Stefan Aigner, bis jetzt Eintracht Frankfurt, geht nach Hause, zurück zu 1860 München
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Auch wenn es alltäglich geworden ist, daß die Profispieler im Fußball hin- und herwechseln und der alte Spruch: „Wes Brot ich eß, des Lied ich sing' eine ungeahnte Aktualität gewonnen hat, so reißt doch der Weggang von Stefan Aigner ein tiefes Loch in die Eintrachtmannschaft. Spielerisch und emotional.
Man kann nicht sagen, daß die Lobeshymnen erst jetzt erklingen, seit, zuerst vermutet und nun von Eintracht Frankfurt bestätigt wurde, daß einer der verläßlichsten Eintrachtspieler, Stefan Aigner, den Mainverein verläßt und zurück geht nach München, zur 1860er Mannschaft, die derzeit – und das schon lange – in der Zweiten Liga spielt.
Am Samstag kam die Horrormeldung; Stefan Aigner verlässt Eintracht Frankfurt und offiziell hieß es: Stefan Aigner und Eintracht Frankfurt werden künftige getrennte Wege gehen. Der Verein hat damit dem Wunsch des gebürtigen Müncheners entsprochen, wieder zu seinem Heimatverein, dem Zweitligisten TSV 1860 München, von dem er 2012 an den Main gewechselt war, zurückzukehren. Über die Ablösemodalitäten haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Für die Eintracht war der 28-Jährige in 136 Pflichtspielen am Ball und erzielte 28 Tore (27 Torvorlagen).
Im Kommen und Gehend der derzeitgen Mannschaft, vgl. Zwischenbericht in
http://weltexpresso.wurzelknoten.de/index.php/heimspiel/7563-meine-brueder-und-schwestern-im-norden und http://weltexpresso.wurzelknoten.de/index.php/heimspiel/7547-zu-und-abgang-von-spielern
ist dies eine wichtige Zäsur, obwohl uns u.a. auch der Weggang von Carlos Zambrano, sein Verkauf nach Rußland, wehtgetan hat. Und die Krankheit von Marco Russ hat einen weiteren zuverlässigen Spieler derzeit aus der Mannschaft katapultiert. Stefan Aigner hat zusammen mit Russ und mit dem Fußballgott, der ja lange wegen Verletzung ausfiel, nicht nur die Mannschaft zusammengehalten, sondern auch das emotionale Gefüge, das im Fußball genauso wichtig ist, wie die eigentliche Stärke am Ball. Es war Stefan Aigner, der, als die Mannschaft auseinanderdriftete, die Mitspieler privat versammelte und ein Gemeinschaftsgefühl, das flöten ging, neu zu konstituieren half.
Ja, man muß ihm hinterherweinen, diesem so zuverlässigen und ehrenhaften Spieler, auch wenn man seine Beweggründe verstehen kann: die Eintracht ist aus dem Gröbsten 'raus, dem Abstieg in diesem Fußballjahr, wozu er maßgeblich beigetragen hat. Das läßt sich in Daten und Zahlen beweisen. Die 136 Pflichtspiele hat die Eintrachtverlautbarung ja schon vorgebetet und auch wenn das letzte Jahr auch den Rechtsaußen gebeutelt hatte, war er immer noch ein Garant für den positiven Ausgang.
Wir wundern uns nicht, daß der einzig noch verbliebene Führungsspieler, wenn man vom Torwart absieht, Alex Meier von 'Katastrophe' spricht, denn auf ihm lasten jetzt noch mehr Erwartungen auf dem Feld als zuvor und auch mehr Kabinenarbeit, was eine Stärke von Aigner war. Völlig verrückt, denkt man, daß Aigner nie und nimmer gegangen wäre, wäre es unter Armin Veh weitergegangen, sprich, hätte dieser und die Mannschaft sich frühzeitiger gegen den Abstieg sichern können. Denn erst jetzt, wo der Umbau in vollem Gang ist – man muß einfach an einen Hausbau denken, wo mit dem Um- und Aufbau von Stockwerken und Wänden auch tragende Wände einstürzen – da wird auch der Weggang von Aigner, der ja noch zwei Jahre gebunden war, zum Thema.
