Eintracht Frankfurt spielt zum Saisonbeginn Inter Mailand mit 3:1 nieder, Teil 2

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am Schluß waren alle mit allem versöhnt. Mit der mehr als durchwachsenen letzten Saison, mit der Hängepartie neuer Spieler, mit den recht miesen bisherigen Spielen, mit dem neuen Trainer Thomas Schaaf, mit dem alten Eintrachtboß Heribert Bruchhagen, selbst mit dem Wetter – und das alles brachte der 3:1 Sieg zustande, aber eigentlich mehr noch die Art, wie die neue Eintracht ihn erspielte.

 

Damit wir zu Beginn der Saison noch mal klar sehen. Die Spieleraufstellung der Eintracht mit sehr vielen neuen Namen zeigt auch eines ganz deutlich. Die damalige Absicht, durch ein intensives Jugendtraining sich die fitten Spieler von morgen „heranzuzüchten“ ist nicht aufgegangen. Das Gegenteil ist eingetreten: von den 11 Spielern der Anfangsformation sind zwei Deutsche übriggeblieben. Das lag auch daran, daß Alex Meier verletzt war – das wäre der Dritte.

 

Die Kulisse mit den ausverkauften Rängen – 50 000, das heißt auch, daß die Gästeecke fast leer blieb, schade, denn wir sahen, wie viele ergebnislos nach Hause fuhren, die die Nachricht: alles ausverkauft nicht verschreckt hatte, sondern deren Prinzip Hoffnung hieß. Sie mußten unverrichteter Dinge abziehen, was wir nicht verstehen, denn da war doch noch Platz?

 

Die Eintracht legte gleich erst mal los, aber schnell übernahmen die Gäste die Bälle. Inter Mailand? Ja, den meisten sagt das was, aber der gemeine Fußballdeutsche ist stärker über die spanische und die englische Liga informiert, denn die italienische, wo Inter derzeit nicht die bedeutende Rolle von vor einigen Jahren spielt. Die Eintrachtler wuselten erst einmal herum und die Aktionen sahen kopflos und auch fußballerfußlos aus. Anderseits konnten die Mailänder mit ihrer Platzüberlegenheit nichts anfangen – und die änderte sich schlagartig. Als es in der 20. Minute zwei hinreißende Eckbälle gab. Das blitzte kurz das Können auf, das sich alle ersehnen und wie oft bei der Eintracht: kurz darauf machen die anderen das Tor. Das 0:1 fiel geradezu zufällig in der 25. Minute.Es war Ruben Botta mit der Nummer 19, der den Ball abstaubte, aus Argentinien kommend, das ja massenhaft durch Italiener besiedelt wurde. Ein guter Anlaß, sich die Mannschaftsaufstellung der Italiener anzuschauen. Sehr viel italienische Namen finden wir dort übrigens auch nicht. Schaut man sich das im Vergleich an, findet man mit Yuto Nagatomo sofort auch einen japanischen Spieler und Namen, die nach dem alten Jugoslawien klingen.

 

Es war, als ob die Eintracht diesen Dämpfer des Rückstandes gebraucht hätte, denn sie legte einen Zahn zu und spielte auf einmal derart lebendig – Motor Takashi Inui lief auf Hochtouren - , so daß aus seinem Paß der Brasilianer Lucas Piazon – Leihgabe des FC Chelsea – einfach in der 27. Minute ins Tor schoß, schön dazu. Überhaupt konnte man an beiden Spielern seine und ihre Freude haben, denn das Zusammenspiel klappte zunehmend besser und insbesondere Piazon zeigte, welche Entwicklungsmöglichkeiten er noch hat. Er war es nämlich, der einige Minuten später den zweiten Treffer vorbereitete. Denn jetzt ging es auf Seiten der Eintracht im fünf Minuten Takt weiter. Piazon gab zurück, Makoto Hasebe leitete weiter an seinen Landsmann Inui, der suchte den richtigen Nehmer aus und legte den Ball der zweiten stürmerischen Neuerwerbung Haris Seferovic vor, der sich als der Knipser betätigte, als der er erwünscht ist und der Ball war zum 2:1 im Tor.

 

Damit war die Eintracht nicht zufrieden, endlich lief der Ball und deshalb lag das 3:1 schon vor der 33. Minute in der Luft, als der Ball erneut von Seferovic im Mailänder Tor landete und Samir Handanovic dies nicht verhindern konnte, der ansonsten noch manchen Schuß der Gastgeber hielt. Mehr muß man nicht berichten, denn in der ersten Halbzeit probierte es die Eintracht weiter, gab allerdings irgendwann in der zweiten den Drang zum gegnerischen Tor auf, zeigte aber allenthalben, daß da noch mehr gewesen wäre. Wolle mer net üwertreiwe, würde das Motto auf Frankfurterisch lauten. So waren alles zufrieden, daß auch die zweite Hälfte ergebnislos, aber unterhaltsam über die Bühne lief.

 

Anschließend mochte der italienische Trainer in der Pressekonferenz nicht mal erscheinen und der Thomas Schaaf nur für sich und die Eintracht sprechen, was schade war, denn zu der ziemlich miesen Verfassung und Leistung von Inter Mailand hätte man schon mal gerne etwas gehört. Die Lesart des Trainers liegt auf der Hand und wird von den Sportjournalisten auch geteilt: Ein schönes Spiel, das zeigt, daß mit dieser Mannschaft einiges möglich ist, aber keine Garantie, wie sich dies in der Bundesliga auszahlen wird. Denn diese Spiele unterliegen einer anderen Dynamik als solche Freundschaftsspiele.

 

P.S. Das ist nicht ganz richtig. Denn tatsächlich ging es um was. Um den neugeschaffenen Pokal, der FRANKFURT MAIN FINANCE CUP heißt und den der langaufgeschossene Kevin Trapp gar nicht mehr aus den Händen geben wollte. Er war an diesem Nachmittag Kapitän der Mannschaft. Und daß die Mannschaft unendlich sei, konnte man fast glauben, als Schaaf kurz vor Ende fast alle Ersatzleute durch Auswechseln noch zum Einsatz brachte. Eine nette Geste.

 

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