Eintracht Frankfurt wird mit 3:0 gegen den FSV Mainz beschenkt, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Natürlich haben sich die Frankfurter selber beschenkt, aber warum man von Launisch und vom Fußballschicksal ruhig sprechen kann, hat einfach damit zu tun, daß innerhalb von drei Tagen hintereinander die Spiele erst einmal einen unglücklichen Verlauf und dann einen sehr glücklichen nahmen – für Eintracht Frankfurt.


Daß man natürlich gerne die 3 Punkte mitnimmt und mindestens für einen Tag auf Platz 3 der Bundesliga residiert, das hat Eintrachttrainer Niko Kovac zufrieden festgestellt, der aber keinen Zweifel daran ließ, daß sich hier zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnet waren, von denen die eine eben Glück gehabt habe. Und weil das Unglück vom letzten Wochenende noch in den Eintrachtgliedern steckt, ging bei den Fans – und auch den Sportjournalistenkollegen – das Rechnen los, was gewesen wäre, wenn von den drei heutigen Eintrachttoren doch eins in Wolfsburg geschossen worden wäre, oder sogar zwei. Das wären dann zwei gewonnene Spiele….

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, wäre...jeder kennt den Spruch – oder kennen ihn heutige  Kinder gar nicht mehr? Das Spiel begann zäh. Unglücksmeier, sonst Fußballgott, hatte den zum zweiten Mal verschossenen Elfmeter sicher auch noch im Genick, aber ihn streckte eine normale Erkältung nieder. Dafür durfte Branimir Hrgota gleich von Beginn an den Stürmer geben und auch er hatte an diesem Tag Glück, sogar besonderes Glück. Denn als der Schwede in der 18. Minute eher in einer Kontersituation vor das Mainzer Tor zog und den Ball von David Abraham serviert erhielt, war das der erste richtige Angriff, der dann gleich ins Netz ging zum 1:0 für Frankfurt.

Wer nun erwartet hatte, daß sich die Eintracht aus ihrer Fahrigkeit und mangelndem Tordrang befreit hätte und so richtig losgelegte, der hatte sich so richtig getäuscht, denn der Rückstand machte die Mainzer lebendig, die zogen los und mischten das Feld erst einmal auf. Zwei Sachverhalte verhinderten, daß daraus eine durchaus berechtigte Führung erwuchs. Der eine ist mainzerisch selbstgestrickt und lag an der mangelnden Abschußqualität des Sturms, der andere an der Superform, die Tormann Lukas Hradecky, doch auch sonst gut, an diesem Abend zusätzlich hatte.

Mindestens dreimal war der Ball so gut wie im Tor, wurde aber von Hradecky in der 19. Minute, in der 24. und der 39. Minute gehalten. Wenn man dann noch hört, daß Eintracht Frankfurt für die drei Tore nur neun Torschüsse brauchte, aber die Mainzer es elfmal versucht hatten und kein einziges Tor erzielten, dann wird deutlich, was los war.

Und dann war es gleich nach dem Anpfiff nach der Pause nicht nur der Tormann, sondern das Glück persönlich, das Regie führte. Erst ließ Hradecky einen scharfgeschossenen Ball von Jean-Philippe Gbamin -  übrigens der, der schon in der 24. Minute den eigentlich unhaltbaren Kopfball zur Superparade von Hradecky lieferte – also Hradecky ließ den Ball aus den Fingern gleiten, der auf dem Weg ins Tor aber an den Pfosten sprang und von dort zurück ins Feld. Atemlose Stille im Stadion, das mit 48 500 Zuschauern randvoll war. Wäre hier der Ausgleich passiert, hätte sich das Spiel anders weiterentwickelt. So aber folgte eine unschöne Szene, eine schwierig einzuschätzende Situation. Keiner weiß, ob der Mainzer Jhon Cordoba im Zweikampf David Abraham mit Absicht auf den Knöchel trat. Da dies aber genau der Knöchel war, der schon lädiert war, wand sich Abraham vor Schmerzen am Boden. Er sagte nach dem Spiel, er glaube nicht, daß dies mit Absicht geschehen sei, aber er können wenig dazu sagen, weil er vom Schmerz gefällt war. Auf jeden Fall entschied Schiedsrichter Günter Perl auf eine Rote Karte für den Mainzer, was sichtbar erst viele Minuten später Eintracht Frankfurt stark machte.

Welch gutes Händchen Trainer Kovac an diesem Abend hatte, zeigte nicht nur die Aufstellung von Hrgota von Anfang an,  sondern eben auch das Einwechseln von Aymen Barkok, den das Frankfurter Publikum noch gar nicht so gut kennt. Der kam in der 70sten Minute für Gacinovic und schoß fünf Minuten später ein Traumtor. Er erlaubte sich, das Rudel zu verlassen, die Mainzer Spieler zu umrunden, so richtig wie früher alle auszuspielen und dann auch noch die Ruhe, ja Chuzpe zu haben, den Ball ins Tor zu schießen – und das aus einer Situation heraus, wo eigentlich die Mainzer drangewesen waren. Ein echter Konter also.

Die 2: 0 Führung, die bis zu diesem Zeitpunkt keineswegs dem Spielverlauf entsprach, machte die Eintracht nun endlich wach und sie begannen so zu spielen, wie man es von Anfang an erhofft hatte. Auf einmal ging vieles und als dann die beiden Schußhelden des Tages: Hrgota und Barkok es ein drittes Mal gemeinsam versuchten, da haute auch das hin. Barkok hatte nämlich sein Solo erneut aufgelegt, diesmal aber von Mainzern vorm Tor umrundet, da gab er genau im richtigen Moment ab, legte den Ball Hrgota vor die Füße, der schlicht den Innenriß hinlegte und reinschob. Ein Tor wie ein Gedicht.

So kann's gehen. Jeder wußte, daß dieses 3:0 zustande kam, weil diesmal die Eintracht das Glück hatte, das sie woanders vermißte.

Wichtig ist noch festzuhalten, daß vor dem Spiel, das einen Tag nach dem Anschlag in Berlin mit bisher 12 Toten und so vielen Verletzten stattfand, eine Schweigeminute eingehalten wurde – und daß die Eintracht und ihre Spieler, die erst am 5. Februar wieder im Heimspiel zu sehen sind, sich zum Jahresabschluß etwas Besonderes ausgedacht hatten.

Zum einen zogen die Spieler Weihnachtskappen auf und ein Weihnachts-T-Shirt an und bedankten sich bei ihren Fans, zum anderen trat auf der Videowand ein Eintrachtspieler nach dem anderen auf, aber auch Trainer und sonstige Helfer, die in der jeweiligen Muttersprache fröhliche Weihnachten und ein gutes Neues Jahr wünschten. Das war einfach stark und immer ein bißchen unheimlich, wie sich ein Gesicht ins andere wandelte und in insgesamt 17 Sprachen uns schöne Weihnachten gewünscht wurde. So etwas sagt wirklich mehr als tausend Worte. So etwas sagt etwas über die völkerverbindende Wirkung, hier von Fußball, aus. Und man kann dann sich überhaupt nicht mehr vorstellen, wie es zu solch abartigen Szenen zwischen Fangruppen kommen kann. Aber da hoffen wir auf ein besseres Jahr 2017. Die Eintracht ist auf jeden Fall, was ihre Bleibe in der Bundesliga angeht, auf der richtigen Seite.

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