DAS BUCH zum Film von James Bowen bei Bastei Lübbe

Sibylla van Suden

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich hätte in der Überschrift stehen müssen, 1. das Buch, das den Film veranlaßte und 2. Das Buch, das nach dem Film als aktualisierte Ausgabe als Buch zum Film herauskommt und also auch Bilder enthält.


Wir haben uns beide Bücher angeschaut und gelesen, denn genauso, wie man den Film ein zweites Mal sehen kann, geht es einem mit dieser herzerfrischenden Tier-Mensch-Geschichte, die deshalb eine solche Dynamik entwickelt, weil sie auf Tatsachen beruht, die man als erfunden nicht geglaubt hätte. Es ist also dieser Junkie und der auch mit Hilfe vom Katerkatze Bob geläuterte James Bowen, der hier seine Geschichte erzählt, unsentimental und doch ans Herz greifend. Und wenn man sich überlegt, daß im wirklichen Leben die eine Katze Bob das alles zuwegebrachte, wofür man im Film ganze sechs Katzen als Doubles braucht, dann steigt die Bewunderung für den roten kleinen Kerl ins Unermeßliche.

Wie? Sechs Katzen? Und ist eine davon ist auf dem Bild zu sehen, das als Filmankündigung so weite Verbreitung gefunden hat und auf Seite 128 f im Filmbuch auch zu sehen ist: James (Luke Treadaway) und Bob in Covert Garden, wo Bob auf dem Boden sitzend dem die Gitarre schlagenden James assistiert? Das nämlich bleibt das einzige Foto, das so aussieht, als ob es eine Plüschkatze sei. Sie guckt so unecht. Wir wetten drauf!

Alle anderen Fotos sind echt und man hat hier auch den echten Bob genommen, der diese charakteristischen Streifen auf der Stirn, das weiße Mäulchen und den größeren dunkleren Ring um den Hals mit dem weißen Lätzchen in der Mitte hat. Ehrlich gesagt lohnt der Kauf des Buches zum Film schon wegen der Fotos, selbst wenn man zu den vielen Millionen Käufern auf der Welt gehört, die den Erstdruck schon haben. Der 2012 im Original erschienene Band hat in unserer Ausgabe schon den Aufdruck: Nr. 1 Bestseller – und hat den Untertitel: DIE KATZE, DIE MEIN LEBEN VERÄNDERTE. Und man sieht nur Bob, mit dem charakteristischen Schal um den Hals.

Einen Schal trägt Bob auch auf dem Titel von Das Buch zum Film. Allerdings ist der Schal hier wesentlich attraktiver. Denn er trägt genau den, den ihm James' patente und so sympathische Nachbarin verehrt hat. Das ist aber nicht alles. Die Hauptsache ist, daß Bob hier auf der Schulter von James ruht, der, weil Bob einfach die Hauptfigur bleibt, nur zur Hälfte zu sehen ist. Ein richtig gut gemachtes Bild! Und der neue Untertitel begleitet auch den Film: MANCHMAL BRAUCHT ES NEUN LEBEN, UM EINES ZU RETTEN.

Und damit sind wir mitten im Geschehen, der Geschichte, wie Kater Bob aus dem Nirgendwo den erst einmal schwachen Menschen James zu einem Kerl macht, der für sich selbst Verantwortung übernimmt und für Bob auch. Und da zeichnet sich ja mehr als deutlich auch ab, daß da mit dieser Nachbarin, der James so viel verdankt, doch noch etwas laufen wird. Tolle Person, diese unkonventionelle selbständige kreative Frau.

Das Buch zum Film ist stark auf die Orte des Geschehens zugeschnitten. Das ist gut, weil London ja auch im Film plastisch wird und in der Eingangsklappe allein fünf Orte aufgezählt sind, die James mit Bob aufsuchen wird, denn die Sensation in Buch und Film ist einfach, wie hier eine Katze sich selbstverständlich im Großstadtdschungel bewegt. Völlig unkätzisch, das weiß jeder, der Katzen hält, wobei wir sofort zugeben, daß das natürlich umgekehrt ist, daß die Katzen sich Menschen halten.

Das Buch beginnt mit der Erinnerung, wann Bob in das Leben des Icherzählers James trat. „Es war an einem düsteren Donnerstagabend im März...Deshalb kam ich früher als sonst nach Hause, in meine erst vor Kurzem neu bezogene Sozialwohnung in Tottenham, einem Stadtteil im nördlichen London. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mir damals in der Innenstadt – als Straßenmusiker in Covent Garden, dem angesagten Künstler- und Partyviertel im Zentrum von London mit den vielen Pubs, Restaurants und Bühnen.“ Wer den Film schon gesehen hat, der merkt, wie nah der Film am Buch bleibt, auch wenn natürlich die entsetzliche Existenz von James, die auch erst einmal zur Sozialwohnung führt, im Film der eigentliche Anfang ist.

Aber, was im Film keine Rolle spielt, das erzählt Bob hier. „Ich bin mit Katzen aufgewachsen und hatte schon immer eine große Schwäche für diese stolzen Tiere. Die meisten roten Katzen sind komischerweise männlich, also nahm ich an, einen Kater vor mir zu haben.“ Und dann geht die Geschichte der Annäherung und des gemeinsamen Lebens los. Und allein im - sozusagen  - Erstgespräch mit dieser Katze entfaltet der Text eine Detailliertheit, die sofort für das ganze Buch einnimmt. Wie er mit Bob, der durch Nachbarin Belle so genannten Katze spricht, wie er sie streichelt und ihre Rippen spürt und gleich ahnt, daß hier eine Straßenkatze vor ihm sitzt, die von ihm Hilfe erwartet, das alles ist richtig gut erzählt.

„Als ich am nächsten Morgen die Treppe herunterkam, war der rote Kater immer noch da. Es sah aus, als hätte er er sich in den letzten zwölf Stunden nicht von der Stelle gerührt.“, geht es weiter und „Bei Tageslicht konnte ich mir den kleinen Felltiger genauer ansehen: Markant geschnittener Katerkopf und ganz ungewöhnlich gelbgrüne Augen, deren Ausdruckskraft durch sein hellrotes Fell noch zusätzlich betont wurde….“

Nein, wir können nicht weiterzitieren. Aber wir wollten unbedingt zeigen, daß man sofort weiterlesen möchte. Daß dies ein Buch ist, daß nicht nur eine positive Geschichte hat, die einen hochhebt, sondern daß James Bowen sehr sinnlich und konkret schreibt, so daß man mitfühlt, mitlebt. Wie er zum Schreiben gekommen ist, hat unsere Kollegin in ihrer Filmkritik erzählt.

Info:
James Bowen, Bob, der Streuner, Die Katze, die mein Leben veränderte, Verlag Bastei Lübbe 2013
James Bowen, Bob, der Streuner, Manchmal bracht es neun Leben, um eines zu retten, Das Buch zum Film, Verlag Bastei Lübbe 2016