Nachträgliches von der Nacht der Museen im Mai 2014

 

Notker Blechner

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - - Nicht einmal der Regen konnte Frankfurts Nachtschwärmer und Kulturinteressierte vom späten Kultur-Trip am Wochenende abhalten. Gut 35.000 Besucher strömten bei der "Nacht der Museen" in Frankfurts und Offenbachs Kulturtempel. Dort gab's bis zwei Uhr nachts nicht nur Kunst zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen und Ausprobieren. Wer nicht aufpasste, wurde auch noch angespritzt…

 

Kann Gemüse und Obst schneiden Kunst sein? Für die Schwedin Helga Wretman ist die Antwort eindeutig "ja". Sie demonstrierte in der Schirn während der "Nacht der Museen", welch Klangkompositionen das Zerlegen von Lebensmitteln wie Karotten, Äpfeln und Salat erzeugt. Als sie eine Wassermelone in eine Kiste schleudert und das Fruchtfleisch aufspritzt, weichen die Besucher erschreckt zurück. Installationskunst kann Flecken hinterlassen…

 

Zum Glück ist das Interesse für die traditionelle Kunst noch etwas größer. Vor der Ausstellung "L'Esprit Montmartre" staut sich eine lange Warteschlange.

 

 

Mit Komödianten durch Himmel und Hölle

 

Im Museum für Moderne Kunst (MMK) wird die aktuelle Ausstellung mit einer Performance kombiniert. Passend zur Schau "Die göttliche Komödie. Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler" flanieren kostümierte Schauspieler durch die Räume und setzen sich mit Dantes Komödie auseinander. Die Besucher schauen irritiert.

 

Exotisch geht es auch auf der anderen Museumsufer-Seite im Weltkulturen-Museum zu. Die Sonderausstellung "Ware und Wissen" zeigt, wie anthropolog

ische Aufnahmen von "fremden Völkern" gesammelt und gehandelt werden. An einem Tisch sind Fotos von rund 100 Penissen asiatischer und afrikanischer Naturvölker aufgebahrt. Ein Vater hält sein staunendes Kind über den Tisch. "Glauben Sie wirklich, das ist für ein Kind geeignet?", raunzt eine Aufpasserin des Museums den Mann an. Der gibt sich cool. "Da ist doch wirklich nichts Schlimmes zu sehen", entgegnet er der Frau und schlendert mit seinem Sohn in den nächsten Raum.

 

 

Zurück in die Mode der 70er

 

Weniger wissenschaftlich geht es ein paar hundert Meter im Museum für Kommunikation zu. Dort gibt es Kunst zum Anfassen und Mitmachen. Im Rahmen der Ausstellung "Bin ich schön?" können die Besucher in Outfits der 70er Jahre schlüpfen und sich fotografieren lassen. Im Foyer gibt es Bodypainting auf nackte Haut. Und passend dazu läuft unten eine Karaoke-Show und Disco mit Hits aus den goldenen 70ern.

 

Irgendwie hat man den Eindruck, dass nur noch mit Performance und Mitmach-Angeboten die Besucher an die Kunst herangeführt werden können. Da, wo die Ausstellungen im Mittelpunkt stehen und Musik allenfalls ein kleines Beiwerk ist, kann man die Kulturinteressierten an einer Hand ablesen.

 

Regen und höhere Preise schrecken nicht ab

 

Immerhin: Auch dieses Jahr gingen 35.000 Menschen wieder auf Entdeckungstour in 46 Museen und Kulturinstitutionen in Frankfurt und Offenbach - 5.000 weniger als in den Jahren zuvor. Angesichts des teils strömenden Regens und der um zwei Euro auf 14 Euro erhöhten Ticketpreise ist das aber eine beachtliche Zahl.

 

Erstmals dabei ist die Goethe-Universität aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens. Studenten führen die Besucher durchs Gelände.

 

 

Tolle Stimmung in der Judengasse

 

Eine Farewell-Party gibt derweil das Museum Judengasse. Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen herrscht ausgelassene Stimmung. Eine Klezmer-Band heizt den Besuchern ein. Bis 2017 soll das Museum renoviert werden.

 

Die letzten vollbesetzten Shuttle-Busse fahren um zwei Uhr nachts durch Frankfurts nasse Straßen. Wer immer noch nicht genug hat, tanzt auf dem Dachgeschoss der Skyline Plaza ab. Dort findet die hr3-Party bis in die frühen Morgenstunden hat. Mit Kunst hat das allerdings nichts mehr zu tun…

 

 

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