Vortrag von Naomi Feuchtwanger-Sarig und Eröffnung der Kabinettausstellung im Museum Judengasse

 

Roman Herzig und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Frankfurter wissen um die Dependence des Jüdischen Museums im 'Museum Judengasse', denn dort, wo einst die Jüdische Synagoge stand, die die Nazis in der Pogromnacht vom 10. November 1938 durch Brand völlig zerstörten, die Max Beckmann immerhin in seinem Gemälde für die Überlebenden festgehalten hat, wurde nach großen öffentlichen Protesten ausgerechnet das Gaswerk der Stadt angesiedelt.

 

Gut, nicht nur das Gaswerk, der gewaltige Neubau des Kundenzentrum der Stadtwerke Frankfurt am Main befindet sich dort. Beim Bau Ende der Achtziger Jahre wurden Reste einer Mikwe und Fundamente von Judenhäusern gefunden, denn dort verlief die historische Judengasse. Auch Teile des Fundaments der verbrannten Synagoge wurden freigelegt. Alles zusammen führte dazu, daß – nicht eigenem Wunsch der Stadt folgend, sondern auf die nicht nachlassenden Proteste hin – daß ein Teil der Freilegungen archäologisch gesichert wurde und 1992 dort das MUSEUM JUDENGASSE als Teil des Jüdischen Museums am Main entstand.

 

Die Ausstellung in der Judengasse sind kleinere als im Jüdischen Museum, vor allem aber ist die Atmosphäre eine andere. Dort empfindet man tatsächlich eine Aura. Gut paßt dazu der heutige Vortrag. „Was Schudt sah, schrieb und wusste. Johann Schudts Beschreibungen jüdischer Rituale, Bräuche und materieller Kultur" – unter diesem Titel hält Naomi Feuchtwanger-Sarig (Tel Aviv) am Montag, 23. Juni, einen Vortrag im Museum Judengasse. Im Anschluss sind alle Zuhörer zu einem kleinen Empfang und zur Eröffnung der Kabinettausstellung über Johannes Schudts Werk ins Museum Judengasse eingeladen.

Die jüdische Gemeinde in Frankfurt war in der Frühen Neuzeit eine der bedeutendsten Gemeinden im deutschen Sprachraum. Ihre Größe, ihr Reichtum und die Bedeutung ihrer Gelehrten innerhalb der jüdischen Welt machte Frankfurt zur »Muttergemeinde in Israel«. Daher räumt der Frankfurter christliche Theologe Johann Jakob Schudt in seiner barock ausführlichen jüdischen Weltgeschichte der Darstellung der Frankfurter jüdischen Geschichte einen bedeutenden Platz ein: zwei von drei Bänden widmet er der Darstellung der Geschichte und Kultur der Frankfurter Juden.

Anlässlich der 200. Wiederkehr der Erstauflage der »Jüdischen Merckwürdigkeiten« stellt das Jüdische Museum Frankfurt in einer Kabinettausstellung Schudt und seine Zeitgenossen vor. Vielfältig war das Interesse christlicher Gelehrter, das sich in einer reichhaltigen Literatur über Juden manifestiert. Die Ausstellung ergänzt den forschenden, dabei fremden Blick in die Judengasse um eine Reihe von Werken, die in der Judengasse selbst entstanden sind und lässt die jüdische Kultur der Zeit somit unvermittelt zu Wort kommen.

 

Foto: Umzug durch die Judengasse, Jüdisches Museum