Eintracht Frankfurt unterliegt berechtigt im Derby den Lilien aus Darmstadt 0:1, Teil 2

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wo sind denn bloß die Lilienanhänger, fragte man sich mit Blick rüber zum Gästeteil. Währenddessen ist die Frankfurter Fankurve so was von voll und dann mit einer der hinreißenden Choreographien verhüllt. Man sieht keinen Mann, nur die große Adlerabbildung in der Mitte und die Fahnen an beiden Seiten. Die werden auf der linken Seite mit einem Mal alle nach vorne geworfen, wo zwischen Spielfeld und Zuschauer dieser Sicherheitsstreifen nun als Müllplatz dient.

 

So fing es schon an. Aber auf der anderen Seite waren nun im letzten Moment vor Spielanfang nicht nur die Darmstädter Anhänger auf ihren Areal eingezogen, sondern in der gesamten Südkurve saßen nun viele Zuschauer mit der heutigen Darmstadttracht: einer blauweißen Mütze. Daß dazwischen sich die andere Kurve durch Bengalos und sonstige Räucherstäbchen hervortut, die stinken und ekligen Qualm erzeugen, der die Lungen der Spieler beeinträchtigt, gehört ins Frankfurter Schmutzkästchen des Nikolausabend.

 

Ehrlich gesagt versteht man überhaupt nicht, wie diese Feuerwerksdinger ins Stadion kommen. Es werden die Besucher ja kontrolliert. Aber den Eintrachtlern gelang es genauso gut dieses Gefahrengut ins Stadion zu bringen, wie den Darmstädtern, die aber nicht irgendwie ihr Kapital abknallten, sondern nach dem Siegestor in der 30. Minute den Rauch zeremoniell zum Himmel steigen lassen. Die Experten verraten einem auch, wie das Zeugs ins Stadion kommt. Man geht ohne rein, stellt sich an einer bestimmten Stelle am hohen Zaun auf, wo von außen die Feuerkörper rübergeworfen werden und dann auch diese Typen ohne Problem durch die Einlaßkontrolle kommen.

 

Und nun das Fußballspiel, das wirklich zum Hauen und Stechen wurde, noch nie sah ich so viele Mannen fallen, aber auch noch nie so viele Fouls bei der Eintracht. Ganze achtzehn (18!) waren es am Schluß gegenüber ihren nur 15 Torschüssen. Das sagt schon alles. Dazu kamen dann noch vier gelbe Karten, die für das nächste Spiel in Dortmund das Aus für Marc Stendera bedeutet, der noch der Beste diesmal war. Auch Marco Russ und Carlos Zambrano müssen in Dortmund fehlen. Die Bilanz bei den Lilien betrug 9 Fouls, also nur die Hälfte, und dreimal mal Gelb. Was Erfreuliches war dagegen die Tracht des Tages: in Schwarz die Eintracht und in Weiß die Lilien (paßt doch!).

 

Von Beginn an große Aufregung und nicht faßbare Unsicherheit auf beiden Seiten. Genau das, was man Überkompensation nennt, weil das Gewinnenwollen stärker Platz greift, als das eigene Tun.Jeder will das schnelle Tor. Die Frankfurter verschießen es gerade, es war Marc Stendera und auch Stefan Aigner gelang der Schuß nur knapp über die Latte. Aber schon war es wieder umgekehrt, auch die Darmstädter pfiffen darüber und so viele hohe Beine beim Versuch, den Ball zu ergattern, sieht man auch nicht alle Tage.

 

Es ging also um Kampf und Überleben. Von der ersten Minute an war das zu spüren. Und von der ersten Minute an, stellte sich jedoch die Darmstädter geschickter aufs Spielen ein, so daß man sogar den Eindruck hatte, Eintracht Frankfurt hätte Das Ball nach vorne Bringen als Grundfähigkeit von Fußballspielen verloren. Einem Marcel Heller (Ex-Eintrachtler) auf der rechten Seite der Lilien, der unentwegt seine Mannschaft antrieb und selber der schnellste war, einem solchen Antreiber hatten die Frankfurter keinen entgegenzusetzen. Planlos und geradezu stümperhaft kamen einem viele Aktionen der Heimmannschaft vor, die ein Charakteristikum das Spiel über beibehielt: ständig zurückzugeben oder den Ball quer über den Platz zu befördern, aber möglichst zu verhindern, daß daraus ein beherzter Angriff der Frankfurter würde.

