Serie: Nach dem vierten Champions-League-Triumph geht der 1. FFC Frankfurt gespannt wie ein Flitzebogen in drei Wettbewerbe der Saison, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Doch, daß mit Yuki müssen wir zuerst klären. Sie ist eine der neuen Spielerinnen, die auf der Saisoneröffnungspressekonferenz vorgestellt werden sollte, weswegen später angefangen wurde, was nur halb stimmt, denn auch auf Trainer Bell und weitere Spielerinnen mußte man länger warten. Die hatten nämlich gerade das Training außerhalb von Frankfurt abgeschlossen und kamen. Yuki nicht.

 

Das war dann der rote Faden durch die Pressekonferenz, dieses „Warten auf Yuki“, wobei einem Godot nur deshalb nicht in den Sinn kam, weil dieser Plausch hoch oben im 49. Stock der Commerzbank – was Manager/Investor Siggi Dietrich einfach kommentieren muß mit: Wir wollen hoch hinaus!- einfach gute Laune machte. Sind ja auch keine schlechten Voraussetzungen, unter denen in diesem Jahr der 1. FFC startet, selbst wenn die Starspielerin Celia Sasic sich ins Privatleben verabschiedet, was fußballöffentlich am Tag des ersten Heimspiels, am 30. September um 11 Uhr im Stadion am Brentanobad geschieht. Über das Spiel gegen SGS Essen werden wir noch berichten.

 

Eine gefühlte halbe Stunde ging Siggi Dietrich erst einmal dem Begrüßen seiner Tafelrunde nach, was nicht mal langweilig war, aber einfach zu lange dauert. Er bedankte sich jedesmal zusätzlich und hat ja auch guten Gründe. Vor allem dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, gegenüber, der irgendwie jedesmal zur den jährlichen Pressekonferenzen des I. FFC gerade morgens – braungebrannt diesmal – direkt aus New York eingeflogen kommt.

 

Das Vorstellen und Danken umfaßte die vier anwesenden Spielerinnen – wie gesagt: Warten auf Yuki - , Kerstin Garefrekes, die seit 2004 im Verein dabei ist und wie man jedes Mal spürt, auch die Vertrauensperson des Kaders und der oberen Etage; daneben war Theresa Panfil dabei, die gerade von Bayer Leverkusen zurück in die hessische Heimat und ihren 1. FFC kam, und wie – Warten auf Yuki – wie diese also im Sturm spielt. Simone Laudehr, seit 2012 dabei und davor schon weit herumgekommen: sie kam aus Duisburg, wohin sie vom FC Bayern kam, war schon beim SC Regensburg und fing beim FC Tegernheim an, spielt wie Kerstin Garefrekes im Mittelfeld, wo auch die Neue, Sophie Schmidt, den 1. FFC verstärkt. Die Kanadierin mit deutschen Wurzeln, legte auch auf Deutsch los und da sie in den USA Germanistik studiert hatte, wollen wir mit ihr über ihr Deutschstudium demnächst ein Interview machen. Auf Deutsch natürlich. Sie kann es und machte hier auf der PK einen ausgesprochen unternehmungslustigen Eindruck, der gutes für den Platz ahnen läßt.

 

Die Vorstellerei und das Danksagen ist noch längst nicht dabei, aber man muß doch mal deutlich sagen, daß Siggi Dietrich immer souveräner wird. Damit meinen wir schlicht, daß er schlichter geworden ist. Er muß nicht mehr große Töne spucken, sondern braucht nur auf die Tatsachen verweisen: Champions-League-Siegerin gegen Paris , was übrigens in der Vereinsgeschichte das vierte Mal passiert, in der Bundesliga und im Pokal dieses mal Dritter, was äußerst knapp war, ein verhinderter Erster sozusagen. Im Pokal kamen die Frankfurter als Titelverteidiger ins Halbfinale, wo sie gegen den späteren Zweiten 1. FFC Turbine Potsdam mit 1:2 unterlagen, dahin waren sie gekommen,weil sie im Viertelfinale gegen Bayern München, die spätere Deutsche Meisterin, gewonnen hatten. Auch in der Bundesliga lagen diese Mannschaften dicht zusammen, der Pokalsieger VfL Wolfsburg kam gegen Frankfurt zum Unentschieden, deshalb diese Zweiter und die Eintracht Dritter.

