DUMONT – KALENDER 2017, Teil 4
Wolfgang Mielke
Weltexpresso (Europa) - Ja, jetzt ist man schon versucht zu sagen, aller guten Dinge sind dreizehn. Aber das würde nicht stimmen, denn die Anzahl der Kalender aus dem Hause DUMONT ist weitaus höher, weshalb ich abschließend ein Resümee vornehme.
11. Von verschiedenen Fotografen verschiedener Agenturen stammen auch die Aufnahmen des Kalenders "Back to Nature", also "Zurück zur Natur", was aber hier nicht meint, dass man selbst, als Mensch, sich wieder der Natur zuwenden sollte, sondern gezeigt werden 12 Kapitel der Rückeroberung der Zivilisation durch die Natur. Oft mit Überraschungen. Zum Beispiel sieht man ein Fahrrad, das in einen inzwischen schon recht starken Baum eingewachsen ist. Und zwar nicht am Boden etwa, sondern in einer Höhe von vielleicht schon 2 oder 3 Metern. Vielleicht wurde das Fahrrad allmählich mit angehoben, in der Zeit, in welcher der Baum wuchs? Irgendwie muss er ja diese Höhe erreicht haben! Und es ging ja nur durch Zwang. Der Baum hat sich ja immens anstrengen müssen mit diesem Fahrrad. Das sucht man sich ja nicht aus. Das muss ein mechanischer Zwang gewirkt haben, der das Fahrrad in diesen Baum hineinpresste, so stark und dauerhaft, dass es der Baum nicht mehr abweisen konnte, sondern es aufnahm, es umwuchs, seine Stangen, seinen Rahmen insgesamt; nur die Räder und der Lenker schauen vorne und hinten heraus.
12. Poetisch könnte man auch Jürgen Beckers "Gräser"-Kalender nennen. Er heißt genau: "Gräser im Garten" und zeigt verschiedenste Kompositionen, Zusammenstellungen von Pflanzen, bei denen die Gräser, oft im Vordergrund des Fotos, die entscheidende Rolle spielen. Dieser Kalender ist ein Hochkant-Kalender, schmal und schlank, selbst wie ein Gras gestaltet. Das passt sehr gut und hebt die Wirkung der einzelnen Fotos ganz besonders günstig hervor.
13. Auch der letzte hier genauer betrachtete Kalender spielt mit dem Namen "Traum". Er heißt: "Traumhafte Landschaften". - "Traumhaft" waren auch schon die "Poetischen Landschaften", aber behutsamer, zarter, zauberischer noch. - Diese Bilder sind etwas härter und lauter, ohne aber je wirklich laut, also irgendwie aufdringlich zu werden! Dafür ist Stefan Hefele, von dem diese Aufnahmen stammen, ein zu versierter Fotograf. Zu dezent dafür auch. Zu distanziert. Er macht sich nicht auf plumpe Weise mit dem Betrachter gemein. Er lädt ihn ein. Und wenn der Betrachter diese Einladung annimmt, öffnet ihm Hefele eine eigene Welt, die Welt seiner Sichtweise, die auch manches spielerische Element enthält.
Zum Beispiel gleich das Januar-Bild: Es zeigt einen langgestreckten schmalen See, wie einen Fjord, auf den Betrachter zukommen – und aber im Vordergrund, genau davor, einen kleinen Berg sich emporragen wie einen frechen Pilz. Dieser kleine Berg nun hat die gleiche Form wie der zum Betrachter hin auslaufende See. Nur anders herum. Als dessen Negativ-Form gewissermaßen. Und solche optischen Spielereien – sie erst einmal zu sehen, zu finden in der Natur! - machen einen hohen Reiz auch dieses beachtlichen Kalenders aus.
Insofern kann man abschließend sagen: Wir sind gut für 2017 gerüstet! -
Dabei ist uns die Auswahl nicht leicht gefallen. Allein die Webseite vom DuMont-Kalender-Verlag zeigt über 180 Kalender. Und einen reizvoller als den anderen. - Was mir aber auffällt bei dieser Auswahl: Es handelt sich vorwiegend um romantisch-träumerische Foto-Kalender. Entfliehe ich der Zeit? Oder versuche ich es? Ist unsere Gegenwart seit eineinhalb Jahren so unsicher geworden, dass nur noch zu Träumen Zuflucht gesucht werden kann? - Jeder soll – und gerade, aber nicht nur in Berlin – nach seiner eigenen Facon seelig werden! Das hat doch bereits Friedrich d. Große so formuliert - vor 250 Jahren! - Und so ist eine Betrachtung über Kalender ein guter Ansatz, die besten Wünsche in dieser Richtung für 2017 auszusprechen. Denn wir haben nicht die geringste Lust, uns unsere Lebensweise von Außenstehenden diktieren zu lassen.
Foto: Gräser im Garten(c) dumont.de