Zoodirektor Niekisch zieht in Frankfurt Bilanz
Eike Holly
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Frankfurter Zoo ist eine Erfolgsgeschichte, seit sein Direktor Grzimek eine ganze durch den Krieg erschütterte Nation mit der Natur, mit den Tieren aussöhnte, d.h. ihre Aufmerksamkeit darauf richtete. Im Januar wird im Zoo immer Bilanz gezogen und da dachten wir, daß dieses Jahr besonders viele der vertrauten Tiere gestorben seien, bzw. eben auch die gerade geborenen.
Doch zuerst die Erfolge. 2015 gab es deutliche Steigerungen bei den Führungen und den Tierpatenschaften. Die große Hitze im Sommer drückte allerdings auf die Besucherzahlen. Im Tierbestand gab es einige Veränderungen: Vor allem im Exotarium sind viele neue Arten hinzugekommen. Insgesamt gab es zum 31. Dezember rund 4.400 Tiere in 534 Arten im Zoo Frankfurt zu bestaunen.
Zwei Jubiläen sorgten für Zulauf – die Sommerhitze arbeitete dagegen
2015 war ein Jubiläumsjahr für den Zoo: 1858 von Bürgern gegründet, wurde er während des Ersten Weltkriegs 1915 von der Stadt übernommen. Im Sommer lockten nicht zuletzt die Angebote rund um das Jubiläum „100 Jahre Zoo der Stadt“ tausende von Besuchern in den Zoo – bis die große Hitze kam. „Vor allem im August und September war die Konkurrenz durch Badeseen und Schwimmbädern deutlich zu spüren“, so Zoodirektor Manfred Niekisch. Auch die Sperrung des S-Bahntunnels in der Frankfurter Innenstadt hatte seiner Einschätzung nach negative Effekte auf die Besucherzahlen. Diese bleiben mit 830.193 zwar im Durchschnitt der letzten Jahre, aber um 4,2 Prozent hinter den Vorjahreszahlen zurück.
Ein weiteres Jubiläum lenkte 2015 das Augenmerk auf eine wesentliche Aufgabe moderner Zoos: 55 Jahre Zooschule. 1960 wurde durch den damaligen Zoodirektor Bernhard Grzimek und Rosl Kirchshofer in Frankfurt die erste Zooschule in Europa gegründet. Vor allem durch Informationssysteme und mittels Führungen werden seither Inhalte vermittelt, die nicht nur bilden, sondern vor allem für Natur- und Artenschutzthemen sensibilisieren sollen. 2015 wurden insgesamt 1.133 Führungen durchgeführt – 20 Prozent mehr als im Vorjahr. 14.000 Besucher nahmen an den 60 oder 90 minütigen Führungen teil.
Viel Engagement und Unterstützung
„Sehr erfreulich ist die Entwicklung bei den Tierpatenschaften: am 31. Dezember hatten 1.810 Paten 2.209 Tierpatenschaften übernommen. Das entspricht einer Steigerung um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Einnahmen aus Spenden und Tierpatenschaften helfen uns, so manches Projekt zu finanzieren, das wir ansonsten auf eine ganz, ganz lange Bank schieben müssten. Allen Spendern und Tierpaten gilt daher mein herzlicher Dank!“, so Niekisch.
Der Dank des Zoodirektors gilt auch den 39 Ehrenamtlichen, die als Naturschutzbotschafter von Zoo und Zoologischer Gesellschaft Frankfurt auf spielerische Art und Weise Wissen über die Tiere im Zoo und ihre Artgenossen in den Herkunftsländern vermitteln. Bei ihren Einsätzen an den Infomobilen haben sie sich 2015 insgesamt fast 3.000 Stunden für den Natur- und Artenschutz engagiert.
Veränderungen im Tierbestand
Im Tierbestand gab es 2015 einige Veränderungen: Bei den Säugetieren waren am Stichtag 31. Dezember 936 Individuen in 80 Arten erfasst. Das sind zwei Arten weniger als im Vorjahr. Klippschliefer, Drills und Afrikanische Bilche sind derzeit nicht mehr im Zoo zu sehen, dafür wuselt die Streifengrasmaus nach längerer Pause wieder durch ihre Anlage im Grzimekhaus.
Am 31. Dezember lebten im Zoo Frankfurt 317 Vögel in 78 Arten. Auch hier kamen als neue Arten Schuppenkopf-Rötel und Blaukronen-Häherling dazu, andere, wie etwa die Rostgans, der Krokodilwächter und der Schildturako, werden nicht mehr gehalten.
Im Exotarium sind derzeit 376 Tierarten zu bestaunen: 90 im Süßwasserbereich, 166 Arten, die im Seewasser leben und 120 Arten im Reptilien- und Amphibienbereich. Damit leben gegenüber der letzten Inventur 29 Arten mehr im Exotarium. Zusammen sind das etwa 3.200 Individuen, wobei manche Staaten- oder Schwarmbildenden Insekten – wie etwa das Volk der Blattschneiderameisen, das leicht mehrere 1.000 Tiere umfassen kann – als ein Individuum gezählt werden.