Spurensuche auf dem Hauptfriedhof vom 'Langen Franz' bis zu 'Dynamit-Rudi' am 4. Februar und das Buch von Hilmar Hoffmann

 

Eric Fischling

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Donnerstag, 4. Februar, 16 Uhr, können Interessierte mit Dieter Wesp auf dem Hauptfriedhof auf den Spuren von Frankfurts Bürgermeistern wandeln. Wir nehmen das zum Anlaß, einmal wieder von Hilmar Hoffmanns grundlegendem Buch über Frankfurts Oberbürgermeister 1945-1995 zu berichten.

 

Das ist nämlich als Vorbereitung genauso gut wie als Nachbereitung und wie wir uns kennen, würden wir vorher mal kurz hineingucken und nach dem Besuch der letzten Ruhestätte von so vielen OBs so richtig gründlich studieren. Meist ist nämlich die Anschauung das, was das Interesse an der Vertiefung erst so richtig hervorlockt.

 

Auf dem Hauptfriedhof haben viele Bürgermeister von Frankfurt ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darunter Johannes von Miquel (1828-1901), Franz Adickes (1846-1915), der Mitbegründer der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität und Namensgeber für den „Langen Franz“, ein Turm, der den Südflügel des Rathauserweiterungsbaus flankiert, Ludwig Landmann (1868-1945), Walter Kolb (1902-1956), Rudi Arndt (1927-2004), der "Dynamit-Rudi" und Walter Wallmann (1932-2013), der nach seiner Amtszeit als Frankfurter Bürgermeister Ministerpräsident des Landes Hessen wurde.

 

Auf dem Rundgang mit Dieter Wesp werden Einblicke in das Leben und Wirken von Frankfurts Bürgermeistern gegeben. Wie gesagt in Hilmar Hoffmanns DIE FRANKFURTER OBERBÜRGERMEISTER 1945-1995 aus dem Societätsverlag steht über das Leben der in Frankfurt beerdigten dann alles umfassend und natürlich auch über die, die seit 1945 tätig woanders beerdigt wurden, wie Werner Bockelmann, der Onkel von Udo Jürgens, der auf 12 Jahre gewählt die Kungeleien in Frankfurt nicht ausgehalten hatte und wegging. Da gibt es so vieles, was historische hier aufzuarbeiten wäre. Nein, das muß man nicht auf dem Hauptfriedhof tun, aber natürlich ist das politische Leben bei Oberbürgermeistern immer nahe dem privaten Sterben.

 

Auf jeden Fall hat Hilmar Hoffmann in seinem fast 600 Seiten starken Buch ab 1945 ganze elf männliche Bürgermeister versammelt, darunter eigentlich nur zwei im populären Sinn erfolgreiche: Walter Kolb und Walter Wallmann, als ob der Vorname Walter für Frankfurt eine Voraussetzung für Glück ist. Natürlich fällt den Älteren da sofort ein: Mein Gott Walter von Mike Krüger, was wir heute noch auswendig können: „Walter war nicht groß, war eher klein, trotzdem glaubte er von den Kleinen einer der Größten zu sein.“ I wo, das ist überhaupt keine Anspielung, sondern nur eine törichte Assoziation auf die beiden Walters, die den Frankfurtern besonders im Gedächtnis blieben.

 

Elf Männer und dann eine Frau. Interessant auch, daß in den 50 Jahren immerhin elf OBs walteten und daß Hilmar Hoffmann über Petra Roth, die 17 Jahre die Geschicke der Stadt lenkte, ein eigenes Buch schrieb. Und nun Peter Feldmann, doch es ist absolut faszinierend zu erleben, wie eine einzige Person im Amt des OB doch das Klima einer Stadt bestimmen, vielleicht ist bestimmen zu hoch gegriffen, aber doch atmosphärisch beeinflussen kann.

 

Bei Hoffmanns Frankfurter OBs nach 1945 fällt auf, was kaum einer noch weiß, daß der erste, Wilhelm Hollbach vom US-Colonel Criswell zum Bürgermeister ernannt wurde. Natürlich, man mußte ja die Spreu vom Weizen trennen und das Entnazifizierungsprogramm wurde anfangs noch ernst genommen. Was schreibt Hoffmann? „Kein Ehrengrab für Wilhelm Hollbach“ (S. 54) Und er ist bei dieser Führung auch nicht genannt.

 

Das Amt des Oberbürgermeisters gibt es seit 1868. Es ist nicht nur an die Größe der Stadt gebunden, sondern vollzieht seine Verfaßtheit mit der der Stadt mit. Schließlich war Frankfurt am Main einst reichsfrei, die Frankfurter Juden Kaiserjuden, kreisfrei war die Stadt sowieso und dann gab es ja noch die Besetzung durch Preußen, bzw. die Eingliederung in die preußische Provinz Hessen-Nassau. Aber nein, die Geschichte wollen wir nun nicht bemühen, aber wichtig bleibt, daß der Spaziergang auf dem Hauptfriedhof dort liegenden OBs gilt, während Hilmar Hoffmann die 50 Jahre zwischen 1945 und 1995 im Blick hat.

 

 

Info:

Die Kosten betragen sechs Euro. Es ist eine Anmeldung erforderlich bei Susanne Angetter, Montag bis Donnerstag 10 bis 15.30 Uhr, Telefon 069/212-35154, E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Treffpunkt ist der Hauptfriedhof, das Alte Portal an der Eckenheimer Landstraße, U-Bahnhaltestelle Deutsche Nationalbibliothek.

 

Hilmar Hoffmann, Oberbürgermeister 1949-1995. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt, Societätsverlag 2012

 

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