Wo so viel wechselt, warum nicht auch er, der hier seine Arbeit hervorragend verrichtet hatte. Will der 28jährige sich dem neuen System, das mit Trainer Kovac sehr anstrengend geworden ist, entziehen. Ach, der Familienvater will einfach nach Hause und das finanzielle Angebot aus der bayerischen Metropole hat das versüßt. Die Münchner zahlen für Aigner, 2,5 Millionen – eh nicht viel -, was sich verteuert, wenn sie mit Aigner den Aufstieg in die Erste Liga schaffen: zusätzliche 1,5 Millionen. Daß dies eintritt, das muß sich die Eintracht jetzt wünschen.
Hoffentlich nicht, in dem sie selbst absteigt oder ein Relegationsspiel gegen die 1860er führen mußte. Man sieht, zu welchen dramatischen Zukunftsvisionen einen das Wechselspiel schon bringt. Bleiben wir am Anfang der Saison, wo lauter neue, vorwiegend junge Leute ohne Bundesligaerfahrung die Mannschaft prägen werden. Viel Aufbauarbeit für den Trainer, der derzeit mit seinen Spielern bei Freundschaftsspielen unterwegs ist.
Stimmen zum Weggang
Stefan Aigner: „Der Schritt die Eintracht zu verlassen ist mir nicht leicht gefallen, da ich vier sehr schöne Jahre in Frankfurt hatte und von Europa League bis Nicht-Abstieg fast alles erlebt habe. Besonders werden mir natürlich die Fans in Erinnerung bleiben, die uns immer, egal ob zu Hause oder auswärts, super unterstützt haben. Wie jeder weiß, bin ich seit Kindesbeinen ein „Sechzger“ und ich freue mich jetzt mit meiner Familie in meine Heimat und zu den Löwen zurück zu kehren. Mein Dank gilt den Verantwortlichen, die meinem Wunsch entsprochen haben. Ganz besonders danken möchte ich Bruno Hübner, der mir damals die Chance ermöglichte in der 1. Liga bei Eintracht Frankfurt zu spielen. Ich werde die Eintracht natürlich weiterhin verfolgen und drücke für die neue Saison die Daumen.“
Sportdirektor Bruno Hübner bedauert den Abgang: „Stefan Aigner war in den letzten Jahren immer eine Stütze des Teams und Integrationsfigur des Vereins. Sportlich wie auch menschlich hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Eintracht – vor allem gerade in der Saison 2012/2013 – erfolgreich war. In der Vergangenheit gab es immer wieder Anfragen für ihn und wir konnten uns darauf verständigen, dass Stefan seinen Weg mit Eintracht Frankfurt fortsetzt. Stefan ist seit Geburt ein echter „Löwe“ und wir hatten vereinbart, dass wir bei einer Anfrage von 1860 München, diese genau prüfen werden. Nun haben wir dem Wunsch des Spielers entsprochen, da im harten Fußballalltag auch Menschlichkeit noch einen Wert haben sollte. Wir trennen uns mit dem Wissen, dass die Zusammenarbeit erfolgreich war und dass wir auch in Zukunft freundschaftlich verbunden bleiben. Wir wünschen ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute.“
P.S.: Wieso haben wir übrigens nicht Haris Seferovic erwähnt? Das wissen wir auch nicht. Denn der Schweizer Nationalspieler bleibt doch da. Oder geht der auch weg? Man verliert ja leicht die Übersicht.
Wieso wir darauf kommen? Weil auf dem Titel des schönen neuen Comicbandes von Michael Apitz, das gerade im Societätsverlag erschienen ist, noch auf den Schwingen des durch die Lüfte kreisenden Adlers drei Herren das Siegezeichen und den Fingerzeig geben: Seferovic, Aigner und Maier. Mehr dazu gleich!
Foto: Stefan Aigner, vier Jahre im Eintrachtdreß (c) kicker.de