Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Darüber wird noch viel zu reden sein. Die Katze ist aus dem Sack: Kulturdezernentin Ina Hartwig hat zusammen mit dem Leiter der städtischen Stabsstelle, Michael Guntersdorf, die Ergebnisse des Prüfauftrages zur Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt bei einer Pressekonferenz im Deutschen Architekturmuseum vorgestellt.
„Die Stabsstelle hat zusammen mit den Städtischen Bühnen, den notwendigen Ämtern der Stadt sowie externen Fachplanern fundierte Antworten auf die Fragestellungen der Stadtverordneten erarbeitet. Mit diesen differenzierten Ergebnissen kann jetzt eine grundsätzliche Entscheidung zur Zukunft der Städtischen Bühnen getroffen werden“, bedankte sich Hartwig bei Stabsstellenleiter Guntersdorf und allen beteiligten Mitarbeitern.
Sanierung der Theaterdoppelanlage nicht wirtschaftlich
In einem ersten Schritt prüfte die Stabsstelle eine sogenannte „Basis-Sanierung“, bei der nur das Nötigste saniert und modernisiert sowie die technischen Anlagen ausgetauscht werden. Die Gesamtkosten für diese Variante belaufen sich auf rund 826 Millionen Euro. Grundlegende Defizite, wie die schwierigen Anlieferungsbedingungen und ineffizienten Betriebsablaufe, bleiben weiterhin bestehen. Im zweiten Schritt untersuchte die Stabsstelle eine sogenannte „Verbesserte Sanierungsvariante“. Diese ermöglicht unter anderem Verbesserungen im Bereich der Anlieferung und eine Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit. Auch in dieser Variante bleiben die der Altsubstanz geschuldeten funktionalen Einschränkungen bestehen. Die Gesamtkosten für diese Variante sind mit rund 918 Millionen Euro veranschlagt.
Neubauvarianten für die Oper und das Schauspiel
In einem nächsten Schritt untersuchte die Stabsstelle zwei Neubauvarianten: eine Variante mit optimierten Neubau der Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz und eine Variante mit zwei Neubauten, davon einer auf dem jetzigen Grundstück am Willy-Brandt-Platz und ein weiterer an einem zentral gelegenen Standort. Die Gesamtkosten für einen Neubau der Theaterdoppelanlage am selben Standort sind mit rund 875 Millionen Euro veranschlagt. Bei der Variante mit zwei getrennten Neubauten können Interimskosten für eine der beiden Spielstätten vermieden werden, da mit einem Neubau bereits begonnen werden kann, während der Spielbetrieb in der jetzigen Theaterdoppelanlage noch läuft. Die Kosten dieser Variante sind mit 809 Millionen Euro angesetzt.
Unabhängig davon, welche der Varianten umgesetzt werden soll, rät die Stabsstelle zu einem eigenen Produktionszentrum. Das Zusammenführen der bislang externen Probebühnen und Lager mit den auszulagernden Werkstätten führt zu Synergien im Betriebsablauf und einer erheblichen Reduzierung der Gesamtkosten. Die Gesamtkosten aller Varianten enthalten grundsätzlich die Baukosten, Risikozuschläge, die zu erwartenden Baupreissteigerungen und die Kosten für ein Produktionszentrum.
„Die Ergebnisse der Stabsstelle sprechen eine deutliche Sprache. Als Kulturdezernentin bin ich daher zu einem klaren Ergebnis gekommen. Die alte Doppelanlage ist ein traditionsreicher Bau, es fällt sicherlich vielen schwer, sich von ihm zu trennen. Dennoch kann ich eine Sanierung nicht empfehlen, sie ist wirtschaftlich nicht vertretbar und nicht nachhaltig“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Ich empfehle, zwei Neubauten zu errichten, mindestens einen davon am Willy-Brandt-Platz, den anderen in zentraler Innenstadtlage. Dadurch sparen wir ein Interim ein, ermöglichen den Bühnen ein zukunftsfähiges Arbeiten und bieten den Frankfurterinnen und Frankfurtern einen öffentlichen Raum auch jenseits des Spielbetriebs. Für mich steht fest: Das kulturelle Herz der Stadt schlägt am Willy-Brandt-Platz, wir dürfen es nicht herausreißen.“
Zum Hintergrund:
Im März 2018 war der Magistrat durch die Stadtverordneten beauftragt worden, eine Sanierung unter maximalem Erhalt des Bestandes der Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz zu prüfen. Für die aktuelle Untersuchung wurde die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt“ gegründet, die am 1. November 2018 ihre Arbeit aufnahm und im Kulturdezernat angesiedelt ist. Die heute vorgestellten Ergebnisse ergänzen die 2013 beauftragte und im Jahr 2017 präsentierte Machbarkeitsstudie, die eine reine Sanierung nicht geprüft hatte. Angepasst an aktuelle Baupreissteigerungen und Risikozuschläge liegen die ermittelten Kosten für die Varianten der Machbarkeitsstudie von 2017 mittlerweile bei über eine Milliarde Euro.
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