Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Bella Brown (Jessica Brown Findlay) ist eine zurückgezogen lebende Ordnungsfanatikerin, die als Kind im Hyde Park ausgesetzt wurde. Alles muss bei ihr zu Hause akkurat sein, selbst das Essen auf dem Teller und die Konservendosen im Schrank.
Ihre Zahnbürsten (für jeden Tage eine) sind genau gekennzeichnet. In Gläsern sammelt sie unnütze Dinge des Alltags wie z.B. Münzen, Gummibänder oder die Abfallprodukte eines Bleistiftspitzers. Wenn sie das Haus verlässt, prüft sie mehrmals nach, ob sie die vielen Schlösser an ihrer Haustür auch wirklich abgeschlossen hat. Ihr Garten ist allerdings eine Wildnis, da sie sich nicht in das "Chaos" hineintraut.
Sie arbeitet in einer Bibliothek, in der ihre Chefin Miss Bramble (Anna Chancellor) nur mit Schildern kommuniziert, da es dort absolut ruhig sein muss. Bella träumt davon eine erfolgreiche Kinderbuchautorin zu werden, leider fällt ihr keine gute Geschichte ein. In der Bibliothek trifft sie eines Tages auf den jungen etwas tollpatschigen Erfinder Billy Tranter (Jeremy Irvine), der sich einfach nicht an die Bibliotheksordnung hält. Bella beobachtet ihn interessiert. Als er eines Tages ein Stück Papier vergisst, erkennt Bella darauf einen mechanischen Vogel.
Auch zu Hause gibt es Ärger, da Bellas grummeliger Nachbar Alfie Stephenson (Tom Wilkinson) ihr den Vermieter auf den Hals hetzt. Alfie hatte nach einem Streit seinen irischen Koch Vernon (Andrew Scott) entlassen und Bella hat ihm angeboten für sie zu kochen (da Alfie Vernon sowieso noch 6 Monate lang bezahlen muss). Jetzt verlangt der Vermieter, dass sie innerhalb eines Monats den verwilderten Garten in Ordnung zu bringen hat, sonst wird ihr gekündigt.
Während Bella langsam auftaut und bereit ist, das Chaos in ihren Garten anzugehen und sich damit auch ihren Ängsten zu stellen, kommen sie und ihr granteliger Nachbar sich näher. Alfie schenkt ihr ein Buch über Gartengestaltung und zeigt ihr seinen eigenen wunderschön angelegten Garten. Vernon, der immer noch der Herr über Bellas Küche ist, ist auch wieder bereit, für Alfie zu kochen - allerdings ohne dessen Küche zu betreten.
Bella muss jetzt nicht nur ihren Garten in Ordnung bringen, sondern sich auch ihren Gefühlen für Billy stellen und ihre Idee für das Kinderbuch aufschreiben.....
"Der wunderbare Garten der Bella Brown" beruht auf dem bereits 2009 geschriebenen Drehbuch des englischen Regisseurs Simon Aboud. Jetzt hat er es als Regisseur selbst verfilmt. Es ist eine wunderbare und märchenhafte Lebens- und Liebeskomödie um Chaos und Ordnung entstanden. Für seinen Film konnte Aboud mit Jessica Brown Findlay, Tom Wilkinson, Andrew Scott und Jeremy Irvine bekannte britische (und irische) Schauspieler gewinnen, denen man die Spielfreude anmerkt.
Natürlich erinnert der Film an "Die fabelhafte Welt der Amélie" (2001) von Regisseur Jean-Pierre Jeunet. Er hat aber genug eigenen Witz und eigene skurrile Geschichten, die doch typisch englisch sind.
Jessica Brown Findlays Bella ist zwar das Zentrum des Films, aber die besten Szenen hat sicher Tom Wilkinson als griesgrämiger und ewig herummeckernder Alfie Stephenson, der nicht nur seine Nachbarin verärgert, sondern auch seinen Koch in die Flucht schlägt. Erst langsam tauen die beiden auf und Bella erfährt auch die Gründe, warum Alfie so viel an einem blühenden und schön gestalteten Garten liegt. So lernt Bella über die Themen Kochkunst (durch Vernon) und Gartenpflege (durch Alfie) neue sinnliche und magische Aspekte des Lebens kennen. Die Verwandlung des Gartens von einer undurchdringlichen Wildnis in ein farbiges Blütenmeer zeigt Bellas Veränderung auch äußerlich. Andrew Scott spielt Vernon, den Koch und Witwer mit Zwillingen und Heuschnupfen, zurückhaltend aber auch spitzzüngig. So kann er sich auch immer wieder gegen seinen Chef wehren.
Bella hat ja nicht nur Probleme mit ihrem Garten, sondern auch durch ihre Unpünktlichkeit mit ihrer Chefin. Anna Chancellor spielt diese Miss Bramble, die kleinlich über die Regeln in ihrer Bibliothek wacht und meist nur stumm über ihre Tafel mit Magnetbuchstaben konferiert, bewusst biestig. Jeremy Irvine zeigt, dass Billy nicht nur unsicher und unordentlich ist, sondern dass er genauso wie Bella ein Außenseiter ist, der aber mit seinem Faible für mechanische Tiere und besonders mit seinem Vogel "Luna" Bella endlich die Idee für ihr Kinderbuch liefert - sie also auch im Wortsinn beflügelt und damit auch ihr Herz öffnet.
Insgesamt ist "Der wunderbare Garten der Bella Brown" eine märchenhaft-skurrilen Liebeskomödie mit einer tollen Besetzung, herrlichen Dialogen und ausgefallenen Ideen. Der Film ist ein zauberhafter Wohlfühlfilm für die ganze Familie und absolut sehenswert.
Foto: Bella (Jessica Brown Findlay) in Alfies Garten, der sie durch seine Schönheit und Farbenpracht verzaubert. © NFP marketing & distribution
Info:
Der wunderbare Garten der Bella Brown (Großbritannien 2016)
Originaltitel: This Beautiful Fantastic
Genre: Komödie, Märchen
Filmlänge: 92 Min.
Regie und Drehbuch: Simon Aboud
Darsteller: Jessica Brown Findlay, Tom Wilkinson, Andrew Scott, Jeremy Irvine, Anna Chancellor u.a.
Verleih: NFP marketing & distribution
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 15.06.2017