Die Veranstaltungen des Gastlandes Flandern & die Niederlande auf der Frankfurter Buchmesse,  6/10

Claudia Schulmerich


Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wie sich ein Land auf der Buchmesse, ist es Ehrengast, präsentiert, das erfordert viele Überlegungen und nach der Entscheidung, geht die Arbeit erst los. Für Flandern & die Niederlande, die auf der Buchmesse ein Mammutprogramm anbieten, war klar, daß der Pavillon im Forum  atmosphärisch das Gegenteil der geschäftigen Messe bieten sollte.

Also war Ruhe und Stille angesagt, aber wie stellt man die her? Grundsätzlich sind das Fragen des Raums und der Geräusche. Was den großen leeren Raum angeht, so wurden in ihm nur einige Stühle untergebracht, Spezialliegen, wo man sich zum Beispiele Gedichte ins Ohr flüstern lassen kann – wirklich gibt es dies Angebot und wir werden es nutzen. Das, was man sofort wahrnimmt, liegt über einem und sieht aus wie eine irdische Gemengelage aus Wolken, Wasser, Horizont. Es stellt gemäß dem Motto, was Flandern und die Niederlande miteinander teilen die NORDSEE da, die aber auch von den Deutschen 'mit'geteilt wird.


Und wo sind die Bücher? Denn schließlich geht es um die Buchmesse. Wir suchen tatsächlich die niederländische Literatur in ihrem eigenen Pavillon auf der Buchmesse. Wir finden sie aber auch. Nämlich hinter den Schleiervorhängen, Richtung Agora sind sie versammelt, die  Bücher, 454 davon in Neuerscheinungen als direkte Auswirkung der Buchmesse, davon sind 306 schon ins Deutsche gebracht und stehen für den deutschen Buchmarkt zur Verfügung. Ich blättere und erblicke voll Erstaunen neue Bücher von zwei Autoren, die ich vor Jahren als Geheimtip weitergegeben bekam. Der eine ist A.F.Th. van der Heijden mit DAS BIEST aus dem Suhrkamp Verlag, der andere Willem Frederik Hermans mit DIE DUNKELKAMMER DES DAMOKLES und UNTER PROFESSORENi  und im Aufbau Verlag erschienen. Lesen!


Die vielen Angebote stehen nicht nur da, sondern man kann sie anfassen, kann darin herumblättern, kann sie um die Ecke in den großen Raum mitnehmen und sich auf einem der Stühle darin vertiefen. Ach ja, dazu kann man sich auch einen Kaffee holen. Da gibt es nur ein Problem. Die Maschine zur Zubereitung ist eine richtig gute, die sich für eine einzige Tasse endlos Zeit nimmt.  Das ist natürlich kontraproduktiv, weshalb man sich wundert, daß bei so viel Planung so etwas Pragmatisches übergangen wurde und nicht wenigstens zwei Maschinen hingestellt wurden.


Das aber ist die einzige Kritik. Denn in den Erkern und Kleinpavillons, der Wunderkammer, dem Kino, da gibt es viel zu entdecken. Wir blieben im Kino hängen. Dort gibt es zwei Vorrichtungen. Auf einer Leinwand werden in Endlosschleife die Filme gezeigt, in denen holländische Regisseure Schriftsteller und Schriftstellerin porträtieren. Unglaublich, wie unterschiedlich die Filme sind. Mal wird im Hintergrund gesprochen, Fragen gestellt und beantwortet, und im Vordergrund sehen wir Wälder, Natur üppig oder zart, ein andermal aber ist die Porträtierte groß im Bild, man sieht ihr oder ihm beim Formulieren der Sätze so direkt zu, daß man sich fast als Voyeur fühlt. Dann wieder sind Diskussionen. Hier kann man wirklich erfahren, auf wie unterschiedliche Weise man sich filmisch Menschen, hier den Dichtern, nähern kann.
Fortsetzung folgt.