Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gleich am Anfang, wenn beim unterirdischen Weiterbau der Londoner U-Bahn, den tubes, auf einmal ein ausladendes Gräberfeld von Kreuzrittern (11. bis 13. Jahrhundert) gefunden wird, die auf dem Weg nach Jerusalem und zurück in London strandeten, eine archäologische Sensation, fällt der Begriff ANTIKE.
Während man sich noch wundert, wie das Mittelalter zur Antike mutiert, sind wir schon längst auf einmal in der Wüste und zwar dort im Land von Euphrat und Tigris, wo man Antikes, was ja die Griechen- und Römerzeit bezeichnet, nun gar nicht vermutet. Aber irgendetwas muß hier sein, sagt sich der in US-Funktion dort weilende Nick Morton (Tom Cruise), der aber eigentlich ein Grabräuber ist, ein mit allen Wassern gewaschener. Aber immerhin doch ein so galanter Mann, daß er nicht wegen der geheimen Unterlagen mit der hübschen Ägyptologin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) schläft, sondern diese Papiere als Beischlafsdiebstahl sozusagen nur mitnimmt.
Davon werden wir nicht Zeugen, aber Jenny hält ihm das vor und wird nie wieder seinen Avancen glauben, vorerst. Auf jeden Fall weiß aufgrund der gestohlenen Pläne Nick nun ganz genau, wo er im Wüstensand suchen soll, will er etwas Altes, Wertvolles finden. Und er findet tatsächlich eine auffällige Formation in der Wüste und da flugs Jenny auch zur Stelle ist, schaufeln sie im Wüstensand und geraten in eine merkwürdige Anlage, die die Expertin sofort als Ägyptisch – immerhin 1000 Kilometer von dort entfernt – erkennt. Und nun, als die beiden an dem Hebel drehen, gibt es eine Art Explosion, es reißt der Boden in der Tiefe auf und mit mächtigem Gebrülle, Donnern und Krach erwacht das Monster, das als Mumie der ägyptischen Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) vor 2000 Jahren hier tief vergraben wurde. Aus gutem Grund.
Sie war die geliebte einzige Tochter und Thronanwärterin des Pharao, als auf einmal ein kleines Brüderchen geboren wurde. Der Thron war damit futsch und man sieht wieder einmal, welches Unheil solche Thronregeln produzieren, denen nach nur männliche Wesen herrschen dürfen. Für Ahmanet auf jeden Fall war es vorbei mit dem Pharaosein, das kann Jenny anhand der Hieroglyphen entziffern. Sie verbündet sich mit dem ägyptischen Gott des Todes, Seth, brachte das Baby und den Vater um – oder doch nicht? Hier verwirrt sich die Geschichte, die auch deshalb so unglaubwürdig ist, weil vor 2000 Jahren die besonders filmbekannte, in Eselsmilch badende Kleopatra Herrscherin war, von einem Ägypten, das längst in Roms Hand war. Der Zeitenwechsel um 0 war für Ägypten schon eine moderne Zeit. Im Film dagegen wird das Ägypten des Alten oder des Mittleren Reiches gezeigt, daß noch Tausende Jahre davor liegt. Wie auch immer: Wir sehen Ahmanet den Dolch mit dem roten Stein am Hals des Vaters anlegen und schneiden...dann wird sie doch von diesem gefaßt und zum Tode verurteilt. Wie auch immer. Sie ist eigentlich tot und begraben in ihrem Sarkophag.
Der wird nun von Jenny und Nick geborgen, als hängendes Etwas durch die Luft geschaukelt und dann in ein großes Transportflugzeug verpackt, das nach London unterwegs ist, was auch nicht ganz schlüssig ist, denn eigentlich war die Fundstelle im Irak im Bereich des US-Militärs. Aber das alles kann vernachlässigt werden, denn das Flugzeug wird aus unbekanntem Grund – natürlich steckt die Mumie im Sarkophag, also die quicklebendige Ahmanet dahinter, das ahnen wir gewiß– zum Absturz gebracht und Nick verhält sich besser als sein Ruf und schmeißt zusammen mit dem einzigen Fallschirm Jenny aus dem abstürzenden Wrack und rettet sie so, zeigt also seine wahren Gefühle ihr gegenüber – und überlebt dann auch selbst mitsamt dem Monster den Absturz.
Einen Tom Cruise bringt eben nichts um, der übrigens seine Rolle mit viel Körperkunst und drei-vier Gesichtsausdrücken gut über die Runden bringt. Aber er überlebt nicht nur jede Attacke, auch drei Kugeln bringen weder ihn um noch andere, das alles ist so unwahrscheinlich, daß wir längst wissen, daß es hier lustig zugeht und bei Regisseur Alex Kurtzman ein gemeinter Horrorfilm mehr amüsiertes Lachen als Gänsehaut und Schauder produziert. Aber jetzt sind wir der Zeit voraus.
Fortsetzung folgt.
Fortsetzung folgt.