Eintracht gewinnt im FRANKFURT MAIN FINANCE CUP gegen FC Tokio 3:2
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn man nicht im Europapokal oder einem anderen Fußballwettbewerb normalerweise dabei ist, kann man auch neue Pokalwettbewerbe erfinden. Daß dies auch die Mannschaften tun, die ganz vorne dabei sind, haben gerade Bayern München und Wolfsburg im DFL-Supercup bewiesen.
Ja, ja, da gab es Vorläufer, aber zwischen 1997 und 2009 war nichts mit einem Super-Cup, aber die Fußballfreunde sind ja zufrieden, daß ihnen noch mehr Spitzenspiele geboten werden und nehmen jeden Cup gerne an. Interessant, daß mit dem jetzigen Spiel im deutschen Supercup alle sechs Begegnungen mit dem Sieg der Pokalgewinner endeten, die Deutschen Meister der Bundesliga kamen kein einziges Mal zum Zug.
Das Spiel vom 1. August war ein tolles Ding, vor allem, weil es wieder einmal bewies, daß im Fußball alles möglich ist. Zwar waren die Bayern wirklich besser, aber ein Ausgleich in der letzten Spielminute ist der Traum aller Fans, zumal dann keine Nachspielzeit kam, sondern direkt das Elfmeterschießen – und die Überraschung durch den Sieg von Wolfsburg, die, man muß sich das wirklich vergegenwärtigen, eigentlich schon draußen waren, denn bis zur 89. Minute führten die Bayern mit 0:1, und der Spitzenelfmeterschütze Müller war gerade ausgewechselt worden.
Jetzt also zum FINANCE CUP
Der neue alte Trainer Armin Veh hatte dieses Spiel als Generalprobe angekündigt, denn nächste Woche steht das erste Pokalspiel an, gegen den Bremer SV in Bremen. Seine Aufstellung sah vor:
Dem neue Tormann Heinz Lindner stehen als Verteidiger Kapitän Marco Russ und David Abraham zur Seite, flankiert von Bastian Oczipka (links) und Makoto Hasebe (rechts). Vor der Doppelsechs im defensiven Mittelfeld mit Neuzugang Stefan Reinartz und Johannes Flum bildeten Stefan Aigner (rechts), Marc Stendera (zentral) und Takashi Inui (links) die kreative Offensivreihe. Haris Seferovic bildete die einzige nominelle Spitze. Das ist also ein 4-2-3-1 System.
In den ersten Minuten war die Eintracht sehr drängend, dauernd spielte sie vor dem gegnerischen Tor, aber nicht konsequent genug Richtung Tor, doch dann in der 15. Eintracht Minute zieht Seferovic ab mit weit ausholendem Schritt, bedrängt von einem Japaner , versucht er es nicht selber, sondern gibt er – gut erzogen - nach rechts rüber, woraus aber nichts wird. Aber alle waren elektrisiert, denn das war ein neuer Zug im Eintrachtgeschehen. Im Gegenstoß sind endlich die aus Tokio in der Eintrachthälfte, es wuselt, aber die Aktion wird von der Abwehr erfolgreich gestoppt und schon wieder spielt sich alles vor dem gegnerischen Tor ab.
Doch dann wieselflink zieht ein japanischer Spieler - die orangefarbenen Rückennummern kann man von der Pressetribüne aus nicht erkennen – ab und spielt gekonnt einen Eintrachtler aus. Dann wird er kräftig, aber zulässig gestoppt, fällt dramatisch zu Boden und es folgt eine Posse. Es gibt in der 20. Minute einen Strafstoß, aus der eine Ecke entsteht, von der aus der Ball direkt aufs Tor zielt, vom Torwart – der von Austria Wien gekommene Heinz Lindner soll den nach Paris entschwundenen Kevin Trapp ersetzen – nach oben abgewehrt, den herunterkommenden Ball köpft Hasebe weg, aber der kommt zielgenau auf einen Fuß, der sofort reagiert und direkt ins Tor schießt. Es war der Fuß von Nr. 11, Ryoichi Maeda, der ins lange Eck schoß.
Doch während wir das noch niederschreiben, gibt es blitzschnell das 0:2 von Nathan Burns in der 22. Minute und gleich darauf schrien die Eintrachtfans schon mal auf Verdacht los, als der nächste Angriff der auf einmal locker und gezielt aufspielenden Japaner erfolgte. Und gleich eine Minute später erneut, denn nun weiß das Rund mit 50 000 Zuschauern, hier geht’s zur Sache, es stöhnt die Fankurve erneut, als einer vom Anstoßpunkt Richtung Eintrachttor loslegt, tatsächlich haben die Japaner Aufwind und laufen den Eintrachtlern einfach auf und davon.
