Eröffnung der 11. Tage der INDUSTRIEKULTUR RHEIN-MAIN vom 13. bis 18. August 2013
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – ARBEITSWELTEN heißt das diesjährige Motto der ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR und arbeitsam ging die Eröffnung im Oosten- Realwirtschaft am Main direkt hinter der neuen EZB auch los, wo es das Wichtigste wurde, wie man sich vor dem heftigen Regen schützen konnte. Der guten Laune und der Neugierde auf die kommende Woche tat das überhaupt keinen Abbruch.
Eher rückten die Leute erst mal zusammen und manche mußten lange ausharren, wie der Offenbacher OB Horst Schneider mit seiner Frau, die über den Main geradelt waren, aber in Sabine von Bebenburg, Geschäftsführerin der unternehmenden KulturRegion FrankfurtRheinMain und den Frankfurter Stadträten Felix Semmelroth und Rosemarie Heilig nebst so vielen anderen guten Gesprächspartner hatten. Dabei darf man Herrn Heldmann nicht vergessen, der sich nicht nur – nomen est omen – als Held im Regenschirmhalten zeigt, sondern der orts- und geschichtskundig den zahlreichen Gästen erklärte, was da passiert, als ein gelber, so richtig schön altmodischer Güterzugwaggon aus der Luft auf die vorhandenen Gleise gelassen wurde.
Dieser Waggon wurde für 40 000 Euro restauriert und war historisch genau wirklich einer der letzten, der IM Jahr 2004 auf der ehemaligen Städtischen Hafenbahn direkt vor die stattliche – und so schöne - Großmarkthalle gefahren wurde, wo die Bananengroßhändler schon auf ihn warteten: hier die Bremer Firma Hameico - Harder, Meiser & Co. Zusammen mit dem offenen grünen Waggon, einem alten Kohlewaggon werden beide hier als „Denkmal des Jahres 2013“ stehen bleiben, zur Erinnerung an die Ruhrorter Werft, dem zentralen Kohlenumschlagplatz der Stadt. Dies kündigte schon einmal Andrea Hampel, Leiterin des Denkmalpflegeamts der Stadt an, die wie zuvor schon Sabine von Bebenburg und Stephan Heldmann die Geschichte des Ortes und der Hafenbahn weitertrugen, deren Tafel unter kräftigem Regenapplaus nun enthüllt wurde.
Das Hören und Lesen ist auch bitter nötig, denn die wenigsten wissen, daß diese Bahn einst die einzige Verbindung zwischen den östlichen und westlichen Hafenbetrieben waren und im übrigen die einzige Eisenbahn durch Frankfurt. Denn damals, direkt nach der Erfindung der Eisenbahn, gab es nur Regionalbahnhöfe in alle Richtungen, weshalb diese Hafenbahn zur innerstädtischen Verkehrsader wurde. Zumindest bis 1888, als mit dem Frankfurter Hauptbahnhof auch eine Verbindung südmainisch über Sachsenhausen erfolgte und eine nordmainisch zum Westbahnhof führte.
Im übrigen ist es guter Brauch in der alten Kaufmannsstadt Frankfurt, die Dinge zu nutzen. Das bezieht sich auf den auffälligen gelben Bananenwaggon, der wirklich wie ein freches Gebrauchskunstwerk von Andy Warhol aussieht und für dessen Wiederherstellung Stephan Heldmann 47 000 Euro sammeln konnte, obwohl er 'nur' 40 000 nutzte. Ein ganzer Zehntausender kam dabei vom Wirt des Oosten, der froh ist, daß er im Waggon wintersicher seine Bestuhlung von draußen unterbringen kann.
Das war also ein gelungener Auftakt, für die am 13. beginnenden TAGE DER INDUSTRIEKULTUR, die aus gutem Grund ARBEITSWELTEN – ARBEITSKULTUR – UNTERNEHMENSKULTUR als Titel tragen. Denn die Jubiläen häufen sich: vor 150 Jahren trafen sich 1863 zum ersten Mal Arbeiterbildungsvereine aus ganz Deutschland in Frankfurt, übrigens unter Leitung unter Leopold Sonnemann, richtig, die Sonnemannstraße im Ostend zeugt von ihm, und er war als Mitgründer der Frankfurter Volksbank und Eigentümer und Herausgeber der Frankfurter Zeitung einer von denen, die die Sache des Volkes in die Hand nahmen. Damals gründeten Wohlhabende Aktiengesellschaften, damit mit dem Kapital vernünftige Einrichtungen wie Palmengarten u.a. geschaffen wurde, die sich irgendwann einmal amortisieren sollten. Heute sind Aktiengesellschaften für den schnellen Gewinn, auf jeden Fall finanziell für den Aktiennehmer gut. Allein an dieser Begriffsumdeutung lassen sich die Unterschiede von gesellschaftlichem Handeln damals und heute gut differenzieren.
Damals wurde auch die THEERFARBENFABRIK MEISTER, LUCIUS & CO gegründet, Vorläufer der Farbwerke Hoechst, die als Unternehmen aufgekauft und verschwunden, dennoch in der Region als industrie-kulturelles und wirtschaftliches Erbe weiterbestehen. Dazu muß man nur in das 127 Seiten starke Programm der 11. Industrietage schauen, wo die alten roten Arbeiterwohnsiedlungen in Backstein einem schön aufgebretzelt heute schmucke Häuschen zeigen. Aber die 312 Veranstaltungen in 38 Städten und Gemeinden unserer Region, den Main und Rhein entlang von Bingen im Westen bis Miltenberg im Osten an den Tagen bis Sonntag, 18. August, müssen Sie sich selbst heraussuchen. Tips hatten wir schon vor Wochen gegeben, denn viele Veranstaltungen sind personell limitiert und schnell ausgebucht. Schauen Sie sofort auf der Internetseite nach.
Wir wollen nur noch darauf hinweisen, daß zu den Jubiläen auch das des Frankfurter Hauptbahnhofes gehört, in den am 18. August 1888 der erste Zug einfuhr. Aber das ist eine eigene Geschichte wert!
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