Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Also wirklich, schon wieder, aber gottseidank schon wieder erfolgreich: die Entschärfung der Kriegsbombe - immerhin fast 70 Jahre her, daß sie einschlug, in den Boden und darum keine Häuser und Menschen zerfetzte. Die 500-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Stadtteil Niederrad konnte am Sonntag, 21. Februar, nachmittags vom Kampfmittelräumdienst des Landes Hessen beim Regierungspräsidium Darmstadt unschädlich gemacht werden.
Man glaubt es nicht, aber es war in den Fernsehbildern sehr gut zu sehen, daß immer wieder Menschen in die Gefahrenzone hineingingen oder sich in ihr bewegten. Deshalb mußte die Entschärfung mehrmals unterbrochen werden, auch nachdem trotz Aufforderung sich zu entfernen, sich immer wieder Menschen im Evakuierungsbereich und der Schutzzone bewegten.
Erst kurz nach 14 Uhr kam die erlösende Nachricht, dass die Bombe amerikanischer Bauart erfolgreich entschärft sei und der Sperrbereich aufgehoben wurde. Die Evakuierungsaktion am Morgen war trotz Pandemie-Bedingungen weitgehend nach Plan gelaufen. Die allermeisten Anwohner waren gut informiert und leisteten den Anweisungen der beteiligten Behörden verantwortungsvoll Folge. Allerdings musste die Entschärfung durch den Kampfmittelräumdienst zunächst mehrfach unterbrochen werden, da sich einzelne Personen nicht an die Anordnungen hielten.
Es war ja auch keine kleine Gruppe von Menschen, sondern rund 4500 Frankfurter hatten die vom Kampfmittelräumdienst festgelegte Gefahrenzone verlassen müssen. Die Corona-Situation mit den geltenden Kontaktbeschränkungen machte die bereits dritte Bombenentschärfung in Frankfurt unter Pandemie-Bedingungen für alle etwas komplizierter. Vermutlich auch aufgrund des freundlichen Wetters nahmen letztlich nur etwa 100 Personen die Corona-gerecht eingerichtete Betreuungsstelle in der Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein in Anspruch. Dort wurden sie von ehrenamtlichen Kräften des Katastrophenschutzes betreut und verpflegt. Menschen, die eine Quarantäneverpflichtung hatten, mussten gesondert abgeholt, untergebracht und wieder nach Hause gebracht werden.
Es waren zudem rund 50 Transporte notwendig für Anwohner, die den Evakuierungsbereich aus anderen medizinischen Gründen nicht selbstständig verlassen konnten. In dem Gefahrenbereich lagen außerdem Sonderobjekte wie das Heizkraftwerk Niederrad, eine unterirdische Gashochdruckleitung, Fernwärmeverbindungen und Umspannanlagen, ein Polizeirevier sowie der S-Bahnhof Niederrad. Altenpflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser waren in diesem Fall nicht betroffen.
Angrenzend an das Evakuierungsgebiet gab es eine weitere, sogenannte Schutzzone. Hier durften Personen Wohnungen, Häuser und Arbeitsplätze ab 11 Uhr nicht mehr verlassen. Zudem war der Aufenthalt im Freien sowie im Bereich von Fenstern, Glastüren, Terrassen und Balkonen untersagt. Fenster und Türen mussten geschlossen bleiben. An diese Regel hielten sich zunächst nicht alle, weshalb die Polizei den Bereich mehrfach kontrollieren musste.
Am Ende konnte der Entschärfer vom Kampfmittelräumdienst die Zündmechanik des großen Blindgängers, der am Dienstag, 16. Februar, bei Arbeiten in einer Baugrube gefunden worden war, zügig entfernen und unschädlich machen. Die Gefahr war damit gebannt. Wenig später wurden Straßensperren aufgehoben und die Anwohner konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Rücktransporte der mobilitätseingeschränkten Personen und der Abbau der Betreuungsstelle nehmen erfahrungsgemäß anschließend immer noch einige Zeit in Anspruch.
Beteiligt an der ganzen Aktion waren das Frankfurter Ordnungsamt mit der Stadtpolizei, das städtische Gesundheitsamt, die Feuerwehr Frankfurt mit Haupt- und vielen ehrenamtlichen Kräften, die Landespolizei, die Bundespolizei, die Hilfsorganisationen DRK, ASB, Johanniter-Unfallhilfe und Malteser Hilfsdienst sowie natürlich der Kampfmittelräumdienst. Insgesamt waren rund 450 Kräfte im Einsatz.
Fotos:
Kampfmittelraumdienst
©Kampfmittelraumdienst RPD
Kampfmittelraumdienst
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