Das Jahr in Museen, Ausstellungen und auf Festen, eine Kultur- und Veranstaltungsvorschau für das erste Halbjahr 2016, Teil 2

 

Jasmin Raykowski und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -Am letzten Mittwoch hatten wir mit dem ersten Teil unseres Überblicks schon einmal sichergestellt, daß die Flut an Veranstaltungen und Ausstellungen nicht abreißt. In der Fortsetzung der Jahresvorschau geht es um das kulturelle Geschehen in der zweiten Jahreshälfte in der Mainmetropole, wobei sich natürlich noch Terminabweichungen ergeben können.

 

Auch in der zweiten Jahreshälfte gibt es in Frankfurt viel zu erleben und zu sehen, wie beispielsweise die Schau zum 25. Geburtstag des Frankfurter Grüngürtels, die Farbholzschnitt-Ausstellung in der Schirn sowie die neue Arbeit David Claerbouts im Städel anlässlich des Auftritts der Niederlande und Flanderns auf der Buchmesse. Aber: der OB und der Tourismuschef Feda atmeten durch, im Jahr 2016 gibt es keins der Großereignisse wie in den letzten Jahren: weder Einheitsfeier noch große Sportereignisse. Das gibt Luft zum Durchatmen für die normalen Höhepunkte.

 

 

Geschichtsträchtige Jubiläen und ein neues Haus

 

Im Jahr 1866 wurden die hessischen Territorialstaaten neu geordnet. Dabei büßte unter anderem Frankfurt seine Unabhängigkeit als Freie Stadt ein und wurde preußische Provinzstadt. 2016 jährt sich die Auflösung des Deutschen Bundes zum 150. Mal. Dieser Jahrestag gibt den Anlass für das Symposium „1866 – Vom Deutschen Bund zum Deutschen Reich. Deutschland – Hessen – Frankfurt“ am 27. und 28. September im Karmeliterkloster, das gemeinsam vom Institut für Stadtgeschichte Frankfurt und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung veranstaltet wird. Zahlreiche Historiker zeichnen in ihren Vorträgen den Weg vom Deutschen Bund zum 1871 gegründeten Deutschen Reich nach und nehmen dabei insbesondere die hessischen Staaten und die Stadt Frankfurt in den Blick.

 

Um einiges jünger ist der Frankfurter Grüngürtel, der 1991 institutionalisiert wurde und in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag feiert. Die Wurzeln dieses nicht nur als Erholungs- und Freizeitraum wichtigen Projektes sind jedoch deutlich älter. Die Ausstellung "Vision und Verpflichtung. Frankfurts GrünGürtel" im Karmeliterkloster vom 15. November 2016 bis zum 27. August 2017 stellt die Grüngürtelplanung in den historischen Kontext und seine Bedeutung für das Stadtklima und als Standortfaktor dar. Veranstaltet wird die Schau vom Institut für Stadtgeschichte, dem Umweltamt und dem Grünflächenamt.

 

Kein Jubiläum, dafür die Neueröffnung steht dem Historischen Museum ins Haus. Für Herbst 2017 ist der Einzug geplant, bereits im Herbst 2016 soll das Kindermuseum seine neuen Räume beziehen. Vom 8. bis zum 10. Juli präsentiert das Historische Museum das Haus erstmals der Öffentlichkeit – am Freitag ist das Fachpublikum zu einem Architektursymposium eingeladen, am Samstag und Sonntag können die Bürger den Neubau besichtigen und an Führungen teilnehmen.

 

 

Von Holzschnitt bis Heilige Nacht

 

Von 7. Juli bis 3. Oktober präsentiert die Schirn in Kooperation mit dem Albertina Kunstmuseum Wien eine Premiere: „Kunst für alle. Der Farbholzschnitt in Wien um 1900“ thematisiert als erste Ausstellung den Holzschnitt, der mit Albrecht Dürer im Mittelalter seinen Höhepunkt erlebte, als künstlerische Technik über die Jahrhunderte in den Hintergrund rückte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ganz Europa wiederentdeckt wurde. So ließen auch Mitglieder der Wiener Secession sowie einige heute fast vergessene Künstler den Farbholzschnitt wieder auferstehen. Er entfachte innerhalb einer „Kunst für alle“-Bewegung unter anderem eine Diskussion über Authentizität, Originalität und auch für einfache Leute erschwingliche Preise. Rund 170 Werke – auch aus verwandten Techniken wie Linolschnitt oder Schablonendruck – geben einen umfassenden Überblick.

 

Heilige Nacht. Der christliche Weihnachtsfestkreis und seine Bilderwelt“ heißt die Sonderausstellung, die die Liebieghaus Skulpturensammlung von 12. Oktober bis 29. Januar 2017 präsentiert. Sie zeigt den kirchlichen Weihnachtsfestkreis und seine bildlichen Darstellungen, insbesondere in der Skulptur. Den Schwerpunkt bilden Objekte des Mittelalters und frühchristliche Zeugnisse und Exponate bis ins 18. Jahrhundert – vom Einzelbildwerk über die Krippe bis zur Realisierung der Weihnachtsgeschichte.

