Wie Frankfurt zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte wurde, Teil 2
Eric Fischling und Margarete Lausberg (pia)
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Konzept, die Bahnhöfe dicht an den Aufenthaltsorten der Menschen anzusiedeln, führte zu den vielen Vorortsbahnhöfen. Frankfurt entschied sich im 19. Jahrhundert für ein anderes Konzept, das fast dem der heutigen ICE-Bahnhöfe wie Baden-Baden gleicht, mit dem Unterschied, daß damals die Städte wuchsen, was weiter weg war, kam ganz nah.
Einer der wichtigsten Bahnhöfe Deutschlands
Zu dieser Zeit zeichnete sich bereits der nächste Modernisierungsschub der Verkehrsinfrastruktur ab: Der 1888 eröffnete, damals noch vor der Stadt liegende Hauptbahnhof bündelte sämtliche Frankfurt tangierenden Strecken. Das riesige Gebäude war die größte Bahnstation Europas – und die Vision der Frankfurter Kaufleute, Bankiers und Politiker Stein gewordene Realität, die bis in die Moderne nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt hat.
Für die Bahn AG bildet der Bahnhof der Mainmetropole aufgrund seiner zentralen Lage auch heute noch die wohl wichtigste Drehscheibe des Schienenverkehrs in alle Himmelsrichtungen. Rund 350.000 Menschen machen den Bahnhof zu einem der am höchsten frequentierten Fernbahnhöfe Deutschlands, in dessen Untergeschossen S- und U-Bahnen die Pendler zu den Büros in der City transportieren. Der zweite Fernbahnhof am Flughafen entlastet den am Rande der Kapazitäten angekommenen Kopfbahnhof, um den im Laufe von 126 Jahren ein pulsierendes Stadtviertel gewachsen ist.
Auch in die Wasserstraße wurde investiert
Im ausgehenden 19. Jahrhundert trieben die Frankfurter parallel zum Zugverkehr den Ausbau des Mains voran, um bei Transport von Massengütern wie Kohle nicht erneut ins Hintertreffen zu geraten. Der Main wurde kanalisiert, die Stadt investierte zunächst in den West- und später in den Osthafen, in dem einmal – so die Idee – die Schiffe eines Rhein-Main-Donau-Kanals festmachen und Fabriken produzieren sollten. Die Wasserstraße wurde erst 1992 Wirklichkeit. Da hatte der Strukturwandel das Industriegebiet um die Hanauer Landstraße bereits fest im Griff. Zwar gibt der Osthafen immer noch mehreren tausend Menschen Arbeit, doch in den Gebäuden rundherum fließt der Verkehr auf dem Datenhighway. Dank der Infrastruktur und der Lage Frankfurts im Herzen Europas hat sich hier ein innovatives, virtuelles Verkehrs- und Kommunikationsnetz mit Wachstumspotenzial etabliert, das Jahr für Jahr Millionen bewegt.
Amerikaner bauten Tor zu Europa aus
Bei der zentralen Position im Straßen- und Luftverkehr profitierte Frankfurt von politischen Gegebenheiten. Es „half die Paralyse des konkurrierenden Verkehrsknotens Berlin durch die deutsche Teilung“, stellt Ralf Roth, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität fest. Nach dem 2. Weltkrieg bauten die amerikanischen Truppen den von den Nationalsozialisten vom Rebstockgelände an den Stadtwald verlegten Rhein-Main-Flughafen zum „Gateway to Europe“ aus und nutzten einen Teil des Areals als Luftwaffen-Stützpunkt. Der Flughafen mit seinen rund 57 Millionen Passagieren ist die Nummer drei in Europa und will weiter wachsen. Das in der Nähe gelegene Frankfurter Kreuz ist ein Sinnbild der automobilen Gesellschaft. Mehr als 330.000 Autos pro Tag machen das kleeblattförmige Bauwerk zu einem der meistbefahrenen Straßenknoten Europas. Hier, südwestlich der Mainmetropole, begegnen sich die Symbole der mobilen Welt, von denen die Handels-, Messe- und Finanzstadt lebt: Zug, Flugzeug, Auto, Daten.
Foto: Blick in die Bahnhofshalle 1924, Institut für Stadtgeschichte
Weiterführende Informationen:
Dr. Eduard Franz Souchay (1800–1872): Schöffe und Senator der Stadt Frankfurt. Bundestagsgesandter. Nach Souchay ist eine Straße in Sachsenhausen benannt. Zu Souchay auch: http://www.lagis-hessen.de/pnd/117484423
Aufsatz „Die Haupteisenbahnen in Hessen“ http://www.denkmalpflege-hessen.de/Download/PR1-EB1.pdf
Aufsatz „Von der Frankenfurt zum europäischen Verkehrknoten“ in http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/48869291/blickzurueck_verkehrsknoten_fra_fofra_2-73-79.pdf