F ubahn450 Jahre U-Bahn in Frankfurt: Jubiläums-Fahrt, Festakt und Ausstellung-Eröffnung auf der Hauptwache, Teil 1/2

Eric Fischling

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - 4. Oktober 1968, 11 Uhr: Am Befehlsgeber des weiß-roten U-Bahnwagens 303 sitzt Stadtrat Walter Möller und durchbricht bei der Einfahrt in die Station „Hauptwache“ eine Papierwand. Auf dem Zielschild die Linienbezeichnung „A1 Nordweststadt“.

4. Oktober 2018, wieder 11 Uhr: Am Befehlsgeber des weiß-roten U-Bahnwagens 303 sitzt der Frankfurter Verkehrsdezernent Klaus Oesterling. Eine Papierwand kann er nicht durchbrechen, denn anders als vor 1968 handelt es sich um eine Jubiläums-, nicht um eine Jungfernfahrt. Vor und hinter dem Sonderzug sind Linienzüge unterwegs, die sich an den Fahrplan halten sollten. Aber: Die VGF hat für eine Licht- und Toninstallation gesorgt, die den aus Richtung Südbahnhof ankommenden Zug gebührend begrüßt. Und auch die alte Zugzielbeschilderung hat die VGF vorbereitet.

Wir hatten uns nicht groß engagiert und uns auch zur Sonderfahrt nicht akkreditiert. Aber wir kamen eher aus Zufall genau um diese Zeit aus nördlicher Richtung, also zur Weiterfahrt nach Süden zur Station Hauptwache - und wähnten uns im Kino. Ein unvergeßliches Erlebnis. Nein, nicht die geplante Schau, sondern die erwartungsvollen Frankfurter, die den Bahnsteig auf der Seite, wo es nach Richtung Norden geht, bevölkerten, ach was, fast übereinander gestapelt waren  oder auch, wie Sardinen in der Dose. Sie standen wir Anbeter des Sonnengottes da, irgendwie alle, so kam es einem vor, mit einem Handy bewaffnet, das sie erwartungsvoll in Richtung Süden richteten, denn daher sollte jetzt das große Ereignis - die Jubiläumsfahrt? - kommen. Aber das konnten wir nicht mehr verfolgen, denn usnere Bahn fuhr nach Süden weiter. Aber dieser Anblick! Und kein Handy dabei, um dies aufzunehmen. Aber wir haben erfahren, was los war:

F ubahnDiese Sonderfahrt mit rund 120 geladenen Gästen und Gewinnern eines Preisausschreibens war Auftakt der Jubiläumsfeier, mit der die VGF am Donnerstag, 4. Oktober 2018, auf den Tag 50 Jahre nach der ersten Fahrt einer U-Bahn in Frankfurt, diesen Anlass feiert. Der Fahrt, die auf der alten A1-Strecke zwischen Hauptwache und Nordweststadt (heute Nordwestzentrum) verlief, folgte ein Festakt, mit dem der hessische Staatsminister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Tarek Al-Wazir, Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling und die Geschäftsführung der VGF, vertreten durch Thomas Wissgott und Thomas Raasch, die Jubiläumsfeier auf der Hauptwache eröffneten.


„Die U-Bahn ist eines der wirkungsvollsten Verkehrssysteme zur Lösung von Mobilitätsproblemen in Ballungsräumen“

Staatsminister Al-Wazir sagte zum Jubiläum: „Bereits vor 50 Jahren hat die Überlastung bestehender Systeme – mehr Menschen, zunehmende Mobilität – zum Bau der Frankfurter U-Bahn geführt. Heute stehen wir nahezu vor den gleichen Herausforderungen, und nach wie vor ist die U-Bahn eines der wirkungsvollsten Verkehrssysteme zur Lösung von Mobilitätsproblemen in Ballungsräumen. Fast 400.000 Pendler kommen jeden Werktag nach Frankfurt, viel zu viele fahren mit dem Auto. Vor dem Hintergrund der hohen Schadstoffbelastung nicht nur in der Frankfurter Innenstadt ist die Stärkung und Ertüchtigung des ÖPNV unumgänglich. Die U-Bahn wächst weiter: Nicht nur ins Europaviertel, sondern hoffentlich als nächster Schritt auch bis zum Bad Homburger Bahnhof.“


