OB Peter Feldmann stellt den Frankfurter Tourismus im 5. Rekordjahr vor

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schon seit mehreren Jahren entspricht das heutige Bild der Stadt Frankfurt nicht mehr den Erwartungen, die beispielsweise Regisseure von Krimis wegen ihres alten Images als Kriminalhochburg oder Ort der kalten Geldgeschäfte hegen – und dann enttäuscht sind, ob des friedvollen Miteinanderlebens und der positiven Ausstrahlung.

 

Dabei war es hierzulande nie so schlimm, wie es geschildert wurde, aber der Ruf war hin. Und heute? Heute hat Frankfurt mit dem Hölderlinpfad nicht nur den schönsten deutschen Wanderweg, heute ist Frankfurt nicht nur für die Messekunden attraktiv oder die Banker aus aller Welt und nicht nur für Filmemacher und Künstler, sondern auch für die 'normalen' Touristen, kommen sie aus dem Inland oder dem Ausland. „Frankfurt wandelt sich und wird zu einer immer attraktiveren Reisedestination für die Menschen im In-und Ausland“, freute sich Oberbürgermeister Peter Feldmann. Er stellte die wichtigsten Zahlen vor, die der Geschäftsführer der Tourismus+Congress GmbH (TCF) Thomas Feda zur Jahresübersicht in der Gäste- und Übernachtungsstatistik 2014 erstellt hatte.

 

Und die Zahlen zeigen alle nach oben. Noch nie waren so viele Übernachtungsgäste gezählt: 4, 8 Millionen, was ein Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Wenn die Übernachtungen insgesamt genau 8 Millionen ausmachen, was einer Steigerung von 7,3 Prozent entspricht, so bedeutet das unterm Strich, daß die Aufenthaltsdauer eines Touristen oder Geschäftsmanns im Schnitt 1,6 Tage beträgt. Dabei gibt es zwei einander widersprechende Trends. Der Inlandtourismus wächst gegenüber den Auslandsgästen enorm. Hier stieg im Verhältnis zu 2013 die Nachfrage um 7,4 Prozent auf 2, 7 Millionen Gäste.

 

Das bedeutet nicht, daß es nun weniger internationale Gäste gäbe, die mit 2 Millionen ein Plus von 5,7 Prozent haben und auf 3, 6 Millionen Übernachtungen kommen, wobei die Aussteller der Messe oder auch die Fachbesucher einen Großteil ausmachen. Der Widerspruch besteht nun nur darin, daß der Internationalitätsgrad aller Frankfurter Messen überproportional steigt, was sich nicht in den Übernachtungszahlen spiegelt, weil die Aussteller und Besucher kürzer bleiben, eventuell auch täglich anreisen, im Umland übernachten u.a., weil die Mobilität insgesamt zugenommen hat und der nahe Frankfurter Flughafen oder auch der nur Minuten von der Messe entfernte Hauptbahnhof das schnelle Kommen und Gehen erleichtert.

 

Peter Feldmann ging explizit auf den Messestandort Frankfurt ein; der OB ist für die Stadt Frankfurt deren Aufsichtsratvorsitzender und weiß um die Konstituierung der Stadt als Messestadt seit dem Mittelalter. „Die Stadt gäbe es nicht ohne die Messe“ und „sie ist Motor des Wachstums“, faßte er die hohe Bedeutung zusammen. Tatsächlich aber sind es durchaus unterschiedliche Faktoren, die Frankfurt einst zur Messestadt prädestinierten gegenüber dem Heute. War es früher der Main als Transportweg, die Lage an der Reichsstraße 1, die zur Schwestermessestadt Leipzig führte, die Ausgewogenheit zwischen Nord und Süd und Ost und West im Zentrum Deutschlands, so ist es heute der Frankfurter Flughafen und der Frankfurter Hauptbahnhof, der frequentierteste in Europa übrigens. Was nun das Verhältnis von Geschäftsreisenden zu Individualtouristen angeht, kann man dies auf 70 % zu 30 % quantifizieren.

