Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Juni 2017, Teil 2
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Ja, sie haben ein Händchen für die komödiantische Sicht auf das Leben, zumindest in ihren Filmen, die Franzosen, denn das Stichwort „französische Komödie“ ist derzeit für viele, sehr viele Filme gut. Mal richtig gut, mal daneben und hier mit Bauchschmerzen.
„Mit Bauchschmerzen“ ist zu Zeiten politischer Abstimmungskämpfe immer der Zusatz gewesen, wenn man dann doch ja sagte, obwohl das Bauchgefühl Widerstände signalisierte. So auch hier. Aber erstmal das Gute, weswegen der Film auch entstand. Mit Pierre (Pierre Richard) hat Regisseur Stéphane Robelin einen 83jährigen zu seinem Star gemacht, der wohl für immer für Zuschauer DER GROSSE BLONDE MIT DEM SCHWARZEN SCHUH bleiben wird, von dem aber lange schon nichts mehr zu hören war. Er spielt den alten verwitweten Rentner, der eigentlich nicht mehr weiß, wozu er auf der Welt ist, auch nicht weiß, was so in der Welt vorgeht.
Seine Tochter Sylvie (Stéphanie Bissot) erkennt das Dilemma und schmuggelt den Freund ihrer Tochter Alex (Yaniss Lespert), bei Pierre ein, damit er diesem das Internet erklärt, bzw. mit einem Rechner umzugehen lernt. ‚Schmuggeln‘ deshalb, weil einerseits ihr Vater mit der Tochter von Sylvie, also seiner Enkelin Juliette (Stéphanie Crayencour), verkracht ist, also sicher nicht Alex um sich haben wollte, wüßte er das, weil andererseits Alex für seine Anlernstunden Geld bekommt, was wichtig ist, denn er hat keine geregelte Arbeit, lebt mit in Sylvies Familie, wird also von ihr finanziert, was er zumindest durch Hausmeisterarbeiten abgilt.
Doch, das ist alles lustig und man fühlt sich wohl mit dem renitenten Alten, der keine Mühe hat, uns seine wirkliches Alter zu zeigen und auch offen über Altersprobleme spricht – und dann handelt. Denn als er mitbekommt, daß man im Internet Partneranzeigen aufgeben kann oder die anderer beantworten kann, lernt er alles schnell. Alex nun wiederum kommt als netter Kerl daher, der dem Alten fast ausgeliefert ist. Der ist nämlich auf einmal mit allen Wassern gewaschen, hat mit einer Internetbekanntschaft angebändelt, für sein Profil aber das Foto von Alex verwendet und sich in Brüssel verabredet.
Doch, mit Worten kann Pierre umgehen und daß die schöne Flora (Fanny Valette) auf ihn so hereinfällt, ist der schriftliches Poesie zu verdanken, die Pierre noch draufhat. Aber längst sind wir schon im unappetitlichen Teil. Denn wir werden ja Zeuge dieses Betrugs, zum Treffen schickt Pierre dann Alex, der freiwillig nach Brüssel mitkam und dessen zurückhaltendes Wesen zwar einen anderen Eindruck macht als sein Internetprofil und seine schriftliches Worte, aber nicht unangenehm. Schon das ist dann alles nicht mehr so plausibel. Und schon gar nicht, warum es eine Frau wie Flora nötig hat, im Internet nach passendem Umgang zu suchen. Nein, schon längst ist der Film für einen gekippt und man sagt sich nicht mehr, Ja, mit Bauchschmerzen, sondern nein, leider nein, denn grundsätzlich wird ja alles gut über die Leinwand gebracht. Aber es macht einem keinen Spaß, das sollte bei Komödien ja sein.