Oberbürgermeister Peter Feldmann eröffnet die Bahnhofsviertelnacht in Frankfurt am Main, Teil 4
Heinz Haber und pia
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das ist wirklich ein Erfolg! Einer für das Bahnhofsviertel, aber auch einer für das Presseamt der Stadt, das seit Jahren mit großem Aufwand und einer detaillreichen und liebevollen Vorbereitung das Fundament für die jährlich spannende Nacht legte.
Denn seien wir ehrlich. Es gibt sehr viele höchst interessante, lehrreiche und amüsante Ereignisse in Frankfurt. Daß wir jährlich so ausführlich über die Frankfurter Bahnhofsviertelnacht berichten, hat sicher auch mit dem ungewöhnlich vielfältigen,mal schrillen, mal gediegenen Stadtteil zu tun, vor allem aber mit der nicht nachlassenden Entdeckerfreude, die vom Presseamt ausgeht, hinter der wir das Händchen und den Kopf des Leiters selbst, Nikolaus Münster, vermuten, der sich auf fachkundige engagierte Mitarbeiterinnen stützen kann.
Dabei heißt Pressearbeit nicht, vorgegebene Entscheidungen darüber, wer in diesem Jahr seine Tür für die Besucher öffnet, weiterzugeben, sondern diese selbst zu fällen. In Zusammenarbeit mit den Bewohnern wird vom Presseamt die Auswahl getroffen, bei wem andere Frankfurter zu Gast sein dürfen. Denn es sollen nicht nur Kneipen sein, andererseits müssen aber solche dabei sein, damit die Besucher etwas zu essen und zu trinken bekommen und gleichzeitig über diese Stätte auch noch etwas erfahren. Es sind jeweils Künstler dabei, das halbseidene Gewerbe, das einfach im Bahnhofsviertel zu Hause ist, fehlt nicht, die sozialen Einrichtungen auch nicht, dann gibt es immer Leckerbissen wie das Fahren mit der U-Bahn an einem Simulator – oder auch eine Lesung im Waschsalon. Davon später noch mehr, zuerst die Übersicht, was es gab und wie es war.
Von Table Dance bis Lindy Hop, vom Arbeiter, der in den 1950er Jahren nach Frankfurt kam bis zum Frankfurter, der seit über 60 Jahren im Bahnhofsviertel wohnt, von handgemachter Musik in der Taunusstraße bis zu Elektrobeats in der Kaiserpassage, von Frankfurter Grie Soß bis Chickencurry, vom Künstler bis zum Kiezkenner. Das Bahnhofsviertel ist ein Stadtteil, der Gegensätze vereint.
„Hier zeigt sich die Stadt in all ihren Facetten“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann zur Eröffnung der diesjährigen Bahnhofsviertelnacht am Donnerstag, 21. August. „Machen Sie sich Ihr eigenes Bild“, forderte er die Besucher auf. Und sie machten sich ihr eigenes Bild. Rund 35.000 Menschen, so viele wie im vergangenen Jahr, waren bei der Veranstaltung, die unter dem Motto „Ein Stadtteil bewegt“ stand und zum siebten Mal vom Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt – wie wir oben ausführten - kuratiert wurde, unterwegs.
Allein 2.000 Besucher ließen sich das Viertel von den Guides der Frankfurter Stadtevents zeigen. Insgesamt wurden 20 Führungen mit verschiedenen Schwerpunkten wie zum Beispiel „Eine Reise durch die Kontinente“, „Stadtteil der Kontroversen“ oder „Inside“ angeboten – alle waren restlos ausgebucht. Binnen kürzester Zeit waren auch die Plätze für einen Besuch im Silberturm von DB Systel vergeben, ebenso die für die Laufhaus-Besichtigungen und den Sex-Workshop des Vereins Doña Carmen. Viele machten sich auf eigene Faust ein Bild, erkundeten mit dem Programmheft in der Hand Künstlerateliers, soziale Einrichtungen, die Merkez Moschee in der Münchener Straße, schauten in alteingesessenen Geschäften wie Cream Music oder Schreibwaren Fleischhauer vorbei.
„Es ist schön, dass so viele Menschen das Viertel mit Gästeführer oder auf eigene Faust erkundet und dabei viel entdeckt haben, und auch, dass viele Besucher diese Nacht der offenen Türen als Anlass zum Feiern genommen haben. Allerdings waren die Lautstärke und die Dauer der Feier bis in den frühen Morgen für die Anwohner an etlichen Stellen schwer zu ertragen. Wir werden uns als Stadt gemeinsam mit den Veranstaltern und Anliegern um eine Verbesserung bemühen müssen“, meint Nikolaus Münster, der Leiter des Presse- und Informationsamtes.
Im Stadtteilbüro in der Moselstraße erfuhren die Besucher, wie es sich anfühlt, im Bahnhofsviertel zu leben. Julia Wahl, Mitarbeiterin des Büros, hat alteingesessene und neu zugezogene Anwohner befragt, die Interviews kann man sich über die Bahnhofsviertelnacht hinaus im Stadtteilbüro anhören. Im Kaisersack, wo das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) ein temporäres Gastarbeiterdenkmal aufgebaut hatte, konnte man sich mit ehrenamtlichen Mitarbeitern des AmkA unterhalten. Sie waren in den 1950ern und 1960ern als Arbeiter aus der Türkei oder Italien nach Deutschland gekommen und sagen heute „Wir sind Frankfurter, natürlich.“
FOTO: OB Peter Feldmann mit jungen Leuten , © Stadt Frankfurt, Stefan Maurer