Mosaike in der Frankfurter Liebfrauenkirche zeigen den Kreuzweg
Eric Fischling
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit Juni 2017 wird die beliebte Frankfurter Innenstadtkirche, die Liebfrauenkirche, saniert. Im ersten Bauabschnitt war sie noch bedingt nutzbar. Seit Juli 2018, während des zweiten Bauabschnittes, ist die Kirche geschlossen. Bei diesen Sanierungsarbeiten wurden Mosaike des Frankfurter Künstlers Ludwig Becker gefunden. Die freigelegten Mosaike zeigen die 14 Kreuzwegstationen von Ost nach West in vier Feldern.
„Die Mosaike stammen aus der Zeit des Wiederaufbaus der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind zeitlos und symbolisieren den Kreuzweg auf eine Weise, dass jeder sich sein eigenes Bild machen kann“, sagte Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker. „Ich bin froh, dass sie erhalten geblieben sind. Für die Kirche sind sie von unschätzbarem Wert.“
Irgendwie ist das ja mehr als verwunderlich. Wie können denn innerhalb eines so kurzen Zeitraums, Kunstwerke an den Wänden vergessen werden. Da sind doch einerseits die Gläubigen, die mitbekommen, daß etwas übermalt wird, die Mosaike nicht mehr sehen, aber davon wissen. Nun gut, die Liebfrauenkirche ist in ganz besonderer Weise eine Kirche für die Vorbeigehenden. Das macht ihren Charme aus, wenn man in Hektik und Lautstärke der Innenstadt, links in den Hof der Kirche tritt und ein Lichtermeer erblickt und dann im Kirchenschiff eine solche Stille erleben, ja genießen kann. Und dann gibt es doch eine Kirchengemeinde, auch die wußte um die Mosaike und die Kirchenleitungen sowieso.
Die Mosaiken sind immer mittig über und unter den Fenstern, beziehungsweise den Durchgängen angeordnet und richten sich in der Art von Supraporten immer an der vorhandenen Architektur der Liebfrauenkirche aus.
Ludwig Becker hat in Frankfurt mindestens noch in drei weiteren Kirchen Kunstwerke geschaffen. Dazu gehören der Kreuzweg in der Heilig-Geist-Kirche im Stadtteil Riederwald, das Mosaik des heiligen Franziskus an der Kindertagesstätte der Gemeinde Sancta Familia in Ginnheim und das Sgraffito an der Kirche St. Albert im Dornbusch.
„Der Frankfurter Ludwig Becker war ein vielseitiger Künstler, dessen Kunst von seinem katholischen Glauben geprägt war. Bei seinen Werken überwiegt die religiöse Kunst und sie gehören heute zur Frankfurter Stadtgeschichte“, sagte Becker.
Neben der Erneuerung der gesamten Elektrik stehen im Rahmen der Sanierung auch die Neugestaltung des Eingangsbereiches, der Taufkapelle und des Altarraumes an. Ebenso sind ein neues Lichtkonzept sowie eine Installation eines Glasdaches für das Dreikönigstympanon aus dem 15. Jahrhundert geplant. Bereits abgeschlossen sind das Herstellen der Abhangdecke unter der Empore und die Malerarbeiten. Die Eröffnung soll Mitte 2019 stattfinden.
Damit ist dann immerhin eine Kirche sehr schnell 'überholt', sagen sich Frankfurter, die immer noch auf die Wiedereröffnung der schönsten Kirche Frankfurts (gemeinsam mit der Justinuskirche in Frankfurt-Höchst) warten, der Kirche St. Leonhard. Allerdings geht es hier nicht um eine Auffrischung, sondern um eine grundsätzliche Rekonstruktion. Aber das ist ein anderes, sehr spannendes Thema.
Fotos:
Mosaike von Ludwig Becker in der Liebfrauenkirche
Uwe Becker und Bruder Christophorus in der Liebfrauenkirche unter den Mosaiken von Ludwig Becker
© Stadt Frankfurt