DUMONT – KALENDER 2017, Teil 2
Wolfgang Mielke
Weltexpresso (Europa) - Das einzige Problem bei einer solche großen Auswahl ist die Frage, was tun, wenn man nur einen einzigen Kalender besitzen darf?
4. New York ist die bekannteste Stadt der USA und eine der aufregendsten der ganzen Welt. Diese Aufregung, die vor allem eine Intensität und Spannung auf der Insel Manhattan bedeutet, eine Dichte der Erlebnisse und Gefühle, versucht der Kalender durch seine Farbbehandlung wiederzugeben. Das ist ja immer die Frage: Belässt man ein Foto so, wie man es aufgenommen hat, oder bearbeitet man es, um seinen Ausdruck noch zu steigern, zumindest in eine Richtung zu lenken, von der man meint, dass sie der Aussage, die man treffen will, näher kommt. Es handelt sich daher um Kunstfotos. Gerade sie sollen die Intensität einer besonderen Stadt, einer besonderen Welt wiedergeben!
Und natürlich stehen die bunten Farben für einen Ersatz: Der gesellschaftliche Druck ist gewichen, jedenfalls verändert. Es sind nicht mehr die Folgen der Hochindustrialisierung, die die Menschen drücken, pressen, zwangen etwas zu tun, was sie gar nicht tun mochten. Unsere Welt ist freier geworden. Daher bilden sich Abwehr-Ausdrucksformen zurück. Die Oberfläche wird glatter. Auch in New York. Selbst diese interessanteste Stadt des amerikanischen Kontinents kann sich da nicht ausnehmen und würde sich da sicherlich auch gar nicht ausnehmen wollen. Also müssen die Farben her. Auch in der Stadt. Kein Mensch wäre vor 50 Jahren auf die Idee gekommen, sein Haus knallbunt anzupinseln, um Intensität vorzutäuschen. Man befand sich selbst in anstrengenden Prozessen und Umwandlungen, da benötigte man einen weiteren Anstoß von außen nicht. Nun aber, wo sich die Wogen weitgehend geglättet haben, - oder stehen uns gerade wieder neue ganz unglatte Wogen bevor? - hilft man mit Farben nach, die Intensität der äußeren Anstöße aufrecht zu erhalten, und so finden sie eben auf diese, hier treffend wiedergegebene Weise statt.
5. Hans Wohners Bäume-Fotos sind ebenfalls Kunstfotos. Auf ganz andere Weise arbeitet Wohner (*1957). Seine Aufnahmen sind eigentlich Schwarzweiß-Fotos. Diese aber bearbeitet er, indem er sie handkoloriert. Das ist ein zeitaufwendiges und nur sorgfältig auszuführendes Unterfangen. Aber die Wirkungen seiner Bilder sind phänomenal. Nie käme man auf die Idee, vereinfacht ausgedrückt, angepinselte Schwarzweiß-Fotos vor sich zu sehen! So zart, so behutsam, so natur-echt sind seine Arbeiten. So hat Wohner einen Mittelweg zwischen Fotografie und Malerei für sich gefunden, dessen Ergebnisse höchst beeindruckend sind – und sicherlich jeweils einen Monat lang – und also ein ganzes Jahr lang interessieren können.
6. Das kann man auch über den zauberhaften Kalender "Das Licht in der Landschaft" sagen, der wieder von verschiedenen Fotografen verschiedener Agenturen aufgenommen wurde. "Das Licht in der Landschaft", der Titel, ist mehr als eine Plattitüde. Natürlich ist Licht zur Fotografie die este Voraussetzung. Hier aber wird die Wirkung des unterschiedlichen Lichtes auf die oder in der Landschaft ganz besonders beobachtet – mit eindrucksvollen Ergebnissen. Fortsetzung folgt