Was einem die Fernsehübertragung des Sieges von Eintracht Frankfurt gegen Alemannia Aachen mit 3:0 und der Wiederaufstieg in die Erste Liga mit auf den Weg geben

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Noch nie hat Eintracht Frankfurt so gut gespielt. Dachte man. Aber noch nie hatten wir, die wir die Spiele ansonsten von der Pressetribüne anschauen, die relativ weit weg vom Spielgeschehen ist, noch nie hatten wir die Fußballerbeine der Eintrachtler so nah gesehen, die Fouls der anderen und die eigenen, die Anstrengung, das Zögern, das alles war hochinteressant und viel näher dran, als von der Tribüne aus.

 

Natürlich kennen wir Fernsehübertragungen von Fußballspielen, die Länderspiele, Meisterschaften und auch die Auswahlentscheidungen für Cup und Europa League und vor allem die samstäglichen Sportschauen, sowohl die ab 18/18.30 Uhr bei der ARD wie auch die späte im ZDF. Nur werden bei Letzterem nicht ganze Spiele gezeigt und bei den anderen Kaufprogrammen kommt die Eintracht wohl nicht oft vor, wir auf jeden Fall haben solche Programme nicht und wollen die auch nicht und kamen gestern zum Spiel in Aachen ganz normal in ein Programm hinein, das uns über die gute Spielweise der Eintracht schlau machte. Damit das nicht falsch verstanden wird. Natürlich kennen wir die Fußballspiele aus dem Fernsehen. Aber nicht die der Eintracht. Verstanden? Und die Eintracht kennen wir eigentlich besonders gut. Daher die Überraschung im Fernsehen.

 

Da, wo man oben von der Tribüne aus, ganz klar im Überblicksbild sah, wie schlecht der Abschlag war, da wirkte das auf dem Bildschirm doch eher als Missverständnis, was an der Zerstückelung  der Bilder liegt. Denn das Abgeben und Annehmen sah man in zwei Sequenzen, mag ja sein, daß der Ball einfach seine Bahn von alleine änderte und so das mangelnde Zusammenspiel im Fernsehen nicht auffiel.

 

Und erst die Gesichter. Da, wo man auf der Tribüne schon das eine oder andere Mal fluchte, weil ein Hans-guck-in-die-Luft mental Urlaub machte und sich nicht weiter am Spielfluß beteiligte, da sah man auf dem Bildschirm nur wackere eifrige Spieler, die so was von bemüht aussahen und sich zwischen und vor die gegnerischen Spieler warfen und manches mal – ja, wir haben es genau gesehen – auch sachte am Leiberl zogen und zweimal sogar ganz heftig, ohne daß der Schiedsrichter es sehen konnte. Ganz schön hinterfotzig, meine Eintrachtler.

 

Und dann Mohamadou Idrissou, der Held von Aachen, der ist doch sonst nicht so gut. Aufopferungsvoll kämpfte er und stand immer wieder an der richtigen Stelle, die Stirn in Falten gelegt und unaufhörlich nachdenkend, wo er den Gegenspieler umspielt, ihm eins auswischt und als der von Beni Köhler, der ansonsten nicht seinen besten Tag hatte, eingegebene Eckstoß kurz vor dem Halbzeitpfiff kam, da nutzt er blitzschnell und souverän die Situation und schob den Ball einfach rein. Eindeutig Torwartfehler und eindeutig ein reguläres Tor. Eines, das nicht durch Nachdenken, sondern durch automatisches Handeln zustandekam. Perfekt gemacht.

 

Schön wurde es durch Mohamadou Idrissou dann zwei Minuten nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Wieder war es Benni Köhler, wie gesagt, eigentlich nicht sein Tag, der einen Paß vor das Aachener Tor gab, einfach so, butterweich und mitten ins Getümmel, wo Idrissou wieder reaktionsschnell seinen linken Fuß drunter hielt und einen so schrägen Schuß ins rechts Eck pfefferte, daß ein Tormann da nichts mehr zu melden hatte, selbst wenn er ein besserer Schlussmann gewesen wäre.

 

Zeit zu sagen, daß das 3:0 schmeichelhaft ist. Denn immer wieder gaben die Aachener nicht auf und marschierten Richtung Frankfurter Tor, wo Oka Nikolov nicht ganz so viel zu tun hatte, und einmal toll und einmal gefährlich reagiert hatte, dieser Sturm in der Brandung, der je älter er wird, desto souveräner auch. Und so kam es zur Situation, in der alles nach dem Durchmarsch der Frankfurter aussah, das dritte, das vierte Tor, alles schien möglich, aber doch war das 1:2 immer viel näher.

