Thomas Schaaf und Eintracht Frankfurt getrennt

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Jetzt sind wir schon so weit, daß AOL die Macht übernimmt, die Informationsmacht. Denn als gestern die über die Presseabteilung von Eintracht Frankfurt versandte Rücktrittserklärung vom bisherigen Trainer Thomas Schaaf kam, war dies die erste Meldung, die bei uns einging. Wie wir seit heute wissen, war es aber erst die vierte, fünfte und sechste Email von der Presseabteilung in der selben Sache.

 

Allerdings waren die Emails eins bis drei vom Dienstag, 26. Mai erst im Laufe der Nacht eingetroffen, eingeordnet in die Zeitangabe des abschickens: Einladung zur Presseerklärung um 12.15 Uhr , und zweimal dieselbe Nachricht: „Thomas Schaaf und Eintracht Frankfurt trennen sich“, sowohl um 12.20 wie auch 12.23 Uhr. Diese Emails geben wir unten wieder. Das machen wir deshalb, weil wir uns gestern nur auf die dreimal geschickte Erklärung von Thomas Schaaf beziehen konnten, die laut Empfangsprotokoll um 12.29, um 12.30 und um 12. 35 identisch eingingen und zum gestrigen Artikel

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4896:scharfmacherintrige-geht-auf&catid=80&Itemid=472

führten, hinter dem wir heute noch genauso stehen, nun allerdings auch die offizielle Nachricht des Vereins verbreiten wollen.

 

Der saumselige AOL Account hat nun also verhindert, daß wir die unten ausgesprochene Einladung zur Pressekonferenz, die so nett „Einladung zur Presseerklärung“ lautet, so rechtzeitig erhielten, daß wir überhaupt ins Stadion hätten fahren können. Es hieß:

 

 

Sehr geehrte Redaktionen, liebe Kollegen und Kolleginnen,

 

wir möchten Sie darüber informieren, dass der Vorstandsvorsitzende der Eintracht Frankfurt Fußball AG, Heribert Bruchhagen, heute um 13:30 Uhr in der Mixed-Zone des Stadions eine Erklärung zum Rücktritt von Thomas Schaaf abgeben wird.

Presseabteilung / Eintracht Frankfurt Fußball AG

 

Impressum

Eintracht Frankfurt Fußball AG

 

Carsten Knoop

Pressesprecher“

 

Aber nicht nur die Einladung zur Pressekonferenz kam nicht an, sondern auch die Presseerklärung, die lautete

 

 

Pressemitteilung 51/2015 26.05.2015

Thomas Schaaf und Eintracht Frankfurt trennen sich

 

Thomas Schaaf hat den Vorstand von Eintracht Frankfurt gebeten, seinen bis 2016 laufenden Vertrag als Cheftrainer aufzulösen.

Nach intensiven Beratungen hat der Vorstand und der Aufsichtsrat von Eintracht Frankfurt dem Wunsch von Thomas Schaaf stattgegeben, und stellt ihn mit sofortiger Wirkung frei.

 

Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen: „ Thomas Schaaf hat die vom Verein vorgegebenen Ziele für die ablaufende Saison mit Platz 9 und 43 Punkten mehr als erfüllt .Die Zusammenarbeit mit ihm war gut. Dies haben wir ihm und der Öffentlichkeit in den letzten Tagen auch immer wieder bestätigt. Wir bedauern es sehr, dass Thomas Schaaf den mit uns eingeschlagenen Weg nicht mehr weiter gehen möchte.

Wir haben bis zum Schluss versucht, leider vergebens, ihn von seinem Entschluss abzubringen.

 

Deshalb sind auch nie Gespräche mit anderen Trainern geführt worden.

Wir wünschen Thomas Schaaf für die Zukunft alles Gute und die Suche nach einem Nachfolger wird jetzt aufgenommen. „

 

Eine Erklärung von Thomas Schaaf folgt in Kürze.