„Abkehr von der autogerechten Stadt“

Stadtrat Klaus Oesterling hat einen doppelten persönlichen Bezug zur U-Bahn und zu ihrem Jubiläum: „Mein Vater Helmut Oesterling war Technischer Direktor beim damaligen städtischen Verkehrsbetrieb und hat die Eröffnungsfahrt mitgemacht.“ Auch er selber durfte vor dem 4. Oktober bei einer Testfahrt an den Befehlsgeber und 300 Meter selber fahren. „Den Jubiläums-Zug heute zu fahren war deshalb für mich ein bewegender Moment.“ Oesterling erinnerte aber auch an Stadtrat Walter Möller, der nicht umsonst den Beinamen „Vater der Frankfurter U-Bahn“ bekommen habe. Und er verwies darauf, daß auch der 4. Oktober 1968 als symbolträchtiges Datum für die Eröffnung ausgesucht worden war: „Am 4. Oktober 1943 erfolgte der erste schwere Luftangriff auf die Stadt. Die Eröffnung der U-Bahn war ein Zeichen des Aufbruchs. Mit der U-Bahn wurden die elementaren Verkehrsprobleme Frankfurts gelöst und erfolgte die Abkehr von der autogerechten Stadt.“ Ausdrücklich wiesen er und Staatsminister Al-Wazir auf das am 28. Oktober anstehende Referendum in der Nachbarstadt Bad Homburg über die Verlängerung der Linie U2 hin: „Es wäre schön, wenn wir nach mehr als 40 Jahren die Lücke zwischen Gonzenheim und dem Homburger Bahnhof schließen können. Eine Verbindung, die es zu Zeiten der Straßenbahn schon einmal gab.“


„Die Zukunft liegt auf der Schiene“

VGF-Geschäftsführer Thomas Wissgott nannte die U-Bahneröffnung 1968 „ein Wahnsinns-Ereignis mit 90.000 Besuchern“. Und er erinnerte an die Herkules-Aufgabe, die der Bau dargestellt habe: „Während des Baus war die Hauptwache riesiges Loch mit allen Belastungen, die so ein Projekt mitbringt.“ Wissgott spannte den Bogen zu den Zukunftsprojekten der U-Bahn in der Stadt: „Europaviertel, Ginnheimer Kurve, Verlängerung der U2 zum Homburger Bahnhof, das sind die Projekte, an denen wir im Moment arbeiten. Die Zukunft“, so der Arbeitsdirektor der VGF weiter, „liegt auf der Schiene. Und die Weichen für die Zukunft müssen wir heute stellen.“


U-Bahn-Ausstellung und Bühnenprogramm

Nach der Sonderfahrt, die gegen 12.30 Uhr wieder an der Hauptwache endete, und der Eröffnung – symbolisch durch den Anschnitt einer Geburtstagstorte –, wurde die neue Ausstellung „50 Jahre U-Bahn“ im Zelt auf der Hauptwache eröffnet. Sie wurde zum Jubiläum neu konzipiert und bietet noch bis 14. Oktober die Möglichkeit, sich in Text und seltenen Bildern über Planung, Bau und Entwicklung der Frankfurter U-Bahn zu informieren. Anschließend wandert die Ausstellung ins Verkehrsmuseum der VGF nach Schwanheim. Ebenfalls im Zelt und natürlich ebenfalls kostenfrei: ein U-Bahn-Simulator, wie ihn die VGF zur Ausbildung neuer Schienenfahrer verwendet. Was es damit auf sich hat, dazu gibt ein Blog-Beitrag der VGF vom 27. September Auskunft, der unter https://blog.vgf-ffm.de/fahrsimulatoren/ zu finden ist. Ausstellung und Simulatorfahrten sind natürlich kostenlos. Das galt auch für das bunte Bühnenprogramm mit Musik- und Showeinlagen, das die VGF auf der Hauptwache bis 19 Uhr aufgeboten hatte. Besonderer Ehrengast: Der DFB-Pokal, den Eintracht-Sportdirektor Fredi Bobic auf die Hauptwache mitgebracht hatte. Nachmittags hatte die Eintracht dann noch zur Autogrammstunde mit Club-Legende Bernd Hölzenbein gebeten.

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