Der Neujahrsempfang der Stadt Frankfurt am Main am 13. Januar feiert ebenfalls 25 Jahre Städtepartnerschaft Frankfurt und Leipzig (2)

 

Günther Winckel und Cordula Passow

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Interessante am Neujahrsempfang ist auch, daß ungefähr genauso viele Anwesenden nach den Reden im Kaisersaal direkt zum Ausgang des Römers eilen, wie dort weitere Gäste hineinströmen, die nur der Gespräche wegen gekommen sind, na gut, vielleicht auch der Frankfurter Spezialitäten wegen.

 

Eine wichtige Rolle beim Empfang spielt auch jeweils der Doyen des Konsularischen Korps, der derzeit eine Doyenne ist: Aleksandra Dordjevic, die mit den Spitzen der Stadt, das ist nach Feldmann der Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, und dem Leipziger OB auf das Wohl aller im Jahr 2015 mit dem Wein vom Lohrberg – der liegt östlich Richtung Bergen-Enkheim - anstieß.

 

Die Rede Feldmann hatte noch einmal die Situation vom 3. Oktober 1990 in Erinnerung gerufen. Damals hatten am 3. Oktober der damalige Frankfurt Oberbürgermeister Volker Hauff und sein Amtskollege Hinrich Lehrmann-Grube einen Vertrag über gute Zusammenarbeit und Nachbarschaft unterzeichnet. Frankfurt half dann in der Folge beim Aufbau der neuen Verwaltung in Leipzig. So förderte die Stadt Frankfurt damals die Sanierung der Alten Nikolaischule mit rund 9 Millionen DM. Feldmann erinnerte aber auch an die Tradition der Leipziger, die mit den Montagsdemonstrationen Geschichte geschrieben haben.

 

Am 3. Oktober wird in Frankfurt des 25. Jahrestages gedacht, bei dem immer noch viele Probleme haben, von Wiedervereinigung zu sprechen, weil die Bedingungen einem Anschluß von Ost an West gleichkamen. Das könnte in der Frankfurter Paulskirche am 3. Oktober Thema sein, wahrscheinlich wird es aber eine Jubelfeier werden. Frankfurt auf jeden Fall sieht sich als richtiger Rahmen, nicht nur der Paulskirche wegen, sondern auch der hier in Frankfurt lebenden Menschen aus rund 170 Ländern, die 200 Sprachen sprechen.

 

Feldmann legte aber noch zu, als er auf die Risse in Europa verwies: „Um die deutsche Einheit machen wir uns ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall keine Sorgen mehr. Aber um die Einheit Europas. Europa darf nicht auseinanderdriften. Die Einheit Europas ist alternativlos. Lassen Sie mich an dieser Stelle gerade auch nach dem furchtbaren Terrorakt in Paris letzte Woche deutlich Position beziehen zur Pegida -Bewegung. In Frankfurt ist Platz für vieles, aber nicht für Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Hass zwischen Religionen.“ Großer langer Beifall.

 

Sein Kollege aus Leipzig gab zum Weingeschenk launig zurück: „Peter, du kannst Dir sicher sein, ich wäre auch ohne das Fass Wein gern nach Frankfurt gekommen, aber nehme es natürlich sehr gern mit nach Hause. Und ... ähm ... wir werden Verwendung dafür finden. Danke!) Seine Rede, die unter dem Motto: „Sehnsucht nach Freiheit – 25 Jahre Friedliche Revolution“ stand beschäftigte sich dann mit der Freude des gemeinsamen Auftakts zum 25. Jahr der Deutschen Einheit, aber auch mit den historischen Richtigkeiten, daß nämlich der 9. Oktober 1989, als 70 000 Menschen über den Leipziger Ring liefen, das zentrale Ereignis war, das die Diktatur zum Einsturz brachte.

 

Blickt man aus heutiger Perspektive zurück, in die Zeit von vor 1989, so drängen sich Fragen auf: Wo stünden wir heute ohne die mutigen Bürgerinnen und Bürger von Leipzig? Wie würden wir heute leben, hätte es die Friedliche Revolution nicht gegeben? Wie wäre der Kalte Krieg weitergegangen? Aber auch: Woher nahmen die Menschen 1989 die Kraft, den Mut und die Geradlinigkeit, gegen ein System aufzustehen, das ihnen mit Gewalt entgegenstand und mehrfach bewiesen hat, diese auch anwenden zu wollen?

 

Burghard Jung ging auch auf den Schleier der Erinnerung ein, der sich leicht einstellt, wenn historische Ereignisse von so vielen gedeutet werden und fragt nach dem Heute: „Wofür stehen wir heute? Was ist uns heute wichtig? Was hält uns zusammen? Eine Verständigung über die gemeinsamen und unveräußerbaren Grundlagen unseres Zusammenlebens ist von großem Gewicht. Gerade in Zeiten schneller Veränderungen, die den Menschen viel abverlangen, die von religiösem Wahn und Gewalt von außen und bornierter Kleingeistigkeit von innen getrieben sind, ist die Frage nach Sinn und Ziel der gemeinsamen Anstrengungen zwingend erforderlich.“

 

Persönlich wurde der Leipziger OB: „Sehr geehrte Damen und Herren,verehrte Gäste,

ich stehe heute hier vor Ihnen als Oberbürgermeister der Stadt Leipzig. Mein Leben begann im Westen Deutschlands im Siegener Land und hat mich in den frühen 90iger Jahren in den Osten Deutschlands nach Leipzig geführt. Meine Kinder sind in Leipzig groß geworden und wird haben im Osten Deutschlands unser zuhause gefunden. Die Deutsche Kanzlerin und der Bundespräsident sind Ostdeutsche, die Verantwortung für ganz Deutschland übernehmen. An Leipzigs Universität haben sich zum vergangenen Semesterbeginn erstmals mehr Studenten aus dem Westen unseres Landes

beworben als aus dem Osten. Die Grenzen zwischen Ost und West sind längst nicht mehr!“

 

Das sehen wir zwar anders. Aber in Leipziger OB darf das äußern. In den anschließenden Gesprächen in den Römerhallen ging es erneut intensiv um die Möglichkeiten, die gefährlichen Islamisten von den gläubigen Moslems zu scheiden und sie zu beobachten, um die Feierlichkeiten zur deutschen Einheit im Oktober 2015, aber am allermeisten, wie es in Frankfurt weitergeht, wobei die beiden Offenbacher OBs, der ehemalige Gerhard Grandke und der jetzige Horst Schneider (beide SPD) gute Ratschläge haben.