Die verfrühte Fällaktion für den Riederwaldtunnel deutet Nervosität bei den Machern an
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das frühdosierte Vorantreiben des Bauprojekts für die geplante gigantische, um nicht zu sagen monströse Verkehrsanlage am Erlenbruch – die möglichweise nur unzureichend die für sie vorgesehene Funktion erfüllen dürfte – vermittelt einen Vorgeschmack auf das, was da kommen wird.
Das Projekt wird zur Plage für die vom Projekt Betroffenen, Ihnen wird die natürliche, lebensnotwendige Grundlage stückchenweise entzogen. Die Konsequenzen des Riesenbauwerks für den Frankfurter Osten sind unkalkulierbar und werden es bleiben, auch wenn eine entlastende Nordmainische S-Bahn für eine frühere Fertigstellung als das Erlenbruch-Dreieck angekündigt wurde.
Rodung von 44 Bäumen am Erlenbruch
Um Sylvester 2017 wurde von Hessen Mobil angekündigt: ab Jahresbeginn 2018 wird die Rodung von 44 alten Bäumen im Stadtteil Riederwald vorgenommen, diese begänne dann 5 Jahre vor dem eigentlichen Baubeginn des ‚Riederwald-Tunnels‘, der im Zug der Errichtung einer gigantischen Verkehrsanlage – einer Art Moloch von Autobahnknoten auf sehr begrenzter Fläche - geplant ist. Die ohnehin bereits hohen Stickdioxyd-Werte würden mit dem Wegfall der Bäume zusätzlich ansteigen, zumal da mittel- und langfristig auch mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen gerechnet wird. Im online einsehbaren Brief des Hessischen Verkehrsministers Tarek Al-Wazir vom 11.12.2017 an die Bürgervereinigung Nordend e.V. ist von „katastrophalen Verkehrsverhältnissen im Osten Frankfurts“ die Rede.
Im gegenwärtigen Winter käme es zur Fällung von 17 Bäumen, im kommenden Winter kämen nochmal 27 hinzu. Gerechtfertigt erscheint dies durch die erforderliche Verlegung von drei Leitungsbrücken für Gas und Wasser sowie Strom- und Internetkabeln wie auch Abwasserkanälen der „Nord- Südsammler“ unter drei Betondecken (30 auf 10 Meter), mitten in den Grünstreifen am Erlenbruch. Erlenbruch bedeutet, wie mit der Bezeichnung schon anklingt: wertvolles Biotop.
Der Tunnelbau wird aber nicht zeitnah zur Fäll-Aktion begonnen, sondern ist erst für die Jahre 2022/2023 geplant. Ein Nachhaken der kritischen Initiativen im Frankfurter Osten, die mehrere betroffene Stadtteile mit ihren Aktionen abdecken, hat nun dazu geführt, dass zwei der Bäume (von zuerst 46) verschont bleiben.
Zunächst war im Schreiben des Ministers an die Bürgervereinigung Nordend e.V. vom 11. Dez. 2017 von 46 Bäumen, wie auch von Gehölzen, die zur Beseitigung anstehen, die Rede. An dieser Petitesse, der Reduktion um zwei Bäume, lässt sich erkennen, dass die Bürgerinnen und Bürger durchaus Einwirkungsmöglichkeiten auf die Politik haben, wenngleich auch nur in beschränktem Maß. Denn für die Rhythmen des Weltauf- und Welt-Niedergangs zeichnen andere Mächte verantwortlich, denen die Politik aber nur mit unzureichenden Mitteln begegnet.
Die Bürgerinitiativen lassen nicht locker
Auf einer Laternen-Demo engagierter ‚Riederwälder‘ am 11.12.2017 lautete die Forderung an den Landesverkehrsminister Tarek A-Wazir (hier auf den Punkt gebracht):
• Unsere Bäume können noch mindestens 5 Jahre erhalten bleiben
• Nur die Bäume sorgen für bessere Luft am verstopften Erlenbruch
• Und sie sorgen in ihrer Nachbarschaft zu den Häusern für wichtige Abkühlung an heißen Sommertagen
• Kein Zubetonieren der wenigen Grünflächen des Riederwalds vor Baubeginn 2023
Während einer Protestaktion im August des Jahres 2012, als der Protest gegen den Autobahnknoten begann sich verstärkt aufzubauen, stand auch das Schicksal von 51 - bereits verlassenen - Kleingärten am Erlen- und Teufelsbruch auf der Tagesordnung, da sie in den Folgetagen planiert werden sollten. Damals wurden Kleingärten niedergelegt, die noch heute ihre Funktion ausüben könnten, weil sich die praktische Umsetzung des Bauprogramms nur schleppend anlässt. Das könnte damit zu tun haben, dass es für die geänderte Lösung - nach dem Aus für den Alleentunnel - noch kein rechtlich abgesichertes Planänderungsverfahren für A66 und A661 gibt.
Auch stehen gemäß Antrag der Stadtverordneten der regierenden Parteien von Frankfurt am Main zum Schutz der Pestalozzischule noch eindeutig formulierte Konzepte aus.
Folgen des kommenden gigantischen Autobahnknotens werden sein:
• Völlige Verlärmung des Frankfurter Ostens
• Erhöhtes Herzinfarktrisiko
• Verlust der Wohn- und Lebensqualität
• Wertverlust des Wohneigentums
• Soziale Brennpunkte
Das Bauwerk wird den Frankfurter Osten noch weiter grundlegend verändern und alles Gewordene und Gewachsene noch unmäßiger übermannen. In den Sechziger Jahren spielten wir als Kinder in einer Gartenanlage, auf deren ehemaliger Fläche heute ein Hochhaus steht, das jetzt auch schon vom Verkehrslärm überzogen wird. Wer auf den Balkon tritt, bekommt sofort die volle Pulle ab.
Foto:
© Heinz Markert
Info:
Unter www.tunnelriederwald.de finden sich Karten zu den von Hessen-Mobil geplanten Baumfällungen am Riederwald und ein Offener Brief des Hessischen Verkehrsministers Tarek Al-Wazir an die Bürgervereinigung Nordend e.V.
Wir berichteten am 11.05.2017:
https://weltexpresso.de/index.php/heimspiel/9828-ein-monstrum-steigt-auf-im-frankfurter-osten
Anlass war der Demonstrationszug, der sich gegen das Anrücken der unmenschlichen Autobahn im Frankfurter Osten wandte. Der Zug bewegte sich vom Stadtteil Seckbach über Bornheim-Mitte hin zum Torbogen an der Schäfflestraße im Stadtteil Riederwald.