Infoabend Standortinitiative Merton Viertel, am 24. Februar in den Räumlichkeiten des Hotel relexa, Lurgi-Allee

 

Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nicht nur Büros sollen über die Infrastruktur im Merton Viertel bestimmen, auch andere Einrichtungen sollen Möglichkeit bekommen, vor Ort Fuß zu fassen. Die Initiatoren wollen keine Bürostadt, wie das in Niederrad der Fall ist oder in Eschborn Süd. Was aber wollen sie?

 

Merton Viertel und Campus Riedberg im Überblick

 

Das Merton Viertel ist ein Büro- und Wohngebiet, welches über die Stadtteile Frankfurt-Heddernheim und Frankfurt-Niederursel verläuft. Es erhielt seinen Namen in Erinnerung an Wilhelm Merton, den Gründer der Metallgesellschaft und des Instituts für Gemeinwohl, eines der Vorläufer der Stiftungsuniversität Frankfurt am Main. Das Merton Viertel entstand ab Mitte der 1980er Jahre auf einem rund 60 Hektar großem Gebiet, das bis 1982 größtenteils von den Industrieanlagen der ehemaligen Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM) eingenommen wurde.

 

Riedberg ist eine neu entstandene Siedlung in Frankfurt am Main, die bis 2020 fertiggestellt sein soll. Ihre Entwicklung begann 2001 mit den ersten Baumaßnahmen, die Planungen gehen bis Anfang der 1990er Jahre zurück. Riedberg liegt im Nordwesten des Stadtgebiets rund acht Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt auf bisher landwirtschaftlich genutzten Hang- und Hochflächen,die auf Initiative der Stadt Frankfurt am Main als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme erworben wurden.

 

Zum Bebauungsgebiet zählt auch der Campus Riedberg, ein architektonisch gestalteter universitärer Bereich, der sich überwiegend naturwissenschaftlichen Bereichen widmet. Vor allem die Flächen im Süden bilden einen Stadtbezirk, wo sich zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen befinden; er gehört 'statistisch' zum Stadtteil Niederursel und zum Ortsbezirk 8.Trotz der Vermarktung als „neuer Stadtteil“ ist Riedberg dann kein Stadtteil von Frankfurt, sondern ist zusammen mit Kalbach ein lebendiger Stadtbezirk.

 

 

Neubau Polizeibehörde in der Lurgi-Allee geplant

 

Neben Büros sollen zunehmend auch Behörden Platz finden, das wurde zumindest von den beiden in Zivil auftretenden Polizeibeamten, am Abend des 24. Februar in Raum „Berlin“ des Hotel relexa in der Lurgi-Allee verlautbart. Nach ihnen steht fest, das 14. und 15. Frankfurter Polizeirevier sollen zu einem Revier zusammengefasst werden. Neben der Polizei haben sich in der Nähe schon mehrere Finanzbehörden angesiedelt.

 

Das 14. Revier war bisher im Nordwest-Zentrum untergebracht, wo die Behörde jetzt auszieht. Schon die Idee, ein Polizeirevier in einem Einkaufszentrum unterzubringen, zeigt auf, welche Entwicklung die Einkaufswelt genommen hat. Sie vereinnahmt nicht nur Konsumgüter, sondern auch die Infrastruktur, die ihr nützlich erscheint. Angefangen hat das in den 1960er Jahren, als die erste Shopping Mall in Deutschland, das Main-Taunus-Zentrum auf der flachen Wiese entstand. Das war zunächst nicht mehr als nur die Aneinanderreihung einzelner Geschäfte und Shops, die nach amerikanischem Vorbild einer langgezogenen Saloon-Stadt glichen. Mehr, als daß sie einer deutschen Stadt mit Ortskern glichen. Doch nach und nach begannen auch in den Shopping-Zentren zusätzliche Einrichtungen Fuß zu fassen. Zuerst waren es die Ärzte, dann Kindergärten und auch Polizeireviere. Die Bedürfnisse in der Bevölkerung nach mehr Organisiertheit erforderte dies.

 

Weshalb das 14. Polizeirevier jetzt umzieht, hat ökonomische Gründe. Auch bei der Polizei muß gespart werden. Das 15. Polizeirevier ist in einem Altbau aus den 1950er Jahren untergebracht, was dringend erneuerungsbedürftig ist. Nicht nur die beiden Reviere sollen zusammengeschlossen werden, hinzu kommt noch eine weitere Organisationseinheit, die woanders im Polizei-Präsidium ausweichen mußte, so daß im neuen Gebäude etwa 150 Mitarbeiter tätig sein werden. Als mögliche Anschrift für das neue Revier im Merton Viertel und am Riedberg wurde die Lurgi-Allee genannt. Über den Neubau war wenig zu vernehmen, so weit sind die Planungen nicht fortgeschritten, hieß es.

 

Welche Konsequenzen diese Veränderung auf die Umgebung und auf die Bevölkerung hat, wurde von den beiden Polizeibeamten nicht angesprochen. Es bestehe jedenfalls Bedarf nach polizeilichem Einsatz bei den 15.000 Einwohnern in Riedberg und Umgebung.