 

Natürlich ist das jetzt übertrieben, denn immer wieder kamen auch Frankfurter in die Lilienhälfte, aber lange Zeit ging das Spiel immer nur in die Richtung auf das Eintrachttor. Aber erst in der 23. Minute hätte Jan Rosenthal (auch er ein Ex-Eintrachtler, der den Frankfurtern aus gutem Grund die Niederlage gönnte) ohne den sicheren Griff vom Torhüter Lukas Hradecky ein Tor erzielt, zu dem es dann in der 30sten Minute kam, als Darmstadts Kapitän Aytac Sulu völlig ungehindert – speziell von David Abraham und Carlos Zambrano - seine Spezialität vorführte: zielsicher ins Tor zu köpfen.

 

Nachher wird genau diese Situation auch vom Eintrachttrainer Veh als der Schlüsselmoment im Spiel gewürdigt werden. Jeder wußte von der Gefährlichkeit dieses Spielers, den dann in einer Standardsituation keiner bewachte. Nicht zu verstehen. Wenn schon vor diesem Tor für Darmstadt die Eintracht keine Torgefährlichkeit aufbrachte, brach nun der Rest des Elans völlig zusammen. Jetzt häufte sich auch das Foulspielen, Haris Seferovic bekam mit Recht in der 40sten Minute die gelbe Karte. In der 35. Minute hatte Russ für Abraham übernommen, was aber im Großen und Ganzen nichts änderte.

 

Nach der Pause waren die Darmstädter kurz brandgefährlich, aber Luca Caldirola vermochte kurz vor dem Tor nur daneben zu schießen und auf der anderen Seite verhinderte kurz darauf der Darmstädter Schlußmann Christian Mathenia durch einen Hechtsprung den Treffer, den Stefan Aigner wagte. Überhaupt war auch der Darmstädter Tormann einer der Besten, was auf jeden Fall für sein Pendant auf der Frankfurter Seite gilt. Lange Zeit sah es in der zweiten Halbzeit immer stärker nach einem 0:2 aus, als nach einem Ausgleich, den die überwiegende Anzahl der Zuschauer so gerne sehen wollte. Mit einem Unentschieden hätten die Frankfurter wohl eher leben können als mit einer Niederlage.

 

Tatsächlich kamen sie am Schluß noch einmal in Fahrt, aber da hatten sich die Darmstädter längst mit Maus und Mann als Abwehrriegel eingerichtet. Ja, da spielten sie auch mit der Zeit, um die es nun ging, weshalb der eine und andere fiel und sehr weit rüber und nüber gespielt wurde. Aber das hatten die Frankfurter ja schon am Anfang fertiggebracht, als es noch um alles ging.

 

Und nun passierte in der 90sten Minute das Verbrennen der Fahnen, dicke Rauchentwicklung, man sah nichts und es stank. Der Schiedsrichter hielt die Partie an und wartete und wartete. Eigentlich hätte er das Spiel beenden können, denn die Frankfurter Fans hatten ja durch ihre Aktion klargemacht, daß sie ihrer Mannschaft keine Chance mehr gönnten, die diese nach diesen Aufregungen beim Weiterspielen in der Tat nicht mehr hatten.

 

Erwähnenswert die verhältnismäßig vielen Ecken der Eintracht, zehn gegenüber 7 der Gäste. Auch, daß Makoto Hasebe, den man während des Spiels als munterer als die anderen registriert hatte, mit 5 Torschußvorlagen die meisten der Eintracht hatte und zudem eine Zweikampfquote von 67 Prozent aufwies und vier Flanken aus dem Spiel hineingab. Die Werte für sein Äquivalent auf der Lilienseite, Tobias Kempe, sind allerdings noch besser: 6 Torschußvorlagen und 6 Flanken. Fortsetzung folgt.