Eintracht Frankfurt unterliegt im ersten Heimspiel Bremen mit 1:2, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Ein ungutes Spiel, eines, das den Eintrachtanhängern unter den 50 000 Zuschauern schlechte Laune machte, wie es ist, wenn in der 96. Minute das Siegestor für die anderen, dieBremer, fällt und sich das Spiel über die Anhänger nach und nach mit einem Unentschieden zufrieden gegeben hatten. Nicht mal das.
Dabei hatte es gut angefangen und schon im Vorfeld schien alles bestens. Nach dem Freiburger Sieg in der letzten Woche und der Rückkehr von Trapp als erfolgreichem Torhüter schien für das erste Heimspiel der Saison, das auch das erste Bundesligaheimspiel für den neuen Trainer Adi Hütter war, eine sichere Sache. Da waren die Bremer vor und das Schicksal oder wie man derartiges Fußballgeschehen nennen soll. Wenn sich man anschließend allerdings die Statistiken zum Spiel anschaute, dann sah man klarer: nur 5 Torschüsse der Eintracht gegenüber 14 des SV Werder! Auf dem Spielfeld hatte man das anderes gesehen – wozu auch das Eckenverhältnis 8:3 für die Frankfurter beitrug, die so was von laschen Ecken fabrizierten - und immer wieder – optisch – den Wechsel zwischen angreifenden Frankfurtern und neu ausholenden Bremer erlebt. Auch das kein Wunder, denn die Zweikampfquote, also das erfolgreiche Abjagen oder Verteidigen des Balles sprach mit 55 Prozent für die Eintracht.
Was war also los? Niederlagen haben viele Mütter und Väter, und sicher kann man den überhasteten Einsatz von Kevin Trapp zwei Tage nach der Rückkehr nach Frankfurt als nicht üblich, auch nicht wünschbar ansehen. Denn die Unsicherheiten in der Abwehr und der fehlende Überblick auch die mangelnde Ruhe da hinten waren sichtbar. Aber es ist doch Spielführer David Abraham zu verdanken, daß nicht früher im Spiel das zweite Tor für Bremen fiel, denn in der 77. Minute stand er auf der Torlinie und köpfte den sicheren Torschuß zurück ins Spiel. Hervorragend und ein Ausgleich für seine schwache Leistung in der ersten Halbzeit.
Also gut, zu der müssen wir endlich kommen, denn in diesem Anfang steckte kein Zauber, sondern eine faule Nuß. Die ersten Minuten zeigten auf beiden Seiten eine angriffslustige Mannschaft, die sehr schnell, so war der Eindruck, spielte und den Ball recht oft wechselte und immer direkt Richtung Tor marschierte. Das Tempo suggerierte, daß bald ein Tor fallen müßte. Und genauso schnell gab es in der 32. Minute einen Vorgang, den man von den Rängen nicht genau gesehen hatte, nur eine Zusammenballung von Spielern am Rand, weshalb Irritation herrschte, als Spielunterbrechung eintrat. Die Fotos zeigen es klar. Eintrachtler Jetro Willems war in der falschen Sportart: beim Ringen. Das ist noch nett ausgedrückt, denn die Bilder, die einen wütenden Willems zeigen, der den Kopf seines Spielgegners Theodor Gebre Selassie herunterdrückt und damit dies auch klappt, ihn an der Brust gleich mal nach hinten drückt, solche Bilder tuen weh. Nicht nur dem Spieler von Werder. Es kam übrigens eine Ohrfeige heraus aus dieser Aktion, die Schiedsrichter Sören Storcks umgehend mit dem Platzverweis ahndete. Das hieß 60 Minuten mit zehn Spielern.
Uns lassen die Bilder nicht los, die keine Rechtfertigung finden. Und dennoch können wir uns einfach nicht vorstellen, aus welchen Gründen Jetro Willems so handelte und wollen von ihm gerne wissen, auf was er reagierte. Wurde von Selassie etwas gesagt?
Stimmt übrigens, was Trainer Hütter anmerkte: am Schluß wäre das Unentschieden fast ein Sieg gewesen. Denn mit zehn Mann eine solche lange Zeit Paroli zu bieten, ist schon schräg. Aber Jetro Willems ist nicht der einzige Zwischenfall, der einen mehr beschäftigt als der Spielverlauf. Ein Verletzter nach dem anderen. Und zwar nicht Kleinigkeiten: Carlos hatte sich schon in den ersten Minuten im Zweikampf mit Davy Klaassen - hätte das nicht geahndet werden müssen? - den linken Fuß vertreten und wurde in der 11. Minute ausgewechselt gegen Evan Obite Ndicka und alles, was man seitdem hört, klingt nach schwerwiegenderer Verletzung. Das macht personelle Umbauarbeiten auf der rechten Seite nötig und Hütter wird sich seine Ausmusterungspläne von Spielern, die unter Kovac feste Besetzung waren, noch mal überlegen müssen. Denn auch der verläßliche Mijat Gacinovic, weiterhin Stammspieler, kollidierte in der 53. Minute mit dem Bremer Tormann Jiri Pavlenka, was für diesen übel ausging, man spricht von Gehirnerschütterung, aber auch Gacinovic mußte verletzt nach dem Elfer raus, den die Kollision der Eintracht einbrachte und den Sébastien Haller scharf und präzise verwandelte, so daß der gerade eingewechselte Bremer Schlußmann Luca Plogmann machtlos das 1:1 hinnehmen mußte. Auch kein schöner Spielbeginn für einen Torhüter, direkt zu einem Elfer auf den Platz zu kommen.
Ja, wir sind das erste Tor für Bremen noch schuldig. Als es in der 20. Minute fiel, konnte man das noch für einen Ausrutscher halten. Yuya Osako war losgelaufen und aus der Perspektive des Schiedsrichters war er im Abseits. Also kein Tor. Doch sein Linienrichter legte Einspruch ein und der Videoassistent stellte zweifelsfrei fest, daß kein Abseits vorlag. Also das 0:1 gegen die Eintracht, für Bremen. Aber nicht die Tore bestimmten den Spielverlauf, sondern der Kampfeswille auf beiden Seiten. Da wollte wirklich jeder den Sieg, die Bremer eine Spur intensiver, denkt man, denn sie hatten nach dem schnellen Tor noch 70 Minuten vor sich, wo sie aufspielen konnten. Aber ihr nächstes Tor fiel erst in der sechsten Nachspielminute, ein so direkter, knallharter, aber in der Wucht auch schöner Schuß. Unhaltbar dachte man und so war es auch. Zum Verdruß von Kevin Trapp und der ganzen Trappfamilie, die zigtausende umfaßte.
Ungut. Wie gesagt. Und zwischendurch sah es sogar nach einer Führung für die Eintracht aus, der der Elfer Auftrieb gegeben hatte. Was beide Mannschaften bei allen Blessuren auszeichnete, war ihre Kampfeswille, der zu diesem schnellen Spiel führte, wo sich die Gegner nichts schenkten. In der Tabelle rutschte Bremen nun auf den sechsten Rang und die Eintracht, nach dem ersten Spiel dritter, darf noch Achter sein.
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Info:
Nach der Länderspielpause geht es am Freitag, 14. in Dortmund für Eintracht Frankfurt weiter und Bremen erwartet am Sonntag, 16. zu Hause den wiederaufgestiegenen 1. FC Nürnberg