Vom Schrebergarten zum Urban Gardening. Veranstaltungsreihe in FrankfurtRheinMain, Teil 1

 

Rebecca Riehm

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist weder eine neue Bewegung, noch sonderlich originell, aber es ist eine immer wieder Mut schöpfende Angelegenheit, wenn immer wieder neue Leute sich auf den Weg machen, die grauen Städte zu grünen Oasen werden zu lassen. Und – und das ist das absolut Neue und Originelle – eben auch mit den eigenen Händen, was man mit Fug und Recht eine grüne Bewegung nennen darf.

 

 Auftaktveranstaltung ist am 28. April VOM SCHREBERGARTEN ZUM URBAN GARDENING, die das Jahresthema von GartenRheinMain einläutet, das NEUE LUST AM GRÜN heißt. In der Geschwister-Scholl-Schule der Frankfurter Römerstadt wird ab 11 Uhr rund um die Uhr sichtbar sein, was die Tradition der Haus-und Nutzgärten gemäß der Gartenkonzeption der Siedlung des Neuen Frankfurt in den Zwanziger Jahren aussah. In einer Pressekonferenz konnte man diese Konzeption im Ernst-May-Haus, Im Burgfeld 139 der Römerstadt in Frankfurt am Main genau sehen, denn der längst, durch den Kulturschutt, hier allerdings bestehend aus zu Erde gewordenem Kompost und Planzenresten, um etwa 40 Zentimeter angewachsene Boden wurde auf die ursprüngliche Höhe zurück'geschaufelt', so daß sowohl die Treppen wie auch die Gartenanordnung wieder freiliegen. 

 

Diese bescheren nun den Ernst-May-Häusern nach hinten einen hausbreiten Garten, der zur Hälfte Nutzgarten, zur Hälfte Erholungsfläche mit Rasen ausmacht. Wiederhergestellt, wie der Berliner Gartenarchtiekt Leberecht Migge (1881-1935) sie im Auftrag Mays konzipiert hatte. Der Winter war hart, ein Frühling sozusagen nicht vorhanden und dennoch sprießt es aufgrund der letzten warmen Tage sofort grün aus den angehäufelten Beeten im neuen alten Originalzustand. Grüne Soße steht in Frankfurt eigentlich vor der Tür. Keine Ahnung, was hier wachsen wird. Aber es lohnt sich auf alle Fälle, bald vorbeizukommen und dann auch gleich das Ernst-May-Haus mit der Frankfurter Küche der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky anzuschauen, die sie nach Vorgaben des progressiven Siedlungsdezernenten Ernst May entworfen hatte, als erste, auf die schnelle Erreichbarkeit aller Dinge geplante Einbauküche der Welt.

 

Heute reißen sich übrigens alle Museen darum, aber nur wenige haben ein Exemplar und nicht einmal das Frankfurter Museum für Angewandte Kunst besitzt eine Frankfurter Küche, weshalb das Museum nach Sanierung und neuem Weiß des Richard-Meier-Baus ein FRANKFURTER ZIMMER erfunden und eingerichtet hat, in dem maßgeblich vom Mitarbeiter Mays, dem Architekten und Designer Ferdinand Kramer, Möbel und Hausrat der Zwanziger/Anfang Dreißiger Jahre zu sehen sind, die ihre Fortsetzung nach dem Krieg in den Designern der hiesigen Firma BRAUN fanden, deren Küchenmaschine, Toaster, elektrische Rasierer, Salz-und Pfefferstreuer das non plus ultra jeder modernen westdeutschen Einrichtung wurden mit dem alten, neuen Motto: Form folgt der Funktion.

 

Damit sind wir weitab gekommmen vom Grün und der Lust daran - und doch nicht! Denn wir sind in der Zeit geblieben, in der auch für 'einfache' Menschen so etwas wie Garten und Erholungsstätte in der Stadt sehr wohnnah zum politischen Konzept wurde. Das kann man nicht nur in der Siedlung Römerstadt – aus der ganzen Welt kommen Architekturinteressierte hierher – noch heute sehen, sondern von ihr aus in südlicher Richtung zur sanft fließenden Nidda hin, wo Kleingärten die Sehnsucht nach Grün wiederaufnehmen und dort – nah von den Wohnungen – größere Flächen für den Anbau von Gemüse und Obstbäumen das Gärtnern in der Stadt schon einmal 'modern' machten. Alle paar Jahre und Jahrzehnte wird das Grün und das Gärtnern von Neuem modern, sei es aus wirtschaftlichen oder Erholungsgründen.Warum auch immer, man sollte es nutzen.

 

Ein Wort zu den Schrebergärten, wie man die mit und ohne Verein versammelten Kleingartenanlagen nennt. Moritz Schreber (1881-1935) hatte als pädagogisches Fanal die „Ertüchtigung der Stadtjugend durch Arbeit im Grünen“ gefordert. Das ist insofern witzig, weil der Umgang mit Grün immer auch heißt, daß der Mensch zwar plant, die Pflanze aber weithin das tut, was sie möchte, nämlich wachsen wie sie will. Das war allerdings nicht das Konzept diesen Schreber-Strebers. Der wollte nämlich die jungen Leute auch zurechtstutzen durch diese Arbeit, weshalb er heute in der Pädagogik als Vertreter der Schwarzen Pädagogik gilt, mit dem heute keiner etwas zu tun haben will. Die Benennung solcher wildwachsenden Gärten in seinem Namen hat schon etwas Komisches. Der Einwand stimmt, daß diese Gärten selten wildwachsend sein dürfen, denn oft gibt es strenge Anbauregelungen und restriktive Gartenvorschriften, wo das Schreberhafte sich wieder durchsetzt.Fortsetzung folgt.

 

PS. Eine Fahrradtour zur neuen Lust am Grün beginnt am Samstag, 27. April um 13.45 Uhr in Nieder-Eschbach, Haltestelle der U 2. Anmeldung unter der Internetadresse Stadtevents.

 

INFO:

Das gesamte Veranstaltungsprogramm von GartenRheinMain der KulturRegion für April bis Dezember 2013 ersehen Sie in einer 170 Seiten starken Broschüre NEUE LUST AM GRÜN, die ausliegt, oder im Internet einsehbar ist.

 

 

www.gartenrheinmain.de

 

www.frankfurter-stadtevents.de

 

www.palmengarten.de

 

www.krfm.de