 

 

Kulturelle und ökologische Ereignisse

 

Die Aufgabe der Kultur-Vermittlung übernahmen die Veranstalter und mit Ihnen Benno Adelhardt von der Standortinitiative Merton Viertel selbst, indem sie die Programmpunkte zur Pflege und Weiterentwicklung hervorhoben. Jedes Event ist für die Allgemeinheit, insbesondere für die Bewohner im Viertel zu verstehen. Geboten wurden illustre Happenings, ebenso wie die Vorbereitung auf anspruchsvolle Konzerte, die im Kontext zur ansässigen Arbeitswelt in den Büros gemeint sind, um damit einen Ausgleich für die harten täglichen Arbeitsanforderungen in den Büros zu schaffen. Denn mit dem Dienstleistungsbranche, wie sie die Stadt Frankfurt für sich propagiert und Banker und Büronagestellte anzulocken versucht, steigen auch Bedürfnisse am kulturellen Leben stärker teilzunehmen.

 

Zu den Vorzügen im Stadtbezirk zählt der Ökostrom, der angeboten wird. Die Reduktion des CO2-Haushalts im Viertel ist den Veranstaltern ein Anliegen. Ein 3DModell veranschaulicht die örtlichen Gegebenheiten im Merton Viertel. Eine Gratis Elektro-Tankstelle ist vorhanden, weitere sollen folgen. Kino und Open Air sind weitere Highlights. Zukünftig soll auch flächendeckendes WLAN zur Verfügung stehen, hieß es. Über die Finanzierung konnte jedoch nicht abschließend informiert werden.

 

Das Aura-Media Kulturforum e.V. stellte sich in kurzer Ansprache selbst vor und warb um Engagements für aktive Musiker aus Hochschule und Studium, die im Kontext zu Infrastruktur und Bürowelt im Merton Viertel eine Nische im Konzept der Veranstalter verdient hätten.

 

 

Wirtschaftsförderung im Merton Viertel

 

Die Veranstalter, wie hier Oliver Schwebel vom Netzwerk Wirtschaftsförderung, verstehen sich in der Sache als ganzheitliche Anwälte des Quartiers, die sich, so gut es geht, auch um die Belange der Bürger kümmern und diese auffordern durch Selbstbeteiligung an der aktiven Stadtteilarbeit mitzumachen. Selbstverständlich werden finanzkräftige neue Fördermitglieder für den Verein gesucht. Besonders Firmen und Unternehmen sollen sich angesprochen fühlen, die mit einem jährlichen Beitrag von 1000 Euro im Förderverein Merton Viertel dabei sind. Oliver Schwebel konnte viele Adressaten und beteiligte Fördermitglieder nennen. Vollmitglieder der Standortinitiative sind Deka Immobilien, HSBC Trinkaus Real Estate, Vermögensverwaltungs- und Treuhandgesellschaft der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (VTG der IG BAU), IVG Immobilien AG, Brandenburg Properties 8 B. V., SEB Asset Management sowie UBS Real Estate.

 

Bezahlter Wohnraum war ebenfalls ein Thema des Abends. Dafür werden eigens Wohnentwickler aktiviert, deren Aufgabe es ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und weiterzuvermitteln, wie Kerstin Meier, Teilnehmerin aus der Immobilienbranche, aus dem Publikum heraus miteinbrachte.

 

Die kulturellen Ereignisse blieben jedoch als wesentlicher Bestandteil aller weiteren Ausführungen bestehen. Wie können Menschen, die im Viertel leben und arbeiten stärker mit einbezogen werden? Welche kulturellen Angebote bringt die Menschen im Viertel zueinander? Was kann für die Verständigung getan werden? Wie funktioniert die Kommunikation? Die Handlungsfähigkeit der Veranstalter schien unbegrenzt und sprühte vor Enthusiasmus, etwas verändern zu wollen.

 

Campus Riedberg ist bedeutender Ausgangspunkt für das gesamte Stadtgebiet, was von Seiten des Magistrats der Stadt Frankfurt ein immer gern zitiertes Neubaugebiet ist. Stellt sich die Frage, welche Klientel sich im neuen Stadtteil versammelt. Aus dem Publikum kam die Frage und zugleich Aufforderung doch mehr Studentenwohnungen zu schaffen, die neben der Entwicklung neuer Büroarbeitsplätze ebenso eine Standortberechtigung haben.

 

Die Veranstalter zeigten sich in allem selbstbewußt. Sie informierten darüber, welche Unternehmen im Merton Viertel schon ansässig sind und welche Bedeutung dies auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit hat. Das Interesse lag denn auch darin, neue Investoren zu finden, die sich gleich mit ihrem Unternehmen im Merton Viertel niederlassen und somit für die Aufwertung des Standorts in Frankfurt sorgen. Der Quadratmeter Büroraum liegt unter 40 Euro, das sei in anderen Gegenden im Frankfurter Raum wesentlich höher. Der Einzelhandel entwickelt sich, sogenannte Temma-Läden, das sind Tante Emma Läden, bei denen auch etwas zur Kostprobe probiert werden kann. Hinter diesem Projekt steht der Lebensmittelkonzern Rewe Group.

 

 

KOMMENTAR:

 

„Frankfurt läßt grüßen“, das Merton Viertel will nicht hinten anstehen. Auch wenn die Temperaturen ungefähr 3,7 ° C niedriger sind im Jahresdurchschnitt als in den anderen Frankfurter Stadtgebieten. Dafür aber der nahe Taunus für bessere Luft sorgt. Letztlich ist dies ein Detail, das nicht entscheidend sein kann bei der Wahl des zukünftigen Standorts für ein Unternehmen. Überzeugen kann immer nur derjenige, der etwas mehr zu bieten hat als andere.

 

 

INFO:

www.mertonviertel-frankfurt.de