Wolkenkratzer-Festival in Frankfurt

 

Barbara Weber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die einzige deutsche Stadt mit einer richtigen Skyline ist Frankfurt. Ihr Spitzname „Mainhattan“ bezieht sich darauf, und die Frankfurter sind stolz auf ihre unverwechselbare Silhouette. Allerdings geht der Blick der Einwohner in der Regel von unten nach oben, da die meisten Hochhäuser nicht öffentlich zugänglich sind.

 

Die Mieter sind hauptsächlich Banken, Unternehmensberatungen und Kanzleien, die aus Sicherheitsgründen Fremden keinen Einlass gewähren. Die oberen Stockwerke sind meist sogar den Vorständen vorbehalten, so dass nur relativ wenige Menschen in den Genuss des wunderbaren Fernblicks kommen. Doch beim spektakulären Wolkenkratzer-Festival hatten ausnahmsweise alle Einwohner und Gäste Frankfurts die Chance, die Wolkenkratzer auch einmal aus einer anderen Perspektive zu erleben.

 

Wer das Glück hatte, eine der begehrten 80 000 Eintrittskarten für eines der Hochhäuser zu ergattern, durfte per Schnelllift in die exklusiven Bereiche. Alle anderen der insgesamt rund 1,3 Millionen Interessierten hatten die Möglichkeit, sich das Spektakel aus verschiedenen Perspektiven, z.B. aus einem Riesenrad, bei einem Bungee-Sprung, auf einer Riesenschaukel, einer Kran-Plattform oder beim Haus-Running an Fassaden anzuschauen.

 

Das zweitägige Programm war aber auch für alle „bodenständigen“ Zuschauer eine Reise wert. Auf dem fünf Kilometer langen „Wolkenkratzer-Parcour“ mit seinen 120 Attraktionen in Frankfurts Innenstadt reihte sich ein optisches und akustisches Highlight an das andere.

 

Mutige Basejumper sprangen mit ihren Fallschirmen von Hochhausdächern, spanische Artisten bauten spektakuläre Menschen-Türme neben der Alten Oper und an einer Hauswand wurde vertikal Fußball gespielt. Die Performance-Künstler von „Generik Vapeur“ bemalten Autos und hängten sie anschließend an einer Leine mit überdimensionalen Wäscheklammern auf. Motorradartisten zeigten an der Hauptwache im Herzen der Stadt eine wagemutige Show auf vertikalen Seilkonstruktionen und der bekannte Freikletterer Stefan Glowacz übernachtete in einem Biwak, das in luftiger Höhe an der Zeilgalerie hing. Der Extremsportler Reinhard Kleindl stellte sogar einen neuen Weltrekord auf: Er balancierte auf einer Slackline – einem 2,5 cm breiten Band – in 185 Meter Höhe.

 

Etwas weniger Nervenkitzel, dafür aber auch viel Spaß gab es bei verschiedenen Konzerten, Otto wurde mit seiner Band, den „Skyline-Jungs“ angekündigt - sonst nennen sie sich „Friesenjungs“. Paul Potts war so begeistert von der tollen Kulisse, dass er fast mehr Fotos von Frankfurt schoss als seine Fans von ihm und Heino wurde mit seinem Pop-Rock-Punk-Programm von Menschen aller Altersklassen bejubelt. Status Quo hatten Ihr Mischpult versehentlich in London vergessen - da war der Veranstalter gefordert, ganz schnell ein neues zu organisieren, was zum Glück auch gelang.

 


Der Nachbau der Skyline aus 150 Tonnen Sand war eine der Attraktionen auf dem Roßmarkt. Nur mit Wasser und Werkzeugen wie Schippe, Löffel und Pinsel schufen der Holländer Jeroen van de Vlag und drei Helfern die mehrere Meter hohen Skyscraper. Es war ein Fest, das Frankfurts spektakuläre Architektur feierte und die ganze Innenstadt in eine fröhliche Flaniermeile verwandelte. Der Termin für das nächste Skyline-Festival steht noch nicht fest, aber wahrscheinlich wird es frühestens in fünf Jahren wieder stattfinden.

 

 

Fotos: Barbara Weber