8 Autoren und 8 Kunstwerke führen zu 8 BETRACHTUNGEN im MMK und dem Literaturhaus in Frankfurt am Main

 

Felicitas Schubert

 

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das passiert einem auch nicht alle Tage, daß man zu einer Pressekonferenz ins Literaturhaus fährt und in der S-Bahn derart in ein Buch vertieft ist, daß man alles um sich herum vergißt und einfach weiterfährt – und zu spät kommt natürlich. Nicht aber zu spät für eine Art Performance, die zustande kam, weil sich einer der acht Schriftsteller, Thomas Pletzinger, in Italien befindet und ein direktes Bildschirmgespräch mit ihm und der Pressekonferenz zustandekam.

 

Hier hatten wir also schon leibhaftig die Verbindung von Bild und Sprache, von Medium zu Medium. Denn bei der gemeinsam vom Museum für Moderne Kunst und dem Literaturhaus Frankfurt veranstalteten Reihe ACHT BETRACHTUNGEN geht es genau um das Reflektieren in Worten auf das, was Augen, Verstand und Seele schauen: acht Autoren blicken auf je ein Kunstwerk des MMK, das sie sich selbst ausgesucht haben. Vorher haben sich Hauke Hückstädt und das Literaturhaus wiederum diese acht jungen Autoren erwählt. Diese sind nach Frankfurt ins Museum Moderner Kunst, diesem auch architektonisch eindrücklichen Tortenstück von Hans Hollein, gekommen und entscheiden sich bis Ende Juni für eines der 4 500 Werke des MMK. Einige sind sich schon sicher, was es sein muß.

 

Danach schreiben sie darüber, was sie gesehen haben, was das ausgelöst hat, was auch immer, denn außer der Auswahl des Kunstwerks und der Erwartung eines Textes ist nichts festgelegt. Vom 23. Oktober 2012 bis zur Abschlußveranstaltung am 27. Juni des nächsten Jahren im Literaturhaus haben dann diese acht Autoren im Zweierpack in vier Veranstaltungen ihre Sicht der Dinge vorgetragen und achtmal auch vor den Werken selbst ihren Dialog mit dem Kunstwerk (und den Zuschauern?!) fortgesetzt. Das sind am 23. Oktober in der Auftaktveranstaltung: Helene Hegemann und Thomas Steinaecker, der sich Fischli/Weiss RAUM UNTER DER TREPPE vornimmt.

 

Am 24. Januar kommen Peggy Mädler, die über Pipilotti Rists ATMOSHERE & INSTINCT schreibt und spricht und Thomas Pletzinger, dem es Fotograf Tobias Zielony angetan hat. Und nun kommt das Ferne-Sicht-Interview aus Italien ins Spiel. Eigentlich hat nämlich Pletzinger seine Geschichte mit einem Kunstwerk schon erlebt und muß sie nur noch niederschreiben. Er fuhr nach Frankfurt, insgesamt sogar dreimal, schaute sich um und vieles an. Er fuhr zurück nach Hamburg. Verfolgte in einer Kneipe in St. Georg – berühmt-berüchtigt nahe dem Hauptbahnhof – ein Fußballspiel auf dem Bildschirm an. Da gab es an seinem Tisch Mitschauer. Der eine war Tobias Zielony. Wenn das Schicksal so zuschlägt, und gegen alle Wahrscheinlichkeiten agiert, muß Pletzinger ihn auch als Künstler eines Werkes aussuchen. Zielony hatte übrigens eine spannende Ausstellung im MMK. Unten der Link.

 

Am 7. März 2013 sind Judith Schalansky und Leif Randt dran. Beide sind eine prominente Besetzung. Judith Schalansky fiel gerade mit DER HALS DER GIRAFFE, einem herrlichen Bildungsroman aus dem Suhrkamp Verlag auf und Leif Randt veröffentlichte im Vorjahr im Berlin Verlag SCHIMMERNDER DUNST ÜBER COBYCOUNTY. Judith Schalansky wählte sich Andy Warhols MOST WANTED MAN NO. 2:

 

Am 23. Mai 2013 folgen Annika Scheffel und Sasa Stinisic, der 2006 wirklich verblüffte, weil er mit seinem Debütroman WIE DER SOLDAT DAS GRAMOPHON REPARIERT sofort in die Liste der letzten Sechs zum deutschen Buchpreis 2006 geriet. Beide haben sich ihre Werke noch nicht ausgewählt.

 

Am 23. Juni 2013 dann also der Epilog im Literaturhaus, was gleichzeitig eine Premiere des Buches ACHT BETRACHTUNGEN sind wird, das alle acht Autoren gemeinsam vorstellen. Denn es gibt in diesem Band eigentlich zwei Teile Der erste Teil - und dann schon erschienen - umfaßt die acht ausgewählten Kunstwerke sowie Autorenbiographien und Fotos. Für den folgenden Textband ist schon ein Einschub vorgesehen, wo die acht Betrachtungen in einer eigenen Broschur eingeschoben werden. Zwei Bücher also mit einem Einband.

 

„Was diese acht, sehr verschiedenen Autoren in jedem Fall gemein haben, ist der Umstand, daß sie Augenmenschen sind, genaue Beobachter und scharfsichtige Entdecker von Abgründen“, betonte Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK, schloß: „Es ist auch für uns sehr interessant mitzuerleben, wie die jungen Autoren mit den Werken aus unserer Sammlung umgehen, diese befragen und welche Arbeiten sie für ihre Texte auswählen. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse, die daraus für die Abendveranstaltungen entstehen werden“. Wir auch.

 

www.literaturhaus-frankfurt.de

www.mmk-frankfurt.de

 

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