KrimiZEIT-Bestenliste in ZEIT und NordwestRadio für Oktober 2016, Teil 1
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Da waren wir gewissermaßen unserer Zeit voraus, als wir letzten Monat den direkt auf den 2. Platz geschossenen neuen Roman von de Cataldo/ Bonini DIE NACHT VON ROM schon auf den ersten Platz hievten. Und der letztmonatliche Erste DIE HIMMLISCHE TAFEL von Donald Ray Pollock stürzte ab auf Platz 8.
Iwo!!! Alle, die es auf die KrimiBestenListe schaffen, haben es geschafft. Zwar bedeutet das nicht automatisch die höchste Auflagenziffer, die haben nach wie vor viele Krimis, die es der Qualität wegen nie auf diese Liste der Besten schaffen, aber es bedeutet, in den Himmel der besonderen Kriminalromanliteratur aufgenommen worden zu sein. Und das ist schon ein Ehrentitel. Finden wir, die wir Mühe haben, das alles zu lesen, was innerhalb und außerhalb der Liste passiert. Nein, das wäre sowieso ein vergebliches Unterfangen, denn die Zeiten, wo einst 'nur' tausend Krimis jährlich veröffentlicht wurden, die ist schon lange vorbei.
Und hierin liegt auch der Wert dieser monatliche veröffentlichten Liste, die für alle diejenigen eine Orientierung sein soll, die nur zum Buch zum Kauf und zum Lesen greifen wollen und können und nicht lange Recherche anstellen können, welches ihnen mehr zusagt. Daß auch diese KrimiBestenListe ihre Macken hat, das schreiben wir oft genug, denn in der Regel sind die englischsprachigen Detectiveromane die Favoriten, aber – so finden wir – es hat sich schon einiges geändert. Daß mehr deutsche Titel als früher dabei sind, finden wir gut und angemessen und daß mit Arne Dahl endlich wieder einer aus Nordeuropa dabei ist auch. Denn es ist wirklich so, daß die Mehrzahl der psychologisch ausgerichteten Kriminalromane aus dem Norden, es auf der Liste schwer haben – im Gegensatz zu den Leserzahlen beispielsweise. Und was machen wir mit Donna Leon und den immer noch unter FRANZ laufenden Krimis? Schweigen. Zumindest im Zusammenhang mit der KrimiBestenListe.
Als wir gerade nachschauen wollten, was wir denn bei Veröffentlichung vom letzten Monat über DIE NACHT VON ROM schrieben, damit wir uns nicht so wiederholen, klickten wir auf dem Titel von Weltexpresso zuerst auf BÜCHER und dann die Seiten durch. Denn tatsächlich sind in den vier Wochen so viele Artikel zu Büchern erschienen, daß wir unten auf die Seite 8 kamen, um auf den Donnerstag, den 1. September mit der Besprechung der Septemberneuigkeiten zur KrimiBestenliste zu kommen. Gegenüber dieser Liste sind vier Titel und Autoren neu. Da will man zuerst einmal wissen, wer weggefallen ist. Dafür gibt es dann Regeln, wenn einer zu oft auf der Liste war.
Dreimal ist erlaubt und das haben im Oktober schon zwei Krimiautoren erreicht: Patrícia Melo mit TRÜGERISCHES LICHT und Donald Ray Pollock mit DIE HIMMLISCHE TAFEL . Aber James Grady war mit DIE LETZTEN TAGE DES CONDOR schon lange dabei gewesen und Max Annas mit DIE MAUER auch. Beide seit Juli. Aber da fehlen erst zwei von der Septemberliste und da auf der Oktoberliste vier neue Autoren stehen, müssen wir die zwei weiteren Weggefallenen noch suchen. Ah ja, das sind DIE TOTE STUNDE von Denise Mina, die ebenfalls seit Juli dabei war und Jesper Steins BEDRÄNGNIS, was im August auf die Liste kam.
Das soll einen Überblick über die letzte Zeit geben. Und nun zu den Spitzenreitern. Von DIE NACHT VON ROM des Autorenduos de Cataldo/Bonini kann man nur schwärmen, wobei dieser Roman gleich einen dreifachen Coup hinlegt: Er ist ein Roman aus der Wirklichkeit und auch ohne die Bezeichnung Krimi einfach ein hinreißendes Stück Zeitgeschichte. Dabei sind wir schon bei der zweiten Kennzeichnung. Er ist ein Geschichtsbuch. Und ein wenig anders geschrieben, könnte er glatt als Dokumentation durchgehen. Weil er aber auch flüssig und ins Zentrum zielend geschrieben ist, ist er einfach ein richtig guter Kriminalroman.