 

Das lag daran, denken wir, daß einige Spieler, die oben von der Pressetribüne uns immer einen überlegten und aufbauenden Eindruck machen – denn im Ernst, von oben sieht man schon im Überblick mehr, nur finden wir die Details der Gesichter und Hände und Füße irgendwie witziger und aufschlussreicher - , daß diese Spieler heute alle nicht ihren Tag hatten. Unrichtig. Sie waren gefügige Mannschaftsspieler, aber hatten nicht die individuelle Klasse, die sie sonst durchaus haben.

 

Genau. Zum Beispiel Alexander Meier. Der Tore schießen kann und dem wir auch eins oder mehr gegönnt hätten, so aufopferungsvoll kämpfte er. Er wehrte ab, seine Kopfbälle sind wichtig, verteilte die Bälle, aber konnte keinen Torschuß durchziehen. Benni Köhler hatten wir schon mit Einschränkungen dargestellt, aber auch Matthias Lehmann ging viel daneben. Zwar gab er nicht auf, flitzte dauernd auf dem Platz rum, aber doch ohne richtiges Ziel. Von Heiko Butscher hatten wir auch mehr erwartet. Das waren alles Spieler, die sonst besser sind. Woher also der Erfolg der Eintracht an diesem Montagabend?

 

Über Gordon Schildenfeld wollen wir nicht sprechen. Der war nämlich auch nicht so dolle, aber er war derjenige, der das Gegentor verhinderte. Er stand perfekt und reagierte perfekt. Denn das nicht geschossene Gegentor ist es, weshalb die Eintracht dann mit ihrem 3:0 und dem gleichen Torabstand und Punktestand Greuther Fürth für heute auf der Zielgeraden überholte. Sie hat mit 76 einfach sechs Tore mehr geschossen als diese mit 70. Also, warum der Erfolg? Wir sind bei diesem Spiel zum Fan von Mohamadou Idrissou geworden. Der stand wirklich wie der Fels in der Brandung, wie ein Fels, der gleich einknickt, denn er wirkte bei ständiger Präsenz dennoch leicht unsicher, als ob ihn seine Beine nicht weiter tragen könnten. Irgendwie ungelenk. Aber total da.

 

Auch Bamba Anderson spielte stark. Er war die Abwehr in Person und die Aachener kamen um ihn einfach nicht herum. Darum endeten manche Bälle schon im Mittelfeld. Sebastian Rode ist der, der auf jeden Fall wollte. Und er ist der, der von den Alemannen sehr hart genommen wurde. Sah böse aus. Aber er gab nicht auf und blieb bissig und aggressiv. Diesen Kampfgeist braucht man, will man gewinnen. Und diesmal wollten sie, diese Frankfurter Jungs, die einem oft das Leben ganz schön schwer machen und nun sich und die Frankfurter glücklich gemacht haben.

 

Nie mehr Zweite Liga. Warum eigentlich? Wenn es doch so schön ist, auch mal oben zu stehen? Denn den Wiederaufstieg hat sie zwar geschafft, diese Eintracht, was in einem Jahr eine Disziplinleistung ist und eine Vertrauensstellung des Trainers voraussetzt. Aber gerade dieser, Armin Veh, hält sich bedeckt. Es geht um den Kader in der nächsten Spielzeit. Es geht um Geld, das man hat und nicht hat. Es geht aber auch um mehr, nämlich wie die Eintracht nach innen und außen aufgestellt ist. Wieder eine Mannschaft mit jungen hungrigen Spielern? Oder teuere Einkäufe? Mit den Einkäufen der teureren Art hatte die Eintracht nicht viel Glück. Was weh tut, denn sowohl Caio kann soooo schön spielen und Martin Fenins Einstand in Berlin mit 3:0 wird niemand vergessen können. Fußball ist eben keine Mathematik, sondern bleibt das rasante, letzten Endes nicht genau zu bestimmende sportliche Spiel, weshalb es von so vielen Menschen in den Fußballstadien, an den Bildschirmen, in den Sportreportagen verfolgt wird. Demnächst also wieder die Erste Liga auch bei uns. Vorher sind noch zwei Spiele zu absolvieren. Über das nächste Heimspiel berichten wir dann von der Pressetribüne aus. Dann ist die Feier fällig.

 

P.S. Ach so, das dritte Eintrachttor. Das war ein eigenartig Ding, wo einem der angeschossene Aachener wirklich leid tun konnte. Der stand vor seinem eigenen Tor und nie und nimmer hätte der Schuß von Heiko Butscher reingepaßt. Aber abgefälscht über den Leib des Seyi Olajengbesi wurde er zum sicheren Eigentor.

 

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