 

Zum Ende des Jahres ist im Städel „Geschlechterkampf. Franz von Stuck bis Frida Kahlo“ zu sehen. Die Ausstellung, die von 24. November bis 19. März 2017 gezeigt wird, behandelt die künstlerische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die traditionelle Definition von männlich und weiblich als aktiv/passiv, rational/emotional, Kultur/Natur war in der Kunst der Moderne ein intensiv behandeltes Thema, und auch heute ist die Genderfrage gesellschaftspolitisch hochrelevant. Anhand einer Auswahl von etwa 140 Werken der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und des Films von Künstlern wie Max Liebermann, Edvard Munch, Auguste Rodin oder Man Ray macht es sich das Ausstellungsprojekt zur Aufgabe, besonders prägnante künstlerische Positionen zu bestimmen und in einen Dialog zu stellen.

 

 

Herbst voller Literatur

 

Die Goethe-Festwoche von 8. bis 17. September steht unter dem Motto „Goethe International“ und behandelt die internationale Goetherezeption sowie das Interesse des Dichters an fremden Völkern, Sprachen und Kulturen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei sein Begriff einer „Weltliteratur“.

 

Kurz darauf holt die Buchmesse mit ihrem Ehrengast – dieses Jahr sind es die Niederlande gemeinsam mit der belgischen Region Flandern – vom 19. bis zum 23. Oktober nationale und internationale Autoren, Verleger, Lektoren und Lesefreunde nach Frankfurt. Die traditionsreiche Literaturveranstaltung „Literatur im Römer“ präsentiert parallel zur Messe am 19. und 20. Oktober in den Römerhallen Autoren und ihre Bücher. „Open Books“ bietet von 18. bis 22. Oktober zahlreiche Lesungen und Gespräche in der Frankfurter Innenstadt. Auch hier können die Besucher zahlreiche Autoren hautnah erleben und zum Abschluss am Samstagabend auf der „Open Party“ im Literaturhaus das Tanzbein schwingen.

 

Den Auftritt des Buchmessen-Gastlands nimmt das Städel zum Anlass, im Rahmen seiner Serie „Im Städel Garten“ im September und Oktober eine neue Arbeit des belgischen Künstlers David Claerbout zu präsentieren. Das eigens für das Museum entwickelte, 60-minütige Video „Untitled (anonymous)“ wird auf einem großen LED-Bildschirm gezeigt und erscheint auf den ersten Blick wie eine Aneignung des Disney-Klassikers „Das Dschungelbuch“. Claerbout hat für seine Arbeit ein aufwendiges Remake der Zeichnungen anfertigen lassen – mit dem Unterschied, dass er den Tieren um Balu, dem Bären, Baghira, dem Panther, der Schlange Kaa oder dem Tiger Shir Khan ihre vermenschlichte Wesensart genommen hat. Claerbout lässt die Grenzen zwischen Fotografie und Film verschmelzen, dekonstruiert zeitliche Abläufe und hinterfragt damit, wie wir mit Bildern Geschichtenerzählen.

 

 

Feste und Sport

 

Auch im zweiten Halbjahr kommen die traditionellen Feste und Sportveranstaltungen in Frankfurt nicht zu kurz. Am 3. Juli messen sich die Eisenmänner in 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Rennradfahren und Marathonlauf beim Ironman European Championship. Da geht es beim FamilienSportFest etwas gemächlicher zu: Kinder und Eltern können am 9. Juli im Stadion am Brentanobad zahlreiche – auch ungewöhnliche – Sportarten ausprobieren.

 

Im August geht es dann rund in der Stadt: Vom 5. bis 8. August sorgt das traditionelle Mainfest auf dem Römerberg und am Mainufer mit großer kulinarischer Vielfalt und Fahrgeschäften für Spaß für die ganze Familie. Außerdem wird vom 12. bis zum 21. August wieder das Apfelweinfestival in der Innenstadt veranstaltet und vom 26. bis zum 28. August schließt sich das Museumsuferfest an.

 

Weiter geht es von 9. bis bis 19. September mit der Herbst-Dippemess auf dem Platz vor der Eissporthalle am Ratsweg. Am 30. Oktober wird es dann besonders sportlich: Der Frankfurt Stadt-Marathon lockt tausende Läufer aus aller Welt an den Main – mit Party an der Strecke und Zieleinlauf über den roten Teppich in der Festhalle. Beim 47. Deutschen Jazzfestival vom 26. bis zum 30. Oktober treffen im Sendesaal des Hessischen Rundfunks alte Jazzlegenden und Nachwuchsmusiker aufeinander. Von 23. November bis 22. Dezember sorgt schließlich der Frankfurter Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Punsch und Maronen in der Innenstadt für einen besinnlichen Jahresabschluss.

 

Foto:

So sah es 1848 in der Paulskirche aus. Ein deutsches Parlament. Das war dann 1966 mit der Preußischen Besatzung zu Ende.