Serie: MISSION MUNROE. DIE TOURISTIN von Taylor Stevens bei Goldmann und als Hörbuch im Hörverlag, Teil 2/2
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Die Autorin verwendet dabei einen richtig guten Trick. Man kann die Details über Länder und Personen nicht alle im Roman fortlaufend erzählen. Deshalb erfolgt gleich am Anfang eine schriftliche Ausarbeitung, die sowohl die bisherige Geschichte wie auch die Ermittlungsergebnisse der ersten Suchaktion für Vanessa Munroe nun klarlegt. Für uns damit auch.
Beigefügt ist dieser Ausarbeitung – also nicht für uns – sondern für die Ermittlerin, eine weitere Zusammenfassung der Hintergrundinformationen. Hier kann die Autorin für uns, der Form nach für die Ermittlerin, alles an notwendiger Information über Namibia, über Südafrika und andere Orte anbringen, was sonst den Handlungsverlauf wohl überfrachtet hätte. Nichts davon ist für die Munroe neu, sie kennt sich aus. In Afrika und in der Welt.
Wobei man Frankfurt am Main nicht völlig als Beispiel nehmen darf. Wieso Frankfurt und Afrika? Das hat nicht einmal mit dem Flughafen zu tun, von dem aus die meisten Maschinen nach Afrika fliegen, sondern mit dem letzten Begleiter der Vermißten: einem Deutschen, der heil zurückkam, aber nur körperlich heil, denn er ist in der Psychiatrie gelandet, wo ihn die Munroe besucht. Dessen Andeutungen zwischen wirren Erzählen und eindeutigen Punkten, sind so interessant, daß sie dessen Mutter in Mannheim besucht. Das hatten wir gehört. Und dabei ist uns der einzige Fehler aufgefallen. Eine S-Bahn nach Mannheim. Die gibt es nicht. Aber als wir nachlasen, stand dort „nach Langen“ und dorthin fährt die S-Bahn, ganz richtig. Also hört man auch Fehler, die gar keine sind. Wir haben dieses Kapitel – weil wir uns in Frankfurt auskennen - einfach mal auf seine regionalen Richtigkeiten überprüft. Als pars pro toto gewißermaßen.
„Kapitel 4. Frankfurt/Main, Deutschland“ spricht erst einmal von der Zeil, der Haupteinkaufstraße, wo Vanessa in die U-Bahn einsteigen will. „Ihr Hotel befand sich im Stadtzentrum, mit Blick auf den Main und den Schiffsverkehr, nur wenige Gehminuten von den Gleisen der U-Bahn und der darüber liegenden Einkaufstraße entfernt.“ Na ja, das könnte nur das Interconti sein, das aber liegt nicht direkt an der Zeil. „Sie nahm die S-Bahn nach Oberursel“...ja, die gibt es, aber normalerweise fährt man mit der U-Bahn nach Oberursel, denn die S-Bahn ist die S 5 nach Bad Homburg und die hält nur am Bahnhof Oberursel. So auch die Autorin. „Dort stieg sie am Bahnhof in ein Taxi und ließ sich in die Klinik Hohe Mark bringen, eine Pflegeeinrichtung für psychisch kranke Menschen und seit drei Jahren fester Wohnsitz von Christof Berger“ (Seite 65). Alles richtig, obwohl, wie gesagt, man nach Oberursel die U-Bahn nimmt, erst recht wenn man zur Hohemark will, denn dahin fährt die U3 direkt. Aber nichts ist falsch in dieser Beschreibung, ein gutes Zeichen für Afrika, denn Afrika ist wichtiger und die dortige Suche nach der vermißten Emily.
Ja, sie findet die Vermißte, die lebt und sogar mit einem Afrikaner zwei Kinder hat, wobei auch diese Ehe eine double-bind Situation mit sich bringt: sie wird gefangen gehalten und sie wird vor dem Tod geschützt. Beide Male durch ihren Mann. Viele müssen dran glauben, im Verlauf der Geschichte, und wenigstens wird es dieser Munroe immer ein bißchen schlecht, wenn sie die Anzahl der Leichen zählt. Aber da sind wir längst schon auf ihrer Seite, die sich selbst im größten Kampf Lernfähigkeit bewahrt, was hier heißt, daß sie als Mensch, als Frau auf ihre Jugendliebe reagiert, als sie diese im Verlauf der Geschichte wiedersieht. Allein, es geht übel aus, aber die Mission wird erfolgreich beendet und der Einstand dieser Ermittlerin, die so etwas überlebt, läßt noch viele Abenteuer und Gefahren erwarten.
Tatsächlich ist dies Buch viel eher im Abenteuerbereich angesiedelt, als im sonstigen Agentenroman. Weniger James Bond, auch weniger schnelle Wagen und abenteuerliche Waffen, die aus Schuhen oder Kugelschreibern kommen, sondern mehr Köpfchen und Körperarbeit. Genau, diese Munroe ist so eine, die MMA beherrscht. Das ist die Körperkampfkunst, Mixed Martial Arts genannt, und durch die asiatischen Filme sehr gut eingeführt und durch Hollywood jetzt nachgeeifert. Kein Mal fällt dieser Begriff im Buch, aber das Überleben unserer Heldin, die sich gegen eine Übermacht von Männern durchsetzt, ist nur so zu begreifen und zu begründen. Denn der Thriller bringt keine abgehobene Geschichte, sondern eine knallharte Wiedergabe, wie man mit Geld Verbrechen in Gang setzen kann, besticht, kauft und mordet und wie man andererseits mit Geld auch die Wahrheit kaufen kann. Denn dazu ist die Munroe da. Warten wir also auf den zweiten Streich.
P.S. Wie wir darauf kamen, beides, das Buch und das Hörbuch zu besprechen. Weil wir in der Tat beides taten: hören und lesen. Nicht alles doppelt. Denn wir fingen mit dem Hörbuch an, weil wir unterwegs waren und hörten vor allem in Bahn, S- und U-Bahn und lasen dazwischen am festen Ort, wenn Zeit war, Passagen aus dem Buch. Dabei fiel uns auf, daß wir gerne das Gelesene noch einmal hörten – was außerdem auch zeigt, wie viel man nicht so ganz mitbekommt -, daß wir aber diesmal nie das Gehörte noch einmal nachlasen, was wir als Vorgang gut kennen. Und deshalb können wir im Selbstversuch deutlich sagen: die Hörfassung ging tiefer, aber wir können sehr gut immer beides brauchen und beides verwenden.
Taylor Stevens, Mission Munroe. Die Touristin, Goldmann Verlag, Juli 2012
Taylor Stevens, Mission Munroe. Die Touristin, Hörbuch 2 mp3-CD, vollständige Lesung von Thomas M. Meinardt, Hörverlag 2012
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