Oberbürgermeister Peter Feldmann kustodiert das „Roundtabeln“ und das Netzwerken in der Schwanenhalle des Römers

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gestern diskutierten im Römer regionale Akteure über die künftige Zusammenarbeit „in der Metropolregion“.Ein Kustos für die Region! Nicht schlecht. Ein Defizit an Kommunikation und Interaktion wurde von den Beteiligen und Betroffenen offenbar wahrgenommen.

 

Gleich am ersten Schultag in Hessen und Rheinland-Pfalz kamen Oberbürgermeister und Landräte, sonst eher „Wettbewerber“ untereinander (W-Motiv stammt aus der Ökonomie), als Moderierende von 9 Arbeitsgruppen zusammen, um Gemeinsamkeiten und aus einem Gemeinsam-Identischen ableitbare Vorhaben und Zusammenarbeiten herauszuarbeiten und abzustecken, wo bisher eher Differenzen und Reibungen, z.B. in der Steuer-Erhebungspolitik, anzunehmen waren.

 

Als die Presse hereingelassen wurde, hatte die Arbeitsperiode bereits stattgefunden (ist auch natürlich) und war unterbrochen worden, um den Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, Peter Feldmann, ein erstes Fazit sprechen zu lassen. Später, nachdem alle Fremdlinge wieder weg waren, wurde noch genetzwerkt.

 

Oberbürgermeister Feldmann besuchte, wie wir uns vorstellen müssen, vorher die Tische, die Roundtables, betätigte sich als Kommunikator und Moderator, zuweilen bestimmt auch als Anreger.

 

In Schriftform ausgelegt waren „Impuls-Reden“ von Prof. Dr. Wilhelm Bender und dem Verbandsdirektor Ludger Stüve vom Regionalverband FrankfurtRheinMain. Zwei Reden lagen hiermit vor, die unterschiedlicher, ja gegensätzlicher kaum sein konnten.

 

Der kritische Kopf betritt übrigens den Saal mit dem bedingten Vorurteil, dass viel geredet und besprochen werden kann, aber wenig Ersprießliches dabei herumkommen dürfte, was aber nicht so sein muss, das will man ohne weiteres zugestehen. Gleichwohl, viel Gutes kann für die Zukunft versprochen werden, aber eigensinnige Interessen stehen dagegen und vereiteln gar oft.

 

Auffällig war für den Eintretenden sogleich, dass der Saal fast nur von Männern besetzt war, das erschien als etwas Einseitiges, Rückwärtsgewandtes.

 

Rede Wilhelm Benders

 

Die Rede Benders, des Vorstandsvorsitzenden der Fraport AG bis 2009, war eine der furchtbarsten, die sich ahnen ließen. Sie kündete von viriler Prädominanz. Sie tönte dem Lesenden ins Ohr, das Geweih wird darin hoch gestreckt. Der Mann kennt keine Grenzen.

 

Sechsmal kommt das Wort Wettbewerb, auch abgewandelt und in Zusammensetzungen, vor. Das war nun nicht das, worum es an diesem Tag ging. Es sollte sich um den - für die Menschheit so erfolgreichen und Art erhaltenden - Faktor Zusammenarbeit und Kooperation drehen, als Voraussetzung des Multilogs, zumindest an diesem Tag. Wettbewerb ist etwas Äußerliches, heute aber ging es um überlegtes, nachdenkliches Herausarbeiten und Entwickeln von Kooperationen. Und das zum Wohle der Menschen der Region, die auch noch da sind, existieren, also um für etwas für diese Gedeihliches. Aber mit gemeinsamen Gütern scheint es ein Wirtschaftsführer nicht so zu haben.

 

Entsetzliche Begriffe wie „Powerhouse“ und „DNA der Monopolregion“ gingen einen beim Lesen unerträglich an, man spürte das Hochgegriffene und Gewaltsame und man hörte es im Begriff förmlich krachen wie in einem Munitionsbunker. Natürlich musste auch der Begriff „Cluster“ wieder fallen, auch eine jener zu Tode gehetzten Formeln und Floskeln. Diese Art Stichwortgeber sollten doch bitte etwas halblang machen und die in den Projekten und Institutionen Tätigen ihren Job ohne Aufregung, ohne Sprechblasen, machen lassen.

 

 

Rede Ludger Stüves

 

Ganz anders die Rede von Ludger Stüve. Zwar ist die Nennung des Begriffs „Drehkreuz“ im Zusammenhang mit der etwaigen Mitte von Europa auch klischeehaft und das Tätigkeitswort „aufstellen“ paramilitärisch, indessen geht Stüve auf Konkretes ein und versucht die Formulierung „Global denken, regional handeln“ in die praktischen Aufgaben zu wenden.