Doch noch einmal zum zweiten Tor, das auf das Konto des Tormanns geht, der schon beim ersten hätte halten müssen. Er spielte einfach zu kurz ab, die Abwehr reagierte nicht konzentriert, Hiroki Kawano kam an den Ball, gab ihn zum Australier Nathan Burns, der die Einladung annahm. Und damit war erst einmal Schockstarre bei der Eintracht eingetreten. Sie liefen dem Ball noch hinterher, aber es sah lange eher nach einem weiteren Treffer der munteren und vor allem unglaublich laufschnellen Japaner aus, als nach einem Gegentor.
Die nächste Ecke gegen die Eintracht in der 29. Minute diesmal von rechts, kurz gespielt und eigentlich gefährlich, aber endlich hat ein Eintrachtler Mut und rennt davon, gibt auch richtig zum freistehenden Inui ab, doch der verstolpert. Immerhin ein Beweis, daß die Frankfurter noch nicht aufgesteckt haben. Und dann geht es in der 42. Minuten los. Das ging so schnell, daß einem der japanische Torhüter wie in Trance vorkam. Er ließ es geschehen, so schnell ging das. Hasebe hatte vors Tor gegeben und Seferovic unmittelbar den Fall im langen Eck versenkt. Seferovic stand einfach richtig und beförderte mit dem Innenriß des Schuhs, so sah es aus, den Ball ins Tor. Er hielt sozusagen den Fuß hin. Und gleich darauf die nächste Aktion. Böses Foul und Strafstoß. Unglaublich. Über die Mauer hinweg, zielt der Ball direkt ins Tor und knallt an die Oberkante, springt zurückgab. Was ist hier auf einmal los? Und tatsächlich folgt das zweite Tor der Eintracht im Konter, Flum gibt mit der Hacke an den auf gleicher Höhe laufenden Stendera ab, der paßgerecht ins rechte Eck versenkt. Also Zwischenergebnis zur Pause 2:2.
Das unterhaltsame Spiel geht weiter mit den 'fast'-Toren und unter anderem mit Carlos Zambrano, von dem gerade bekannt wurde, daß er vier weitere Jahre bei den Frankfurtern bleibt.Ob es die neuen Leute sind oder das Erfolgserlebnis kurz vor der Pause, die Eintracht spielt jetzt so, wie sie es tun muß, will sie sich in der Bundesliga behaupten. Sie spielt offensiv, ohne die Abwehr zu vernachlässigen. Aber auch wenn die Japaner nachgelassen haben, potentiell bleiben sie brandgefährlich. Die Spieler wetzen über den Rasen - da kommen einem die sonst schmalen Eintrachtler wie große Männer vor - alles drahtige kleine Kerlchen, sehr schmal und superschnell. Das ist ein Spiel mit ständigem Wechsel, nur eins bleibt konstant, die Eintrachtler schießen Tatsuya Enomoto ihre Bälle direkt in die geöffneten Arme.
Das ist immer wieder erstaunlich, wie das psychologisch funktioniert, daß die Bälle nicht am Tormann vorbei ins Tor gezielt werden, sondern am häufigsten in die Arme des Tormanns landen. So gefährlich schien es in der 50.(Waldschmidt), der 51. (Reinartz), und erneut in der 54. Minute. Dramatisch kam Abraham im Sololauf von rechts und versuchte es mit dem Kopf, was erneut Seferovic in der 58. Minute mit einem knallharten Schuß probiert. Und endlich ist es in der 59sten Minute soweit. Cczipka erläuft den Ball von Gerezgiher und flankt nach innen, wo Stefan Aigner richtig steht und mit dem Kopf den Endstand von 3:0 herstellt.
Und beim Stand von 3:2 kommt ein Gefühl von Normalität auf, denn das war ja eigenartig daß beim Vorpreschen der Eintracht in den ersten zwanzig Minuten kein Tor fiel und die beiden plötzlichen Gegentore bis kurz vor der Pause lähmten. Nicht schlecht mit dem Rückstand von 0:2 nun auf 3: 2 aufzuholen, aber es wird darum gehen, wie die letzten 30 Minuten vorüber gehen, oder doch ? Was war das??? Auf der Tafel erscheint in der 66sten Minute ein 3:3. Und der Ball lag auch im Eintrachttor, aber kein Mucks im Stadion. Das war ein Versehen der Regie, vorher wurde nämlich abgepfiffen, weshalb zwar der Ball im Netz lag, aber kein Tor fiel. Das kapiert eine Minute später auch der Bildschirm da oben und stellt das alte Ergebnis von 3:2 wieder her. Daß nun auch schon die Bildschirme zu Mitspielern werden?
Auf jeden Fall machte dies Spiel Lust auf die kommende Saison, die für Frankfurt am Samstag, den 22. August gegen den FC Augsburg beginnt, nachdem die Eintrachtler das erste Bundesligaspiel gleich gegen den Sieger des Supercups bestreiten dürfen: am Sonntag 16. 8. in Wolfsburg gegen Wolfsburg.
