Eintracht Frankfurt überrascht mit einem Sieg über den VfL Wolfsburg 3:2, Teil 1

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tja, wenn es nach Verdienst ginge...Da hätte die Frankfurter Eintracht schon so manches Mal gewonnen – und nun hat sie mit dem dritten Tor von Alex Meier in der 92. Minute glücklich, weil doch eigentlich unverdient gewonnen.

 

Solche Siege muß man auskosten. So oft gibt es sie nicht und das Staunen, ob der Gnade von oben oder des Schicksals, war allen anzumerken. Schließlich ging es um etwas angesichts der miserablen Tabellenlage bei dem ersten Bundesligaspiel im Neuen Jahr. Auch wenn man nicht abergläubisch ist, wohnt dem ersten Sieg ein Zauber inne. Nun müssen alle festhalten, was da so ins Nest fiel und wir, wir müssen analysieren, woran es lag, daß nach einer ersten Halbzeit, in der von der Eintracht nichts zu sehen war – Trainer Veh sprach sogar davon, daß die Mannschaft gar nicht auf dem Platz gewesen sei – woran es lag, daß der Schalter in der zweiten Halbzeit herumgedreht wurde und erst der Ausgleich, dann die Führung, dann der Ausgleich und in letzter Sekunde erneut die Führung erschossen wurde.

 

Vergessen wir also die erste Halbzeit, wo man sich nur darüber wundern kann, weshalb die Wolfsburger in der 25. Minute durch Dante nur ein einziges Tor erzielt hatten. Diese Halbzeit wurde von den rund 35 000 Zuschauern mit Pfiffen quittiert. Die letzten Spiele waren alle mit über 50 000 Fußballfreunden meist ausverkauft verlaufen. Schon das macht nachdenklich, daß bei einer Mannschaft wie Wolfsburg nicht mehr Enthusiasten kommen. Die Weggebliebenen werden sich ärgern und die müssen sich auch ärgern, denn sie haben etwas Wesentliches verpaßt, was nicht nur den Spielern ein emotionales Plus für die nächste Zukunft verpaßt, sondern auch den Fans. Denn dieses Spiel wird in der Erinnerung länger anhalten und die Bindung von Fans vertiefen, bzw. wieder in Gang setzen. Genau solch einen Fußball wollen sie sehen, kämpferisch, verwegen, unerschrocken – und mit dem Quentchen Glück versehen.

 

In der Pause muß Trainer Veh wohl seine hasenfußige Mannschaft an das erinnert haben, was Credo in der Winterpause für das Jahr 2016 war: offensiv, frech, mit Mumm. Mit vollem Risiko also. Im Nachhinein sieht es wirklich so aus, als ob mit dem neuverpflichteten Mexikaner Marco Fabián dieses Vorhaben Wirklichkeit wurde. Das ist Mühlen auf dem Wasser derer, die Haris Seferovic, gegen den Fabián nach der Pause eingewechselt wurde, sowieso für überschätzt halten. Wir taten das nicht, müssen aber konstatieren, daß von der ersten Minute ein anderer Zug drinnen war. Dabei war es in der 46. Minute erst einmal Stefan Aigner, der direkt ins Tor köpfte, was der nicht unflotte Diego Benaglio für die Wolfsburger vereitelte. Der ebenfalls neuverpflichtete Ungar Szabolcs Huszti, der von Anfang an auf der linken Seite dabei war, witterte Morgenluft, schien auf einmal verändert und schoß einen Freistoß knapp am Tor vorbei.

 

Das veränderte die gesamte Situation. Auf einmal stürmten die Eintrachtler und es lag ein Ausgleichstor in der Luft. Das änderte sich rapide, als Andrè Schürrle in der 64. Minute ins Tor schoß – und eines erzielt hätte, wenn der wirklich gute Frankfurter Tormann, der Finne mit den ungarischen Wurzeln, Lukas Hradecky, nicht gehalten hätte. Und gleich darauf war es so weit. Alex Meier fiel in einen Ball hinein und richtete ihn im Fallen in Richtung Tor. Der Ausgleich 1:1 fand in der 66. Minute statt. Und die Eintracht stürmte weiter. Und wieder war es Meier, der sieben Minuten später eine Vorlage von Aigner aufnahm und die Führung mit 2:1 erzielte. Das Stadion tobte. Denn nicht das Ergebnis allein war es, sondern diese Minuten, in denen man zusieht, wie ein Spiel einfach kippt und eindrucksvoll und konsequent in eine andere Richtung verläuft.

 

Aufatmen im Stadion, denn mit einem Sieg hatten die wenigsten gerechnet, die angesichts der Tabelle schon mit einem Unentschieden hoch zufrieden gewesen wären. Längst hatte es ein Wiedersehen mit dem Ex-Eintrachtler Sebastian Jung gegeben, der in der 62. Minute eingewechselt wurde und seine Spezialität einer gelungenen Torvorlage in der 79. Minute Schürrle vor die Füße gab, der zum Ausgleich 2:2 einschoß.

 

Wie gesagt, die Zuschauer konnten eh das Glück einer abgewendeten Niederlage kaum fassen, mit einem Unentschieden war jeder zufrieden. Nur die Mannschaft nicht. Die stürmte weiter auf das gegnerische Tor zu und erneut war es Fabián, der einen kraftvollen Schuß vors Tor gab, was nicht ungestraft geschieht, wenn Meier in der Nähe ist, weswegen es kurz vor dem Abpfiff zum 3:2 für die Eintracht kam.

 

Das sind Spiele, die gute Laune machen und auch Spiele, die geeignet sind, das Selbstvertrauen der Spieler zu stärken. Daß Psychologie eine wesentliche Komponente beim Fußballspielen ist, ist eine Binsenweisheit. Und Binsenweisheiten heißen so, weil sie in der Regel stimmen. Bauen wir also auf ein neues Herangehen, den Abstieg links liegen zu lassen. Das Wochenende hat nämlich an den eigentlichen Abstiegsplätzen nicht so viel verändert, weil die Mitkonkurrenten im Fahrstuhl nach unten selber Siege einfuhren: erst Stuttgart überraschend 1:3 in Köln, dann Werder Bremen genauso überraschend 1:3, und Hannover, Hoffenheim, Augsburg sowie Darmstadt mit Unentschieden einen Punktgewinn hatten. Es bleibt spannend.

 

Es bleibt Alex Meier einfach eine Nummer für sich. Für seine drei Tore brauchte er nur drei Torschüsse. Das ist die effektivste Arbeit, die sich denken läßt. Denn insgesamt hatten die Eintrachtler 12 Torschüsse gewagt, aber nur die drei vom 'Fußballgott' gingen rein. Für ihre zwei Tore brauchten die Wolfsburger immerhin 18 Torschüsse. Nur damit man einmal sieht, wie spannend auch Statistiken sind, weil ungalublich aussagekräftig. Vergessen hätten wir fast Makoto Hasebe. Er war es nämlich, der mit dem Beginn der Nachspielzeit auf der Linie des Eintrachttorraums ein sicheres Tor und damit den Sieg für die Wolfsburger verhindert hatte. Tolle Leistung.

 

Nächste Woche spielt die Eintracht in Augsburg. Beide haben 20 Punkte, beide sind potentielle Absteiger. Das wird spannend.

 

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