Hilmar Hoffmann DAS ROTHBUCH im Societäts-Verlag, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Er hat es wieder getan. Hilmar Hoffmann, ehemaliger Frankfurter Kulturdezernent und Verfasser von nunmehr zehn Bücher über Frankfurt und Frankfurter, wie Verlagsleiter René Heinen berichtete, wobei Hoffmann inzwischen insgesamt sogar über 50 Bücher niedergeschrieben hat. Jeweils mit der Hand. Aber das Neueste ist immer am interessantesten, vor allem, wo es um Petra Roth geht, 17 Jahr lang Oberbürgermeisterin dieser Stadt.

 

Deshalb heißt es im Untertitel des Buches, das Rothbuch schon deshalb gerne heißt, weil Hilmar Hoffmann ein Roter ist, will sagen, das Parteibuch der SPD hatte und hat und wie alle verstehen, nicht gerne ein Schwarzbuch geschrieben hätte, die Parteifarbe, die seine Favoritin Petra Roth als CDU-Mitglied nun einmal hat, also, im Untertitel heißt das Buch: „17 gewonnene Jahre für die Kultur“. Dabei war Hilmar Hoffmann unter Petra Roth niemals Kulturdezernent, weil er seine 20 Jahre in diesem Amt 1990 beendete, aber er blieb einer der wichtigsten Ratgeber für die Frankfurter Oberbürgermeisterin, die von 1995 bis Mitte 2012 amtierte und einen schlechten Abgang hatte, was das 32. Kapitel mit „Die vergeigte Oberbürgermeisterwahl 2012“ klar und deutlich formuliert.

 

Aber all die vielen Kapitel zuvor lobt Hilmar Hoffmann „seine“ Petra, beide sind Bremer, in den höchsten Tönen und das hat auch dem Präsidenten des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, gefallen, der gerne an den Main ins Historische Museum kam und damit die schwarz-roten Koalitionsgespräche in Berlin „schwänzte“, wie er selbst genußvoll zum Besten gab. Er traf auch auf eine illustre Gesellschaft, die wohl alle beide ehren wollten: den Verfasser und seinen Gegenstand. Da war gekommen Christoph Vitali, unter dessen Ägide die Schirn zehn Jahre zu strahlen anfing, Peter Iden, der ehemalige Feuilletonchef der Frankfurter Rundschau und kritischer Wegbegleiter Hoffmanns und Roths, Iring Fetscher, der sich als Politologe auch in die aktuelle Politik einmischte und überhaupt die ehemaligen Frankfurter Kulturträger wie Universitätspräsidenten und vor allem die gegenwärtigen, die alle noch von Petra Roth ins Amt berufen wurden, sei es Oper, MMK; Historisches oder das Weltkulturmuseum. Wo war Max Hollein? Dabei war auch Friedrich von Metzler, Mäzen und Frankfurter Ehrenbürger.

 

Lammert merkte man seine Freude über das Schwänzen an und auch, welch wichtige Rolle einem Laudator von außerhalb im Großstadtdickicht Frankfurt zukommt. Launig war seine Ansprache und begann selbstkritisch damit, daß man die Größe eines Kulturpolitikers am stärksten an seiner Einsicht in die eigene Bedeutungslosigkeit erkenne. Lammert mußte einfach den Zusammenhang von Kultur und Geld ansprechen und tat dies einmal mit der Kleinhänschen-Rechnung, daß die öffentlichen Haushalte am ehesten im Kulturbereich sparen könnten und dem weiteren öffentlichen Vorurteil, nirgends sonst würde das Geld so aus dem Vollen ausgegeben wie hier. Und sprach gewichtig: „Als Verallgemeinerungen sind beide Vermutungen dennoch falsch!“

 

Dem stimmen alle Kulturleute, also auch wir, zu, aber wichtiger ist, daß dies auch die Bevorzuger von Sport, Sozialem und Wirtschaftsförderung tun. Das Rothbuch von Hilmar Hoffmann aber zeige ganz eindeutig den Zusammenhang von vitaler Stadt, in die Kapitalgeber und Menschen strömten, wenn sie für kulturell relevant gehalten werde, wobei Frankfurt international punkte. „Der Wettbewerb der Städte geht über die Kultur“. Die Deutschen hätten zudem durch ihre Geschichte der späten Nation auch allen Anlaß die nationale Kulturförderung wie überhaupt die Unterstützung der Kultur durch öffentliche Förderung von der Gemeinde bis zum Bund „mit Klauen und Zähnen“ zu verteidigen.

 

Zum Buch selbst trug er amüsiert und amüsierend vor: „Man erfährt hier manches, was für die Nachwelt dringend festzuhalten verdienstvoll ist“, aber eben auch „manch Amüsantes, was man nicht unbedingt wissen mußte.“ Damit unterhielt er den vollgestopften Saal hervorragend. Manche hatten den gerade herausgekommenen Band in der Hand und blätterten: Die einen schauten, ob sie selbst im Buch vorkommen, die anderen nach gewichtigen Namen und schnurrigen Geschichten hierzulande.

 

Verlagschef Heinen hatte schon zu Beginn die Emanzipation des Rothbuches aus einem Band über die Oberbürgermeister Frankfurts, das Hilmar Hoffmann zuvor verfaßte, herausgestellt. Das Roth-Kapitel wurde einfach so umfangreich, daß sich ein eigener Band anbot. Warum, konnte man gleich zu Beginn der Lesung durch den Verfasser Hoffmann erkennen. Schon in der Beschreibung der Kindheit der Heldin Petra „Aufgewachsen im behütenden Elternhaus hanseatisch geprägter Kaufmannstradition, einer Sphäre der Liberalität und der Aufklärung, hat Petra Roth...“ und schon ist Max Weber im Spiel!

 

Petra Roth, die ihre Rolle als Gegenstand eines Buches bei der Präsentation des Buches durch Verfasser und Verleger dabeizusein, schon als nicht ohne empfand und kritisch ansprach, entkam der Lobhudeleien durch Zweierlei. Einmal setzte sie eine ernste, fast unfreundliche Miene auf – verständlich, wenn man öffentlich so herausgestrichen wird – und dann setzte sie hinzu: „Meine Eltern hätt's gefreut, meine Mutter und mein Vater hätten es sogar geglaubt – und ich glaube es heute auch mal, nämlich all die Sachen, die der ehemalige Kulturdezernent Hilmar Hoffmann heute über sie erzählt und im Buch schreibt.

 

FOTOS: Rita Hartenfelser/A2Bildagentur

 

INFO:

 

Hilmar Hoffmann, Das Rothbuch, Societäts-Verlag

Hilmar Hoffmann, Frankfurts Oberbürgermeister 1945-1995, Societäts-Verlag