 

Wie sehr Standortfaktoren für die Beliebtheit einer Stadt sorgen - in zehn Jahren haben sich die Zahlen seit 2004 in Frankfurt verdoppelt - machen zwei andere Vergleiche deutlich. Thomas Feda stellte nämlich heraus, daß Frankfurt zum einen die vierthöchsten Gästezahlen in Deutschland hat, wobei sie jedoch nur die fünftgrößte Stadt ist, was zu Lasten der Millionenstadt Köln geht. Von den internationalen Gästen mit rund 1,9 Millionen Übernachtungen kommen gut eine halbe Million aus den USA (12prozentige Steigerung), rund 218 Millionen aus China (+14 %), aus den Golfstaaten reisen 230 Millionen ein, was der sagenhaften Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 32 Prozent entspricht.

 

Diese Troika machen die Hälfte der Übernachtungsgäste aus. Quellenmärkte nennt man die Länder, aus denen die Touristen kommen. Das sind gegenüber dem Vorjahr gesteigert Spanier (134 676 Übernachtungen= 3,6 %), Schweizer (123 568 Übernachtungen=+8,5 %) und Franzosen (123 272 Ü=+0.9%). Doch alle überstrahlen die Engländer, die europäische Spitze ausmachen. Bei einer Zuwachsrate von 8,6 % ergeben sie 299 064 Übernachtungen in Frankfurt. Das nun wieder korrespondiert mit der gegenüber Deutschland veränderten Einstellungen, die auf der Insel deutlich zu spüren ist. Waren früher die Deutschen allesamt Nazis, kaum ein englischer Film oder Fernsehspiel kam ohne sie aus, so sind aus den Deutschen auf einmal belobigte Menschen geworden, die gut fußballspielen können, gut essen, noch besser trinken, viele Ideen haben, eine enorme Kulturlandschaft aufweisen, von der echten Kultur ganz zu schweigen.

 

Und nun spielen erneut die Standortfaktoren eine Rolle. Während nämlich die meisten deutschen Städte eine überschaubare Zahl von Quellenmärkten zählen, wofür Touristenstädte wie Dresden oder auch Köln stehen, sind diese für Frankfurt außerordentlich zahlreich und differenziert. Vergleicht man diese Gästestruktur mit den anderen deutschen Städten, kann alleine München damit mithalten, wofür man die jeweiligen Flughäfen als Begründung anzieht. Das betrifft die Diversität der Gäste, nicht die Anzahl, denn da hat Frankfurt mit dem vierten Platz einen sehr guten Stand erreicht, den die Stadt halten will, aber kaum steigern kann. Denn Berlin (fast 27 Millionen und 8.2 % Zuwachs), München (fast 13 Millionen und 4,3 % Zuwachs) und Hamburg (mit knapp 12 Millionen der höchste Zuwachs mit 9,1 %) haben einfach die Nase vorne. Aber noch vor Jahren rangierte Frankfurt hinter Köln, Stuttgart und Düsseldorf. Interessant und mit der Frankfurter Messe korrespondierend ist, daß bei den ausländischen Übernachtungszahlen Frankfurt deutlich vor Hamburg plaziert ist und auf Platz 3 steht. Insgesamt den vierten Platz in Deutschland zu halten, sehen der OB und sein Tourismuschef als realistische Chance für Frankfurt.

 

Für das Anwachsen des innerdeutschen Tourismus spricht einmal der bundesdeutsche Trend, im eigenen Land immer mehr Ferien zu machen, aber auch die weiteren Standortvorteile, die hier zählen. Das sind die vielen Kongresse und Veranstaltungen, vor allem aber das, was man Events nennt. Von diesen hatte damals die Fußballweltmeisterschaft die größten Zuwächse gebracht, aber für Frankfurt speziell waren alle Sportereignisse mit hohen Besucherzahlen verbunden, weshalb man seitens der städtischen Tourismus nach geeigneten Partnern und Anlässen sucht. Für 2015 wird dies der Tag der deutschen Einheit sein, der in der Frankfurter Paulskirche am 3. Oktober zum 25sten Jahrestag gefeiert wird, aber auch der Deutsche Seniorentag wird viele Gäste bringen. Die lebendige Kulturszene und die hohe Qualität, auch die Quantität an Museen hat sich in Deutschland herumgesprochen und die 200 Jahresfeier des Städel wird die Kulturtouristen nach Frankfurt 'spülen'. Thomas Feda legt Wert darauf, wie neue Themen, wie die Wanderwege oder die Stadt als Weinort für neue Gäste gesorgt haben und sorgen werden, wobei man für das nächste Jahr 3 Prozent Zuwachs an Frankfurtbesuchern prognostiziert.