Wie Frankfurt zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte wurde, Teil 1

 

Eric Fischling und Margarete Lausberg (pia)

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Vor 175 Jahren, im September 1839, ging die Taunus-Bahn auf die Strecke. Sie steht am Anfang der Entwicklung Frankfurts zur Drehscheibe des Verkehrs auf Schiene und Straße, zu Wasser und in der Luft in dem Ausmaß, wie wir das heute kennen. Idealer Treffpunkt schon im Mittelalter durch die Reichsstraße Nummer 1, was die Frankfurter Messe seit daher zu festen Größe machte.

 

Es hätte so schön werden können, Anfang des 19. Jahrhunderts. Reger Dampfschiffverkehr auf dem Main und die reichen Frankfurter Bankiers als Antreiber mobiler Innovationen, die man durch Aktiengesellschaften absicherte. Doch der tückische Fluß setzte den Plänen zunächst ein Ende. Noch dazu trieben Städte wie Hanau und Mainz den Straßenbau voran, Offenbach schlug eine Brücke über den Main – die Verkehrsströme der Zeit verlagerten sich.

 

Schleichend war es vorbei mit der Jahrhunderte alten Monopolstellung der Freien Stadt Frankfurt als Flußübergang, die stolze Messestadt drohte trotz zentraler Lage verkehrstechnisch ins Abseits zu geraten, der Fernhandel als eine Basis des Reichtums zu versiegen. Den Weg aus der Krise wies eine Erfindung aus England – die Eisenbahn. Die Stadtoberen entwickelten hoch fliegende Pläne: Frankfurt sollte nichts weniger werden als der Hauptknotenpunkt des Eisenbahnverkehrs.

 

 

Eisenbahnen müssen in Frankfurt zusammentreffen

 

Mit dabei waren erneut vermögende Kaufleute und Bankiers. Im Juni 1836 gründeten sie gemeinsam mit Wiesbadener Kollegen das Taunus-Eisenbahn-Komitee zum Bau einer Trasse entlang des Mains in die Hauptstadt des damaligen Herzogtums Nassau. Anschluß an den Rhein und die dort prosperierende Dampfschifffahrt inklusive. In einem Schreiben an den Senat der Stadt machten die Frankfurter deutlich: „Unsere Vaterstadt, in dem Mittelpunkt Deutschlands gelegen (...), darf nicht versäumen, sich der Verbindungsmittel zu versichern. ... Die Eisenbahnen von Hamburg, Leipzig, Augsburg, Nürnberg, Basel, Mainz müssen in Frankfurt zusammentreffen.“

 

Damit sei der Wohlstand aufs Neue gesichert. Eine Überzeugung, die sich bewahrheiten sollte: Denn mit der Kombination Straße-Schiene knüpfte Frankfurt wieder an die alte Stärke an. „Wo sich Verkehre kreuzen, werden Waren umgeschlagen. Wo Handel und Industrie angesiedelt sind, ziehen Menschen hin“, beschreibt Michael Kluger vom House of Logistics and Mobility (HOLM) die immer noch gültige Standortregel.

 

 

Ein Jahr nach Baubeginn aufs Gleis gesetzt

 

Das Geld für die neue Eisenbahn kam von privaten Investoren. Die Umsetzung nahm Senator Eduard Franz Souchay (1800-1872) in die Hand. Der Jurist feilschte um die Verträge und schloss schließlich den Staatsvertrag mit dem Herzogtum Nassau. Die Frankfurter drückten aufs Tempo. 1839, nur knapp ein Jahr nach Baubeginn, setzten sie den ersten Probezug auf die Gleise. Er rollte aus dem in der Nähe des heutigen Willy-Brandt-Platzes und der Taunusanlage gelegenen Taunusbahnhof hinaus ins benachbarte Höchst. Im September 1839 nahm die Bahnlinie auf dieser Strecke den Linienverkehr auf. Die vorläufige Endstation Wiesbaden wurde einer Veröffentlichung des Landesamts für Denkmalpflege zufolge 1840 angebunden. Die florierende Privatbahn lief bis zur Übernahme durch den preußischen Staat 1872. Fortsetzung folgt.

 

Foto: Institut für Stadtgeschichte

 

Weiterführende Informationen:


Dr. Eduard Franz Souchay (1800–1872): Schöffe und Senator der Stadt Frankfurt. Bundestagsgesandter. Nach Souchay ist eine Straße in Sachsenhausen benannt. Zu Souchay auch: http://www.lagis-hessen.de/pnd/117484423

Aufsatz „Die Haupteisenbahnen in Hessen“ http://www.denkmalpflege-hessen.de/Download/PR1-EB1.pdf

Aufsatz „Von der Frankenfurt zum europäischen Verkehrknoten“ in http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/48869291/blickzurueck_verkehrsknoten_fra_fofra_2-73-79.pdf