Eintracht Frankfurt erreicht durch ein 2:2 gegen Wolfsburg die Europa League
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese 90. Minute im letzten Bundesligaspiel 2012/13 vergißt niemand, der im ausverkauften Frankfurter Stadion dabei war. Beim Rückstand von 1:2 wird eingeblendet, daß Hamburg gegen Leverkusen verloren hat. Das Klatschen und Jubeln der Zuschauer steigert sich zum Orkan, denn Eintracht Frankfurt ist damit auch bei einer Niederlage für den Europapokal qualifiziert. Da kommt der Ausgleich!
So schnell konnte man gar nicht schauen, wie der Ball im Tor war. Denn es war einfach unerwartet, daß der im Spiel gegen die Eintracht besonders emsige Wolfsburger Ricardo Rodriguez in eigene Tor köpfte zum 2:2 Endstand. Zu sagen,daß es die Eintracht auch aus eigener Kraft geschafft hatte und auch ein Hamburger Sieg den Europa-Einzug nicht verhindert hätte, ist also auch nicht richtig, denn fest steht, daß trotz der irren Dramatik am Schluß die 89 Minuten zuvor die jungen Spieler der Eintracht alt aussahen, nervös dazu und ohne Konsequenz, wirklich siegen zu wollen. So zumindest sah es von den Tribünen aus.
Während man noch gebannt diese wieder einmal unglaubliche Choreografie bestaunte, die die Eintrachtfans über die ganze Kurve zuwegebrachten. Im oberen Bereich las man in Riesenlettern – erzeugt durch Tücher - ADLERINVASION, in der Mitte hingen schwarz-rote Riesentransparente, darunter links und rechts weiße Adler auf Schwarz, daneben rote Adler auf Weiß und in der Mitte weiße Adler auf Rot, während man also noch gebannt das alles registrierte, wuselten auf dem Platz bereits dominant die Wolfsburger. Schon in der 4. Minuten ging ein starker Fallrückzieher knapp über das Tor, in dem der gerade für ein weiteres Jahr von der Eintracht verpflichtete Publikumsliebling, der „Ewige Oka“ Nikolov, auch die nächsten Minuten viel zu parieren hatte.
Das allerdings ging gleich in der 8. Minute schief. Eckball. Rodriguez setzte den Ball in den Fünfmeterraum, wo Jan Polak den Ball ins Eintrachttor köpfte. Lange Gesichter bei den Zuschauern, aber auch das Wiederaufnehmen der Anfeuerungsrufe, die an diesem Samstagnachmittag so lautstark und mitreißend waren wie selten. Die Eintracht hatte es auch nötig. Denn im Mittelfeld nahmen ihnen die Wolfsburger immer wieder den Ball ab und waren blitzschnell vor dem Eintrachttor. In der 13. Minute kam Glück dazu, denn die Wolfsburger hatten mit Makato Hasebes Paß auf Vierinha einen Lauf, der als starker Schuß am Torpfosten endete.
Die ganze erste Halbzeit war die der Wolfsburger. Die Eintracht legte weder ihre Nervosität noch ihre Verzagtheit ab. Eigenartig, die ebenfalls recht junge Wolfsburger Mannschaft spielte derart ausgebufft, nahm den Eintrachtlern so oft den Ball ab, daß man nur staunen konnte. Sie waren überlegen und spielten schneller. Dann aber gab es auf Eintrachtseite auch Takashi Inui. Der war mal rechts, mal links, immer auf jeden Fall dabei.
Dann kam die Kombination Rode auf Jung, der flankte und Inui war zur Stelle, schoß auch gut und richtig, aber knapp links am Tor vorbei. Das war die 16. Minute und in der 19. kam der nächste Inuischuß von rechts, knallhart und an den Posten! Den Abschuß von Tormann Diego Benaglio nahm Ivica Olic auf, bediente den stets präsenten Diego und der schoß direkt ins Eintrachttor. 0:2 in der 19. Minute.
Ratlosigkeit im Stadion. Da war man schon froh, daß aus den weiteren Attacken der Wolfsburger kein Tor entstand. Aus einer echten entstand sogar ein Elfmeter. Den zielstrebigen Inui hatte Hasebe zu Fall gebracht. Doppelte Strafe: Spieler muß mit Rot raus und der Elfer durch Alexander Meier kalt zum 1:2 verwandelt. Das war in der 36. Minute und bis zum Schluß war nicht spürbar, daß die Wolfsburger der Eintracht mit zehn Mann unterlegen waren, weil sie einfach feldbeherrschend agierten. Pausenstand.
Tatsächlich spielte die Eintracht in der zweiten Hälfte offensiver, also gleichwertiger. Und eigentlich war das 2:2 in der 50. Minute unter großem Jubel schon da, aber Torschütze Marco Russ war im Abseits gestanden, nachdem schon zuvor Sebastian Jungs Ball beim Tormann und Bamba Andersons Kopfball nur das gesamte Tor wackeln ließ. In der 59. Minute war Pirmin Schwegler eingesetzt worden, brachte zwar sofort eine Ecke, aber nicht die erwartete Ruhe, dafür war es in der 90. Minute sein Paß, den der Wolfsburger Rodriguez ins eigene Tor verwandelte. Ein kurioses Spiel, das für das Mitmachen der Eintracht in der Europa League durch das Bleiben auf dem 6. Rang nicht mehr entscheidend war, aber doch gut tat.
Die Eintracht, die als einer der drei Aufsteiger, von denen zwei wieder absteigen müssen, sich von Anfang an nur auf den Plätzen 1-6 aufhielt, hat sehr viel mehr geleistet, als jeder von ihr erwarten konnte. Der Jubel nahm kein Ende, in den Trainer Armin Veh ausdrücklich besonders eingebunden wurde.
P.S. Die Statistik läßt einen wieder einmal staunen und den eigenen Augen mißtrauen. Denn die Eintracht hatte 54 Prozent Ballbesitz, das muß die zweite Halbzeit gewesen sein. Sie hat auch mit 49 Prozent der gewonnenen Zweikämpfe nur eine sehr leichte Unterlegenheit, aber auf jeden Fall hat sie im Mittelfeld sehr viel Bälle verloren. Da muß sich Veh etwas einfallen lassen. Zum Toreschießen auch!
www.eintracht.de