Aber: es ist wirklich Fiktion, das versichern die beiden Autoren, was angesichts der päpstlichen Wirklichkeit diesmal sehr glaubhaft ist. Warum aber beiden immer wieder unterschoben wird, sie würden die echte Mafia beschreiben, hat einfach damit zu tun, daß schon wieder in Rom ein Prozeß unter dem Schlagwort Mafia capitale geführt wurde, der glatt aus einem der Romane von de Cataldo/Bonini stammen könnte. De Cataldo ist Richter und Bonini ist Journalist und DIE NACHT VON ROM ist die Fortsetzung, was mit SUBURRA – DAS SCHWARZE HERZ VON ROM begann. Der heimliche König von Rom, dieser Samurai, ein ehemaliger Faschist - und wer einer war, bleibt es irgendwo und irgendwie für immer !! - muß sitzen, währenddessen mindestens zwei sein Erbe antreten wollen und sich, da jeder siegen will, gegenseitig bekämpfen: das ist sein gewollter Nachfolger, Sebastiano Laurenti und der aus den Vorstädten kommende Fabio Desideri.
Der Papst nun spielt eine Rolle, weil Franziskus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen hat. Ha, die gibt es erstens etwas zu verteilen und zweitens Geld für diejenigen, die dieses Verteilen organisieren. Und schon sind sie alle da die Ratten von Rom, seien es Politiker, Banker, Kleriker, Baulöwen oder eben Mafiosi, wobei die natürlich schon bei den anderen Gruppen infiltriert sind, auch bei den Klerikern. Davon kann man erst einmal ausgehen. Tobias Gohlis, Sprecher der KrimiBestenListe teilt mit, daß man unter www.folioverlag.com/info/belletristik/krimi/de/978-3-85256-700-6 einen Essay der beiden Autoren abrufen kann, was ursprünglich in Crime&Money, hrsg. von Tobias Gohlis u. Thomas Wörtche (Droemer) 2016 abgedruckt war. Da dies bei uns unterging, werden wir diesen Band demnächst auch besprechen.
Fortsetzung folgt.
Die KrimiZEIT-Bestenliste Oktober 2016
INFO:
Die monatlich erscheinende Krimi-Bestenliste existiert seit März 2005, als sie erstmals auf der Leipziger Buchmesse, damals noch als KrimiWelt-Bestenliste vorgestellt wurde. Von März 2011 an wird sie regelmäßig an jedem ersten Donnerstag des Monats in der Wochenzeitung DIE ZEIT als KrimiZEIT-Bestenliste veröffentlicht.
Die KrimiZEIT-Bestenliste Oktiber wird am 6. Oktober 2016 in der Wochenzeitung DIE ZEIT, auf ZEITonline unter www.zeit.de/krimizeit-bestenliste und im Nordwestradio veröffentlicht, am Donnerstag, den 6. Oktober 2016 gegen 9.20 live mit Tobias Gohlis und in den Sendungen der „Buchpiloten“, nachzuhören unter
www.radiobremen.de/nordwestradio/serien/krimizeit/bestenliste100.html
Monatlich wählen einundzwanzig auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel aus, denen sie viele Leser wünschen. Das Beste vom Besten: Immerhin erscheinen übers Jahr verteilt inzwischen über 1800 Kriminalromane auf Deutsch. An jedem ersten Donnerstag im Monat geben Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie halten nach dem literarisch interessanten, thematisch ausgefallenen, besonderen Kriminalroman Ausschau. Die besten Zehn werden mit Bibliographie und Kurzbeschreibung hier veröffentlicht.
Die Jury der KrimiZEIT-Bestenliste auf dem aktuellen Stand:
Tobias Gohlis, Kolumnist DIE ZEIT, DeKrPr*, Moderator und Jury- Sprecher der Krimiwelt
Volker Albers, Hamburger Abendblatt, DeKrPr*
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, Dlf, BR, DeKrPr*
Gunter Blank, Sonntagszeitung Zürich
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Michaela Grom, SWR
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Lore Kleinert, Radio Bremen
Elmar Krekeler, Die Welt
Kolja Mensing, Dradio Kultur
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR, DeKrPr*
Jan Christian Schmidt, www.Kaliber 38.de, DeKrPr*
Margarete v. Schwarzkopf, Freie Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard - Wien
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau, DeKrPr*
Jochen Vogt, NRZ, WAZ
Hendrik Werner, Weser-Kurier
Thomas Wörtche, Plärrer, culturmag, Dradio Kultur, Penser Pulp bei Diaphanes, DeKrPr*
In der Regel kommentieren wir die von der Jury neu plazierten Krimis. Alle weiteren plazierten Krimis der Vormonate entnehmen Sie bitte unseren Krimi-Besprechungen in den vormonatlichen Artikeln, die Sie in der RUBRIK BÜCHER auf dem Titel oder unter dem Autorennamen im Archiv finden.
Das Prozedere der Platzverteilung für die Liste ist ganz einfach. Dreimal darf ein Kritiker aus der Jury einen Roman benennen. Wenn das gut verteilt ist, kann ein Buch einige Monate überwintern, dann hat es nur noch die Chance, in der Jahresbestenliste wieder aufzutauchen, die jeweils Ende Dezember herauskommt und die wir für 2015 hier ebenfalls kommentierten.
http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6227:die-jahresbestenliste&catid=78:buecher&Itemid=470