 

Presseabteilung / Eintracht Frankfurt Fußball AG

 

Markus Jestaedt

Bereichsleiter Medien/Kommunikation“

 

........

 

Deutlich ist, daß Heribert Bruchhagen Thomas Schaaf wirklich halten wollte – warum auch nicht, denn so solide ging es selten zu – und daß der Widerstand gegen ihn aus den geschlossenen Reihen des Schatzmeisters mit einigen Pressevertretern kam. Die berufen sich auf mangelnde Kommunikation seitens des Trainers. Mein Gott, das konnte man auch als kleine Pressevertreterin von Pressekonferenz zu Pressekonferenz verfolgen, daß bestimmte Kreise Thomas Schaaf immer mehr eingemauert hatten. Eingefroren konnte man ihn am Schluß erleben, aber nie als jemanden, der das Innere nach außen trägt und über die unglaublichen – ja, auch wir finden das Verhalten dieser Scharfmacher als unglaublich und unerträglich dazu – Vorgänge, wie er im laufenden Spielbetrieb mit Absicht und gezielt demontiert wurde, sich öffentlich äußerte.

 

Wir finden das übrigens falsch, diese Zurückhaltung, denn so liefen die Pressekonferenzen unkommentiert ab, in denen mit Frankfurter Rundschau – das können wir durch Lesen verfolgen – und Bildzeitung – das wissen wir nur vom Hörensagen – diejenigen saßen, die ihn abschießen wollten – nein, natürlich nicht als Medienintrige, sondern als medialer verlängerter Arm des Schatzmeisters, der mit so vielen Lorbeeren vor Jahren vom Riederwald kam, - was wiederum Herzensanliegen des Eintrachtpräsidenten Peter Fischer war , von dem man in diesen Wochen kein Wort hörte - und vom damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht gerne gesehen wurde. Und nun geht auch der jetzige Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Bender, einst Fraport-Chef und seit 2010 dabei.

 

Die Gewichte verschieben sich und da Heribert Bruchhagen nur noch ein Jahr in seiner Funktion bleibt, hat man den Eindruck, daß man hier einem Renovierungsprozeß, ach was, einer Generalsanierung von Eintracht Frankfurt zusieht, die nicht öffentlich über Diskussionen über den besten Weg und entsprechende demokratische Wahlen zustandekommt, sondern sich in Hinterstübchen und Geheimkränzchen konstituiert. Man hat den Eindruck, Thomas Schaaf war einfach zu norddeutsch, vielleicht auch zu gradlinig, nicht modisch genug und dem Schlangennest der Eintrachtgrube nicht gewachsen.

 

Nein, das gefällt uns gar nicht. Insgesamt haben sich die Eintrachtspieler zurückgehalten. Nun sind sie Angestellte des Vereins, da „macht“ man keine Trainer oder löst sie ab, aber sie haben auch eine Mannschaftsidentität. Und aus der heraus haben sich einige, wenige, Mutige – dazu braucht man heute schon Mut! - entschlossen, für den Trainer einzutreten. Wir werden genau verfolgen, wie unter neuen Verhältnissen diese Spieler aufgestellt werden. Das ist das eine. Das andere lautet: Wer wird Trainer? Schon im Vorfeld, als es Trainer Thomas Schaaf auch für das nächste Jahr per Vertrag gab, wurde in der FR ganz offen von einem Wunschkandidaten namens Sascha Lewandowski geschwärmt, der bisher Jugend- und Cheftrainer von Bayer Leverkusen – gegen die die Eintracht am Samstag 2:1 gewonnen hatte – war. Mit ihm habe bisher keiner gesprochen, erklärte dieser und Bruchhagen äußerte, „Daß es bis zum heutigen Tag keinerlei Kontakte mit irgendeinem Trainer gab. Sie beginnen erst jetzt.“ Das glauben wir Bruchhagen, allen anderen nicht.