 

Als die wohl wichtigsten Aspekte gelten ihm: Fachkräftemangel und bezahlbarer Wohnraum, auch Betriebskindergärten, um europäische und außereuropäische Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Wenn Wirtschaft boomt, womit auch ein spekulatives Element verbunden ist, wird bezahlbarer Wohnraum verknappt. „Verschärft wird die Verknappung durch einen Immobilienboom bislang nicht gekannten Ausmaßes“ und es werden „zusätzlich Wohnungen in Dienstleistungs- und Büroflächen umgewandelt“.- “Schieflage“: selbst ein Facharbeitereinkommen kann sich das Leben in der Stadt „kaum noch leisten“. Dem Thema der Sicherung bezahlbaren Wohnraums müsse sich gestellt werden.

 

Instrumente“ für eine Lösung seien „eine Plattform `Willkommenskultur`“ und „zum Thema bezahlbares Wohnen haben wir bereits den `Runden Tisch Wohnen` etabliert“.- „Wir sind heute hier, um mit Ihnen Lösungen zu suchen und zu finden, um gemeinsam Frankfurt/Rhein-Main zu gestalten und zukunftssicher zu machen“.

 

Wie gleichsam wohltuend waren solche und weitere Ausführungen im Gegensatz zu jenen des vorherigen Redners.

 

 

Peter Feldmanns Fazit

 

Peter Feldmann - im übrigen einer, der neben den „rund 80 Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur“ (Ankündigungsschreiben) am lebendigsten und am wenigsten gepanzert wirkte - gab ein Fazit in der Schwanenhalle des Römers.

 

Man merkte ihm an, dass etwas herausgekommen war, zumindest eine vorläufige Zielmarke der Zusammenarbeit und des zusammen Denkens erreicht war.

 

Kurzer Einschub: Der Workshop war einerseits betitelt mit: „Vom größten Wettbewerber zum engsten Partner“. Dies Erste war als Plakativ-Einführung ok. Im zweiten Teil aber lautete es noch: „Die Internationalität von FrankfurtRheinMain als Imagefaktor“. Dies zweite war unangebracht, denn „Imagefaktor“ ist keine Lösung, sondern eine Marketing-Parole, die das Authentische mehr zerstört als erhält und fördert, und damit die Ressource untergräbt.

 

Hauptanlässe der Gespräche waren also „Wohnen, Infrastruktur, Kultur und Energie“. Es sollte auch schon um Absprachen gehen, gut wäre ein „sich in wenigen Minuten Verständigen“ - „der Kompetenten“. Das beinhaltete einen Vertrauensvorschuss. Die Ängste aus den Siebzigern in Anbetracht von Übermachtsbefürchtungen aufgrund anmaßender Gebiets-Leitgebilde waren über die Jahre weniger geworden. Er habe „an Rathaustüren geklopft“. Ergebnis war somit die Regionaldiskussion.

 

Zentralmotiv und Aufgabe für Künftiges ist die Zusammenarbeit innerhalb der „Dreiländer“. Auch von unten her bzw. nach unten hin gedacht. Dieses Unterinitiativen-Prinzip war ihm wichtig und wurde von ihm informell noch mal bestätigt. Denn, machen wir uns nichts vor: nur die oberste Ebene war vertreten, aber ihr obliegt von nun an auch das Runterschauen und das Anerkennen „des Unteren“.

 

Motiv für die Anberaumung an diesem Montagmorgen war durchaus, dass in Frankfurt am Main man vom etwaigen, etwas zu hohen Roß herunter komme auf die Lokalebenen. Denn „Bürger fragen“:

 

Wohnraum „ist überall Problem“, „Verkehrsverbindungen“ (womöglich nachhaltige) und Vereinfachung mit „Regional-Ticket“; „Nachbarschaftsinitiativen“, „gemeinsames Bauen“; „Abbau von Doppelstrukturen“; „kleine Erfolge vor Ort“; „gegenseitiges Unterstützen“; „Zusammenlegen“ (mit nicht unbedingt immer weniger Leuten); nicht zu vergessen: „Betreuungsplätze“.

 

Somit war ein Anfang eines näheren Kooperierens an diesem Montag nach den Ferien gemacht, an dem der Kopf wohl noch etwas freier war vom nicht ausbleibenden Trott des Alltags in Funktionen der Mulipliktoren. Wir werden als Bürgerinnen und Bürger mit Sicherheit verfolgen wie es mit dem begonnen Ansatz weiter geht.

 

In drei Wochen, so hieß es, finde eine konzeptionell ähnliche Konferenz in Wiesbaden statt.

 

Die Zeiten, in denen ein Bürgermeister eines kleinen Dorfes in der Wetterau dagegen protestierte, dass auch seine kleine Gemeinde ein Scherflein zum Betrieb der Alten Oper, in der auch Bewohner seiner Gemeinde gesehen wurden, beitragen könne, dürften womöglich als überwunden gelten.