Rüdes 0:0 zwischen Eintracht Frankfurt und TSG 1899 Hoffenheim, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Rückfahrt vom Spiel im Stadion im 80er Bus Richtung Südbahnhof ist immer ein guter Gradmesser, was da auf dem Rasen gelaufen ist. Die Leute waren angesäuert, verärgert, hatten schlechte Laune und schimpften auf den Schiedsrichter, obwohl sich die Frankfurter ja immerhin mit dem torlosen Unentschieden nicht auf die Verliererstraße begeben mußten.
Ja, dann sagten Zweie sogar, lieber ein richtig gutes kämpferisches Spiel verlieren, als bei jedem Spielzug aus dem Spiel gebracht zu werden. Damit meinten sie das Schiedsrichtergespann unter Christian Dingert, der erst alles laufen ließ und dann jedes Laufen verhinderte. Echt.
Wie wichtig das Spiel der beiden Mannschaften, die sich eher unverhofft so weit oben – Platz 4 und 5 - festgesetzt haben, eingeschätzt wurde, zeigen auch die 47 000 Zuschauer, was für einen Freitagabend um 20. 30 Uhr bei Kälte und Nieselregen viel ist. Resümee ist, daß in der ersten Halbzeit die Hoffenheimer eher hätten führen können, daß aber in der zweiten Halbzeit die Frankfurter so überlegen waren, daß es kaum zu verstehen ist, daß kein einziges Tor gefallen ist. Denn versucht hatten sie es, die Eintrachtler und selbst Fußballgott Alex Meier – hier im Bild – hat eine Gelegenheit, die ansonsten todsicher ein Tor ergibt, heute nicht nutzen können.Mehrfach sogar.
Die Eingesetzten waren auf Frankfurter Seite leicht verändert. Trainer Kovac – dessen Vertragsverlängerung bis 2019 von den Rängen laut gefeiert wurde – hatte Fabián und Seferovic für Gacinovic und Hrgota von Anfang an spielen lassen. Aber es war klar, daß die Verteidigung heute Vorrang hatte. Auf jeden Fall hatten beide Mannschaften ihre Stärken eindeutig in der Abwehr und vor allem darin, jeden Spielzug, der zu etwas führen könnte, gleich zu unterbinden. Das führte schon in der ersten Halbzeit zu einem extremen Körpereinsatz beider Mannschaften. Da konnte nichts in Fluß kommen, da wurde schon von Anfang an so etwas wie ein leichtfüßiges Spielen verhindert.
Hatte der Schiedsrichter recht daran getan, in der ersten Halbzeit keine der harten Szenen zu pfeifen, in der zweiten dann zunehmend jede Aktion abzupfeifen – oder hat er dadurch erst dieses Hickhack, diesen Kleinkrieg, diesen ärgerlichen übertriebenen Körpereinsatz protegiert? Schwer zu entscheiden. Auf jeden Fall ging es heute eindeutig um Kampf, um Abwehrschlachten und erst in zweiter Linie um Spiel, nämlich den Ball in das gegnerische Tor zu bekommen. Dabei stellten sich die Frankfurter sehr viel gekonnter an – allerdings ohne jegliches Ergebnis. Liest man von einer Bilanz wie 15 Torschüsse auf das Hoffenheimer Tor durch die Eintracht und nur 3 Hoffenheimer Schüsse auf das Eintrachttor, dann weiß man, was hier Sache war. Sagt man dann weiter hinzu, daß von den 15 Eintrachttorschüssen ganze 11 von außerhalb des Strafraums kamen, dann weiß man auch, wie wenig überhaupt in den jeweiligen Strafräumen passierten konnte, weil die zugemauert waren.
Zurück zur ersten Halbzeit, wo immerhin in der 42. Minute ein Hoffenheimer im Frankfurter Strafraum gegen Abraham sein Bein da hatte, wo es nicht hingehört – ohne einen Elfer zu erhalten. Aber wer weiß, an diesem Abend wäre vielleicht auch ein Elfer noch verschossen worden. Immer wieder war es der aus Darmstadt gekommene Sandro Wagner, der besonders ruppig vorging. Aber derselbe Abraham hatte in der 32. Minute Wagner sehr unsanft attackiert, ohne Reaktion vom Schiedsrichter.Da beide Male David Abraham betroffen war, ist dies ein gutes Beispiel dafür, wie sehr in diesem Spiel Pro und Contra beieinander lagen. Und wie sehr die Hoffenheimer den Ball in den eigenen Reihen lassen konnten, also weit mehr Ballbesitz hatten – im Luftzweikampf sogar 75 Prozent, aber der Angriff der Eintracht wesentlich lebhafter zur Sache ging und zu vielen Torchancen führte.
In der zweiten Halbzeit wurde dann das schon zuvor ruppige Spiel immer hitziger. Man mußte befürchten, daß statt Fußball ein Ringkampf stattfinden könnte, so aggressiv begegneten sich die Spieler auf beiden Seiten. Wenn nachher im Bus von 10 bis 15 Gelben Karten die Rede war, ist das ein Hinweis darauf, was die Zuschauer fühlten: es waren 'nur' drei auf Seiten der Hoffenheimer und vier für die Eintracht, deren Timothy Chandler kurz vor Abpfiff dann auch noch Rot sah. Nicht sehr begründet und es kam einem vor, daß einer allein für das Spieldesaster büßen sollte.
Eindeutig war die zweite Halbzeit eine für die Eintracht, was auch durch die Einwechslung von Rebic für Seferovic in der 61. Minute erklärt werden kann, der unermüdlich loszog und ein großes Spiel machte. Übrigens war auch Alex Meier unermüdlich. Er schoß und schoß, aber die Dinger, die sonst sicher sind, wollten nicht ins Tor. Was stattdessen stattfand, war eins ums andere Mal das, was man Rudelbildung nennt. Hochexplosiv dieses Spiel, leider nur nicht in Richtung der Tore.
Sieht man das Ergebnis von den Chancen her, hätten die Frankfurter der zweiten Halbzeit wegen gewinnen müssen. So geht dieses Spiel als unrühmliche hitzige Abwehrschlacht in die Erinnerung ein.
Foto: (c) eintracht frankfurt.de