Jacqueline van Maarsen: „Niemand hat so das Leben genossen wie Anne“. Anne Franks Schulfreundin erinnerte sich in hr1

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Jacqueline van Maarsen, die letzte noch lebende Freundin von Anne Frank aus der Zeit in Amsterdam, durfte zu Lebzeiten Annes das berühmte Tagebuch nie lesen. „Ich wusste, dass sie das Tagebuch von ihren Eltern bekommen hatte. Ich fragte: Kann ich das lesen?“

 

Annes Antwort war „nein“, das konnte die junge Jacqueline erst nicht verstehen: „Ich war doch ihre beste Freundin, so hat sie mich gleich genannt. Aber das Tagebuch war heilig“, erinnerte sich die heute 86-jährige Jugendfreundin in „hr1-Talk“ am Sonntag, 15. Februar (10 bis 12 Uhr).



Als Anne weg war, war ich sehr einsam“


Viel Spaß hätten sie zusammen gehabt, erinnert sich van Maarsen: „Ich habe nie mehr jemanden gesehen, der so das Leben genoss wie Anne. Wir waren 12, 13 Jahre alt. Wir wussten nicht viel von Politik. Wir wussten auch nicht so viel, was alles mit den Juden geschah.“ Mit dem Untertauchen der Familie Frank war die „schöne Zeit“ jäh zu Ende gewesen. „Als Anne weg war, war ich sehr einsam. Denn wir waren doch immer zusammen!“

Kennengelernt hatten sich die beiden Mädchen, weil sie eine eigens errichtete Schule besuchen mussten, in der jüdische Kinder in Amsterdam separiert wurden. „Wir waren in derselben Klasse. Aber ich hatte Anne zuerst gar nicht bemerkt. Als ich nach Hause radelte, hörte ich hinter mir meinen Namen. Ich habe mich umgedreht, und da sah ich ein kleines, dünnes Mädchen, schwarze Haare.“ Sie habe Annes Namen bis dahin nicht gekannt, erzählt van Maarsen in hr1 weiter. „Ich musste fragen: Wie heißt du? So haben wir uns kennengelernt.“

Die hr-Koproduktion „Meine Tochter Anne Frank“ läuft am Mittwoch, 18. Februar, um 20.15 Uhr im Ersten. Jacqueline van Maarsen ist in diesem Dokudrama als Zeitzeugin zu sehen. Wegen des besonderen Anlasses hatte „hr1-Talk“ mit Dagmar Fulle diesmal vier Gäste: Neben van Maarsen warauch Anne Franks Cousin Buddy Elias zu hören. Im Studio waren Hauptdarstellerin Mala Emde sowie der Drehbuchautor und Regisseur des Films, Raymond Ley.

Weitere Informationen und der Podcast zur Sendung unter www.hr1.de.