zu beschaffen und sie dem zu geben, der sie braucht und dafür bezahlt. Und jetzt endlich die Geschichte. Allerdings nur als Szenarium, denn weder den Verlauf noch das Ende darf man verraten. Allerdings, liebe Taylor Stevens, wir erahnten den Bösewicht fast von Anfang an, daß aber noch die nette...nein, nicht verraten, und außerdem hat sie Vanessa auch nicht so böswillig getäuscht, wie es zuerst scheint.

 

Die Geschichte geht so. Eine junge Frau wird vermißt. Seit vier Jahren. Aus den USA ist sie ins Innere Afrikas gereist. Mit Begleitung, zuletzt einem Deutschen. Ihr reicher Stiefvater ließ sie schon einmal vergeblich suchen, denn die ebenfalls reiche Mutter ist inzwischen verstorben. Nun soll also die Munroe – ja, klingt verdammt nach Monroe – für schlappe fünf Millionen Dollar ran. Sie bekommt ein männliches Kindermädchen mit. Ob als Kontrolle, ob als Hilfe, das alles bleibt lange in der Schwebe, denn die beiden werden nach ersten Erfolgen der Suche in Afrika jäh ausgehebelt. Unsere Vanessa ist eigentlich schon tot, ja sogar mehrmals, wenn sie nicht alle Register ziehen täte, zu denen auch die Furcht gehört, die sie den Einheimischen durch das Nachmachen von nächtlichem Gurren und Raunen einer einheimischen Zauberin einflößt.

 

Sie arbeitet mit allen Mitteln, kann jede Sprache und das ist im Verlauf der Geschichte überhaupt nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern folgerichtig, genauso wie wir ihr jedes Wort glauben, denn sie kennt sich in den verschiedenen Staaten Afrikas und und ihren Herrschaftssystemen aus und weiß sich darauf einzustellen. Die Munroe ist selbst dort aufgewachsen und uns hat die Selbstverständlichkeit, mit der Afrika hier Teil der Welt ist, besonders gefallen. Da wir uns nicht so gut wie die Autorin auskennen in den innerafrikanischen Staaten und ihren Problemen – ja, die allgemeinen von Korruption und Machtmißbrauch, die schon – müssen wir ihr das schon glauben, was sie als politische Praxis uns nahebringt. Fortsetzung folgt.

 

P.S. Wie wir darauf kamen, beides, das Buch und das Hörbuch zu besprechen. Weil wir in der Tat beides taten: hören und lesen. Nicht alles doppelt. Denn wir fingen mit dem Hörbuch an, weil wir unterwegs waren und hörten vor allem in Bahn, S- und U-Bahn und lasen dazwischen am festen Ort, wenn Zeit war, Passagen aus dem Buch. Dabei fiel uns auf, daß wir gerne das Gelesene noch einmal hörten – was außerdem auch zeigt, wie viel man nicht so ganz mitbekommt -, daß wir aber diesmal nie das Gehörte noch einmal nachlasen, was wir als Vorgang gut kennen. Und deshalb können wir im Selbstversuch deutlich sagen: die Hörfassung ging tiefer, aber wir können sehr gut immer beides brauchen und beides verwenden.

 

Taylor Stevens, Mission Munroe. Die Touristin, Goldmann Verlag, Juli 2012

 

Taylor Stevens, Mission Munroe. Die Touristin, Hörbuch 2 mp3-CD, vollständige Lesung von Thomas M. Meinardt, Hörverlag 2012

 

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