8. Kriminacht in Wiens Kaffeehäusern am 18. September sprengt schon jetzt Rekorde

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) – Das muß man meinen Wienern wirklich lassen. Der Hang zum Morbiden hängt eng mit dem Hang zum Morden zusammen. Nein, nein, die Mordstatistik ist hier nicht besonders hoch, aber die Statistik über diejenigen, die dauernd von Morden lesen, die ist enorm hoch sowie auch unglaublich viele Krimis inzwischen in Wien und rundherum spielen. Das öffentliche Lesen über Morde, erfordert jetzt schon größere Hallen.

Zumindest bei der Lesung von Jussi Adler-Olsen hatten sich so viele angemeldet, daß flugs umgebucht werden mußte und diese nun im Gartenbaukino stattfindet. Es gibt auch schon ausgebuchte Veranstaltungen, was einen nicht wundert, denn die Lesungen kann man ohne Eintritt besuchen. Wenn man eine richtige Tour durch die Krimi-Nacht macht, dann kann man auch nebenbei Wiener Kaffeehäuser bei Nacht sichtigen. Und dort trinken. Essen auch. Der Veranstalter auf jeden Fall, kann mit den 54 Krimi-Orten, an denen gelesen wird, mehr als zufrieden sein.

Das die einheimischen Genrevertretern zahlreich kommen, wie Eva Rossmann, Andreas Pittler oder Stefan Slupetzky, das versteht sich von selbst; es stehen aber auch 16 ausländische Schriftsteller auf der Gästeliste - darunter die Bestsellerlieferanten Jussi Adler-Olsen, Arne Dahl und Daniel Woodrell. Insbesondere Daniel Woodrell führt bei jedem neuen Krimi die KrimiZeitBestenListe der ZEIT an. Jetzt ist es DER TOD VON MISTER SWEET aus dem Verlag Liebeskind, der auch immer wieder ganz spezielle Kriminalromane anbietet. Das wäre auch unsere einzige Kritik am Programm, daß bei seiner Veröffentlichung die Bücher selbst und damit auch die Verlage nicht weiter eine Rolle spielen. Das ist sicher auch der Masse geschuldet.

Denn insgesamt werden im Zuge von 63 Lesungen diverse Leichen zu Kaffee und Kuchen serviert. Andreas Pittler liest etwa im Cafe Museum aus "Zores", dem letzten Teil seiner Pentalogie rund um Oberst David Bronstein, Trash-Kriminalist Bert Rebhandl im Buchgeschäft Thalia auf der Mariahilfer Straße und "Metzger"-Erfinder Thomas Raab gibt Auszüge aus seinem neuen Wurf "Der Metzger bricht das Eis" im Cafe Weimar zum Besten. Letzterer saß bei der Programmpräsentation auch am Podium und gab sich durchaus nachdenklich über sein eigenes Schaffen: "Darüber nachdenken, warum man so was verzapft, darf man eh nicht, sonst ist man reif für den Psychotherapeuten", analysierte er hinsichtlich der "oft genau recherchierten Anleitungen für Morde". Insofern gebe es ihm auch zu denken, dass jedes Jahr so viele Gäste zum Lesemarathon kommen. Laut Programmleiter Franz Schubert ergötzten sich im Vorjahr knapp 27.000 Besucher an den vorgetragenen Blut- und Schandtaten.

"Da kannst Du's Dir geben in Wien", ergänzte Schriftstellerkollegin Eva Rossmann, die mit ihrem Krimi "Unter Strom" ebenfalls am nächtlichen Mordreigen, konkret im Cafe Hummel, teilnimmt. Krimis seien "mehr als ein bissl Spannung", da sie eine ganze Menge über unsere derzeitige Welt erzählten, brach sie eine Lanze für das Genre. Der Weltexpresso hatte gerade ihren neuen Krimi rezensiert. Neben heimischer Kost setzt die Kriminacht auch heuer wieder auf internationale Zugpferde. Jussi Adler-Olsen sollte im Kaffeemuseum im Meinl Hauptquartier - Reservierung erforderlich - seinen in Kürze auf Deutsch erscheinenden Roman "Verachtung" präsentieren und zieht nun – siehe oben – ins Gartenbaukino um. Die Buchcharts eroberte der Däne mit seiner Reihe rund um Ermittler Carl Morck, der nun zum vierten Mal ermittelt. Wir erinnern uns, das war bisher ERBARMEN, SCHÄNDUNG und ERLÖSUNG, alle im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen. Das stimmt, die Titel klingen alle ein wenig nach Stieg Larsson, aber die Geschichten sind völlig andere, wie ja überhaupt diese Mischung aus Politik – noch dazu internationaler - und Wirtschaft sowie Medien einzigartig war und sicher den großen Erfolg des Schweden begründete.

Ebenfalls Stammgast auf den Hitlisten ist der Schwede Arne Dahl, der eigentlich Jan Arnald heißt, der mit "Gier" – aha, auch er hat die Ein-Wort-Titel, allerdings schon seit 1999! - im Cafe Schwarzenberg den Erstling einer neuen Thrillerserie vorstellt. US-Autor Daniel Woodrell - seine Bücher "Wer mit dem Teufel reitet" und "Winters Knochen" wurden verfilmt - ist mit dem gerade erwähnten, eben erschienenen Werk "Der Tod von Sweet Mister" im Cafe Landtmann vertreten.

Dass gerade die Stars für den Publikumsandrang verantwortlich sind, wollte Thomas Raab so nicht glauben: "Egal, ob da Dahl, Adler-Olsen, Woodrell oder Habakuk steht - die Leute kommen wegen des Events und nicht unbedingt wegen der Namen." Dennoch wird im Zuge des Spezialprogramms mit Agatha Christie auch heuer keiner Unbekannten gehuldigt: Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums ihres Stücks "Mausefalle" beschäftigen sich Peter Rapp und Dieter Chmelar im Cafe Sperl mit der britischen Miss Marple-Schöpferin. Außerdem wird zu einem Krimirätsel in die Wiener Kanalisation geladen und im Radio Cafe wird das letzte "Trautmann"-Manuskript ("Der Tod hält Ernte") des unlängst verstorbenen Autors Ernst Hinterberger erstmals öffentlich präsentiert.

INFO: Sämtliche Programmdetails zur achten Wiener Kriminacht finden Sie unter http://www.kriminacht.at

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