Eintracht Frankfurt unterliegt berechtigt im Derby den Lilien aus Darmstadt 0:1, Teil 3
Jürgen Schneeberger
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es ist auffällig, wie oft nach weniger guten Spielen alle viel mehr als sonst zu sagen haben. Schließlich ist es psychologisch richtig gut zu verstehen, weshalb man nach verlorenen Spielen viele Worte in den Mund nehmen muß, sich selbst viel erklären muß, um sich die Niederlage etwas annehmbarer zu machen. Manchmal wird daraus sogar echte Selbstkritik. Deshalb heute die Stimmen als eigener Beitrag. Die Redaktion
Heribert Bruchhagen:
Das war heute eine schwere Niederlage. Wir sind nicht ins Spiel gekommen, wir sind von den Darmstädtern früh attackiert worden. Wir konnten uns im ganzen Spiel nicht von der Nervosität befreien und das wurde durch den Rückstand auch nicht besser. Es fehlte uns an klaren Aktionen und es war zu merken, dass die Mannschaft durch die Situation nicht konzentriert genug war, um die Ansatzchancen, die wir immer wieder hatten, auch zu nutzen. Man hatte immer noch die Hoffnung gehabt, dass wir zum Ausgleich kommen, oder das Spiel drehen könnten. Aber das hat sich nicht bestätigt. Die Situation ist jetzt ziemlich kritisch, aber wir haben in den letzten Jahren viel Erfahrung gesammelt, um mit so schwierigen Situationen umzugehen. Jetzt können wir beweisen, dass wir mit solchen Situationen umgehen können.
Lukas Hradecky:
Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll, leider zeigten die Darmstädter mehr Kampfgeist und haben verdient gewonnen. Wir müssen das Tor machen, mir fehlen die Worte. Ich verstehe die Fans und ich kann mir auch vorstellen, was das für die Stadt bedeutet. Der gefährlichste Gegenspieler von Darmstadt war nicht gedeckt und so konnte er das Tor machen. So kann es nicht weitergehen, es darf nicht so viel in unserem 16 Meterraum passieren, da müssen wir alle in den Spiegel schauen. Wir haben eine schlechte Hinrunde gespielt und stehen deswegen mitten im Abstiegskampf. Wir haben jetzt noch zwei Spiele vor uns, wo man noch Punkte holen kann, aber da müssen wir uns sehr verbessern. Ich dirigiere die Mannschaft so gut ich kann, aber die Fans sind sehr laut und die Spieler hören mich nicht. Jeder weiß aber selber, wen er zu decken hat, oder wo er stehen sollte. Ich habe viel Respekt vor den Fans, sie haben wieder eine ganz tolle Choreografie gemacht.
Bastian Oczipka:
Die Niederlage fühlt sich extrem bitter an. Es ist mir unerklärlich, dass, obwohl wir wussten das Darmstadt bei Standards sehr gefährlich ist, wir ein Tor bekommen. Da wir eine Mann zu Mann Zuteilung hatten, darf so was niemals passieren. Je länger das Spiel ging, konnte man merken, dass keiner mehr den Ball haben wollte, da der Mut immer mehr verloren ging. Wir sind brutal enttäuscht. dass wir das Spiel verbockt haben. Wir werden jetzt erst mal ein paar Tage brauchen, bis wir das verdaut haben. Wir müssen uns den Fans stellen und uns die Kritik anhören, es bringt nichts, wenn wir einfach in die Kabine gegangen wären.
Armin Veh:
Die unheimlich bittere Niederlage hat mich als Trainer auch sehr mitgenommen. Das Derby zu verlieren, war eine meiner schwärzesten Stunden in meiner Trainerlaufbahn. Wir waren in der ersten Halbzeit sehr fahrig, nervös und wir hatten uns keine klaren Torchance erarbeitet. Es war tödlich für uns, dass wir in Rückstand geraten, obwohl wir wussten, dass Darmstadt bei Standards unheimlich gut ist. Danach waren wir noch mehr verunsichert und das hat uns auch nicht gut getan. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, weil die Mannschaft nicht wollte, die wollten alle, weil sie wussten, wie wichtig das Spiel ist. Wir sind zu wenig torgefährlich und machen in den entscheidenden Spielen keine Tore. Jetzt haben wir mit Dortmund einen sehr schweren Gegner vor der Brust, zumal meine beiden Innenverteidiger gelb/rot gesperrt sind, ich Abraham verletzt rausholen musste und nicht weiß, ob er wieder spielen kann. Dass alles macht das Spiel in Dortmund nicht leichter. Aber immer, wenn man denkt, dass es aussichtslos ist, kommt immer mal ein Lichtlein daher und lässt es leuchten. Ich hoffe, dass es bei uns auch mal wieder leuchtet.
Dirk Schuster (hier schmunzelnd im Bild):
Wir sind sehr glücklich, dass wir das Derby für uns entscheiden konnten. Ich denke, daß in einem Spiel, das sehr kampfbetont war, sich beide Mannschaften nichts geschenkt haben und eine sehr aufgeheizte Atmosphäre auf den Rängen und auf dem Spielfeld war, dass wir uns sehr gut aus der Affäre gezogen haben. Wir konnten das, was wir uns vor dem Spiel vorgenommen hatten, auch umsetzen. Wir wussten, dass Frankfurt diesen Sieg unbedingt haben wollte, daher etwas unter Druck steht und eine kleine Nervosität in sich hat. Wir wollten die Eintracht sehr früh stören, um da erst gar nicht eine Sicherheit aufkommen zu lassen und sie dadurch nicht zur Ruhe kommen lassen. Wir haben 90 Minute sehr gut dagegen gehalten und ich denke, dass wir deswegen das Spiel nicht ganz unverdient gewonnen haben.
Ich wünsche meinem Kollegen Armin Veh und seiner Mannschaft alles Gute und viel Erfolg
Foto: Dirk Schuster