Oberbürgermeister Feldmann trauert mit Frankfurt und uns um Stadträtin Lilli Pölt

 

Claudia Schulmerich und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn Peter Feldmann mit großer Trauer und Bestürzung die Nachricht vom Tod der ehrenamtlichen Stadträtin Lilli Pölt aufgenommen hat, so ging es unserer Frankfurter Redaktion genauso. Die 82jährige war nach langer schwerer Krankheit am Freitag verstorben.

 

 

Wie schwer krank sie war, konnte man ihr, die früher die pralle Lebensfreude auch äußerlich verkörperte, über die letzten Jahre monatlich ansehen, wo sie immer dünner und kleiner wurde, aber immer genauso so liebenswürdig blieb und zu aller erst fragte, wie es uns gehe, bevor man an sie diese Frage richten konnte. Und vor allem, sie kam auch weiterhin zu uns Menschen, die sich bei wichtigen politischen oder kulturellen Veranstaltungen umeinanderscharen. Sicher auch zum guten Teil, um das Dazugehören zu dolumentieren.


„Es gibt wohl nur wenige Kommunalpolitiker, die ihre Popularität erreichen. Sie war immer nah an den Menschen. Von ihr hörte man nie die Worte: Ich bin nicht zuständig. Stattdessen hat sie die Dinge energisch angepackt und meist auf informellem Weg die Probleme der Bürger gelöst. Ihr Tod ist ein großer Verlust für die Stadt Frankfurt. Sie wird uns fehlen, “ sagte Feldmann. Und selten empfand ich eine offizielle Äußerung so in meinem Sinne gesprochen.

Lilli Pölt gehörte dem Magistrat der Stadt Frankfurt mehr als 25 Jahre an. Vor mehr als 40 Jahren war sie das erste Mal in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gewählt worden. Oberbürgermeister Feldmann, der mit Lilli Pölt freundschaftlich verbunden war, erinnerte an ihr Lebensmotto: „Ihre Motivation als Politikerin tätig zu werden, ist einfach zu beschreiben. Sie sagte immer, ich will für die Frankfurter da sein!“

„Ruhestand kannte sie nicht, auch nicht, als sie schon von ihrer schweren Krankheit gezeichnet war. Ihr soziales Engagement ist legendär. Sie war eine Stadträtin, die anpackte. Davon haben viele Menschen in den Stadtteilen und Vereinen profitiert, “ so das Stadtoberhaupt. Lilli Pölt, die in ihrem langen Leben eine Reihe von Schicksalsschlägen verkraften musste, sei immer echt und authentisch gewesen. „Das liebten die Frankfurter so an ihr,“ sagte Feldmann abschließend.

 

Es liegt so nahe, aus dem Reichen Schatz der Erfahrungen mit Lilli Pölt zu erzählen, denn sie war die direkteste Person im politischen Geschäft, die man sich denken kann. Gleichzeitig mahnt ein der Tod von jemandem, den man schätzte, ja mochte und lieb hatte, auch, an Respekt dieser Person gegenüber nichts fehlen zu lassen. Aber die folgende Geschichte muß einfach sein, denn in ihr drückt sich der Mutterwitz der Lilli Pölt genauso aus, wie ihr liebenswürdiger, aber durchaus süffisanter, ja geradezu phänomenaler politischer Witz.

 

Es war zur Einweihung des Museums der Modernen Kunst (MMK), über dessen Entstehung wir auch gerade anläßlich des Todes seines Erbauers Hans Hollein gedachten. Es war also die Einweihung und man kann wirklich sagen: ganz Frankfurt war dabei. Eben auch die Stadtverordnetenversammlung mit ihren Fraktionen. So mancher der Gäste staunte nicht wenig, über die Bestückung dieses einen Saales, der nach hinten verengend, eine ganz eigene optische Erfahrung bereitet. Hier aber ging's um die 'Bestückung'. Es handelte sich um die seither weltberühmte TISCHGESELLSCHAFT von Katharina Fritsch. Wir blicken vom Kopf her auf eine lange schmale Tischreihe, an der – einer wie der andere – Männer mit denselben Hemden und Anzügen sowie mit denselben Gesichtern und Haaren sitzen.

 

Lilli Pölt sah sich das kurz an, eilte zurück in den vorderen Raum und sagte zu ihren Kollegen aus der Stadtverordnetenversammlung, allerdings nur zu denen der CDU: „Ihr müßt gleich nach drüben gehen, dort habt Ihr eine Fraktionssitzung!“ Wenn Menschen schon sterben müssen, dann ist es schön, solche Geschichten zu haben.

 

Zu Lilli Pölt gibt es aber noch etwas zu sagen. Man sah weithin keinen fröhlicheren Menschen und auch keinen, der anderen nicht Mut gemacht und immer gut zugeredet hätte. Dabei hat sie in ihrem Leben auf einmal mit einem Schicksalsschlag nach dem anderen umgehen müssen. Schicksalsschlag, das sagt sich so neutral. Dahinter steckt Sterben und anderes, für dessen Bewältigung man sie nur bewundern konnte. Auf jeden Fall bleibt ihr Gedenken in uns und dann – so ist es wirklich – lebt sie dort weiter.

 

FOTO:Lilli Pölt, fotografiert von Wygoda