 

Das Warten auf Yuki wurde unterbrochen durch die Reden derer am Podium, zu denen auch der Vorsitzende Bodo Adler gehört, der inzwischen perfekt Deutsch sprechende und zum dritten Mal dabei seiende Trainer Colin Bell, mit Krawatte übrigens, die manchen das Wichtigste an dem braungebrannten tatendurstigen Bell war, zumal er als einziger eine trug und die noch dazu aus Japan ist. Für Yuki, aber damit sind wir wieder beim Warten auf Yuki. Colin Bell wird dann auch Tacheles reden, daß er nämlich nie anderen nach dem Mund redet und sich den seinen auch nicht verbieten läßt.

 

Dazu hatte ihn der Letzte rechts auf dem Podium, Werner Damm befragt, der nämlich die Moderatorenrolle übernehmen sollte und dies ausgiebig – zu ausgiebig – tat. Natürlich ging es um Bells Äußerungen zur Frauennationalmannschaft und dem Defizit, das er der Trainerin bescheinigte. Völlig zu Recht, wie wir meinen, weil in der Öffentlichkeit derzeit überhaupt keine Diskussionen über Fußball und Strategien mehr stattfindet. Jeder, der darüber redet, steht dann als einer da, der gegen die Harmonie der allseitigen gemeinsamen öffentlichen Meinung ist. Aber eine öffentliche Meinung lebt von der Diskussion. Dieses derzeitige halboffizielle Getue ist inzwischen unerträglich. Der, der den Mund aufmacht, gilt als halber Verräter, statt als derjenige, der Diskussionen belebt.

 

Hoffen wir nur, daß die deutlichen Worte von Colin Bell, „Ich bin 54 Jahre alt und werde mir von niemandem auf diesem Planeten einen Maulkorb verpassend lassen.“ Schule machen. Er selbst berichtete von einem Treffen und einem Fachgespräch mit der Trainerin der Frauennationalmannschaft Silvia Neid, womit für ihn die Sache abgehakt ist.

 

Bleibt auf das für uns Wichtigste einzugehen, was Siggi Dietrich in seiner Eingangspassage aufriß. Er sieht im Frauenfußball zwei Ebenen. Das eine sind reine Frauenfußballvereine wie der 1. FFC, die letzten Endes den Frauenfußball so bekannt und so attraktiv gemacht haben, daß jetzt bisherige Männerfußballvereine selbst als Lizenzverein Frauenabteilungen haben, die grundsätzlich die besseren Voraussetzungen bieten, was bewährte Organisation und Sponsoren angeht, so daß die Entwicklung wohl in diese Richtung geht. Wir wollen diesen Ansatz ein andermal aufgreifen und vertiefen und berichten im Folgenden über die Pressekonferenz und die nächste Saison des 1. FFC Frankfurt im Detail.

Fortsetzung folgt.

 

 

STIMMEN

 

Manager und Investor Siegfried Dietrich: „Nach dem großartigen Champions-League-Triumph mit dem spannenden Final-Sieg gegen Paris Saint-Germain sind wir nun alle heiß darauf, daß die neue Saison endlich beginnt! Nicht erst mit dem Abpfiff unseres sechsten europäischen Endspiels haben wir mit den personellen Planungen für die vor uns liegende Spielzeit in drei Wettbewerben begonnen, schließlich galt es, den Abschied einiger Leistungsträgerinnen zu kompensieren. Nachdem wir den sowohl in der Spitze als auch in der Breite hervorragend aufgestellten FFC-Kader der Saison 2015/16 mit der Verpflichtung von Yuki Ogimi nun noch sehr hochkarätig komplettiert haben, bin ich erst recht zuversichtlich, dass wir uns in unserer Rolle als reiner Frauenfußball-Verein im Kopf-an-Kopf-Rennen mit den wirtschaftlich besser ausgestatteten nationalen und internationalen Lizenzvereinen einmal mehr im ständig größer werdenden Wettbewerb auf hohem Niveau behaupten können.“

 

 

Klaus-Peter Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank AG:

 

Wir freuen uns auf die neue Spielzeit. Durch den Gewinn der Champions League startet die Mannschaft mit Rückenwind in die Saison und spielt bei allen drei Wettbewerben hoffentlich um den Titel m

it.

Die Commerzbank wünscht dem Team und den Fans eine interessante und vor allem erfolgreiche Saison. Besonders erfreulich ist zudem, daß im diesjährigen Kader der ersten Mannschaft sieben Nachwuchstalente des Vereins stehen.“

 

 

Foto: von links nach rechts: Klaus-Peter Müller, Siegfried Dietrich, Bodo Adler, © A2/Hartenfelser LG