Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Juni 2017, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Man hätte ja glauben können, in dieser französischen Komödie ginge es um ernsthafte Fragen von Frausein und Mannsein und um all die geschlechtlichen Identitätsprobleme, von denen sich diejenigen Männer und Frauen, die keine haben, wohl überhaupt nicht vorstellen können, wie entscheidend eine humane Lösung für das Leben dieser Menschen ist.
Anders kann man das gar nicht verstehen, wenn jetzt bekannt wird, daß schon vor dem Amtsantritt Trumps in den USA, aus Angst, daß er die seit einigen Jahren von Obamacare erlaubte und bezahlte operative Geschlechtsumwandlung außer Kraft setzen wird, sich die Geschlechtsumwandlungen von Männern zu Frauen um 40 Prozent gesteigert hatten und die von Frauen zu Männern zu 10 Prozent. Immer aber sind die ersteren auch ohne Operationen anzahlsmäßig sehr viel mehr: mehr mit männlichen Geschlechtsorganen Geborenen wollen also Frauen werden als mit weiblichen Geschlechtsorganen Männer werden wollen.
Nein, an die grundsätzlichen menschlichen Probleme hat diese französische Komödie nicht gedacht, sonst wäre sie auch keine Komödie, sondern eine Tragödie geworden. Sie spielt eher mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit, was so ein Stück, das Männer vor sich her-, oder rechts oder links tragen, betonen oder verstecken, daß so ein Stück also das Leben einfacher macht.
Fangen wir von vorne an. Da ist Jeanne (Audrey Dana), der eigentlich nichts abgeht. Sie hat einen tollen Ehemann, zwei wohlgeratene Kinder, aber immer das Gefühl von Versagen und ein schlechtes Gewissen den Lieben und der Welt gegenüber...und erfährt beim abendlichen Essen im Restaurant - die Einladung dazu hielt sie noch für eine Auszeichnung für sich durch den geliebten Mann -, daß dieser sich scheiden lassen will, denn er hat eine Neue...Es kommt noch schlimmer. Er will auch das Sorgerecht für die zwei Kinder, bzw. es mit ihr teilen. Die neue Frau und ihre Kinder? Jeanne versteht die Welt nicht mehr, legt sich schlaflos in ihr Bett, was das aufgezogene Gewitter verstärkt. Seit ihrer Kindheit reagiert sie panisch auf Blitz und Donner.
Sie schläft dann doch ein und erwacht mit einem merkwürdigen Gefühl zwischen den Beinen. Das Gefühl stellt sich als ein ausgewachsener Penis heraus. Keine Ahnung, wie der dahin kam. Sofort sucht sie Rat bei ihrem Gynäkologen Dr. Pace (Christian Clavier). Doch, was soll der Frauenarzt sagen. So ein Ding hat er noch nie an einer Frau gesehen. Und wie ist es dahingekommen? Also kommen die Fragen, die sie doch dem Arzt gestellt hatte, wie ein Bumerang zu ihr zurück. Schon wieder ist sie an etwas schuld. Diesmal am Glied zwischen ihren Beinen. Sie hatte sich zwar nach dem Verrat ihres Mannes, denn so empfindet sie sein Abhauen, fest vorgenommen, nie wieder mit einem Mann...aber trotzdem ist das Ding zwischen ihren Beinen nichts, womit sie leben möchte. Der Arzt hatte ihr nämlich geraten, abzuwarten. Und sich erst einmal daran zu gewöhnen.
Als sie – siehe oben – von den Transgenderfällen und damit von einer Operation spricht, da wehrt er entsetzt ab und schlägt Untersuchungen vor, die erst einmal klären, was da wie passiert ist. Denn eigentlich wäre sie ja jetzt ein Fall für die Öffentlichkeit und das Sensationelle am Vorgang bewegt den Arzt, der schon träumt, wie man das wissenschaftlich aufarbeitet und welche Rolle er dabei spielt. Doch sie will genau das nicht! Keiner soll was mitbekommen. Der Film lebt lange von solcher Situationskomik, wenn das Glied sich aufrichtet, aber auch im nichterigierten Zustand einfach sichtbar bleibt und die arme Frau alle möglichen Entengänge versucht oder Verkleidungen vornimmt, damit niemand, aber auch niemand das ungeliebte Stück per Blick erhascht.
Da muß man oft gegen seinen Willen lachen, gegen seinen, bzw. ihren Willen lachen, weil der ganze Vorgang und damit der ganze Film schon etwas leicht Degoutantes hat. Etwas, was gegen den guten Geschmack geht und auch mit Dingen spielt, die für andere eine schreckliche Realität sind. Zu den witzigen Szenen und dem ungewollten Lachen führen dann auch die Erlebnisse von Jeanne mit ihrer besten Freundin, die nicht verstehen kann, weshalb sich Jeanne auf einmal vor ihr nicht auszieht und dann die volle Tragweite des biologischen Wunders von dieser gezeigt bekommt.
Die Freundin muß nur laut lachen, kann sich gar nicht halten, was da mit ihrer Freundin passiert ist, findet das auch nicht schlimm, bis sich auf einmal bei Jeanne mit dem männlichen Instrument zwischen den Beinen auch das hormonelle Interesse am anderen Geschlecht zeigt. Erst steht er und dann...nein, obwohl Freundin Marcelle ansonsten mit jedem...“Ich stehe zwar auf Schwänze“, sagt sie ihrer Freundin deutlich, „aber bitte mit einem Kerl dran.“ Das kann Jeanne nicht bieten. Und dann endlich, als die Scham und Schmach am größten ist, kommt erneut ein Gewitter...