f andereseitegrasSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Juli 2017, Teil 2

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Der Plot im neuesten Film von Pepe Danquart ist schon eine raffinierte Sache, denn er verfilmt den Bestseller von Kerstin Gier in der es um die fürs Leben alles entscheidende Frage geht: was wäre gewesen, wenn?

Wenn man nicht diesen ersten Freund gehabt, diesen Mann geheiratet hätte, wenn man nicht diesen Beruf erlernt hätte, sondern jenen, wenn man nicht am Sonntag geboren wäre, sondern am Montag, wenn man nicht Deutsche wäre, sondern Somalierin, wenn..-HALT. Stimmt ja nicht. Im Film geht es nur um die Entscheidungen, die man selbst, ob klaren Verstandes oder nicht, getroffen hat und was wäre geschehen, hätte man sich anders entschieden. Als erstes, so ergab eine Umfrage, empfinden die allermeisten ihre eigentlichen Lebensentscheidungen gar nicht als Entscheidungen. Man sei da reingerutscht, es habe sich ergeben, es sei alles wie von alleine passiert...

Darum ist die wichtigste Botschaft dieses Films, auch wenn er das gar nicht will, wir sind Herr und Herrin unseres Geschicks, wir entscheiden pausenlos, auch wenn es die Entscheidung ist, nicht zu entscheiden und alles laufen zu lassen. Schicksal? Karma? Vorherbestimmung? Das ist noch mal eine andere Kiste. In diesem Film geht es viel schlichter zu und schon das ist allerhand. Denn wie in einer klassischen Zeitreise sieht sich Kati (Jessica Schwarz), die doch seit fünf Jahren durchaus glücklich mit Felix (Felix Klare) verheiratet ist, damit konfrontiert, daß sie gerade an dem Tag in einem Krankenhaus erwacht, der einen Tag vor ihrem Zusammentreffen mit Felix liegt, als also ihr ganzes Leben , hier diese fünf Jahre, noch ungelebt vor ihr liegen.

Nach und nach bekommen wir mehr mit. Denn diese junge Frau ist das, was die Welt, den geborenen Tollpatsch nennt. Sie eckt immer an, ihr fällt alles mögliche herunter und am schlimmsten sind ihre Unfälle, weil Autos, selbst Fahrräder stärker sind als sie und sie sich mit denen immer wieder anlegt, ob zu Fuß oder mit dem Auto. So hatte sie vor fünf Jahren auch ihren Mann kennengelernt, als sie – den Tag danach – das Krankenhaus verließ, in das ausnahmsweise nur wegen ihres Blindarms und nicht wegen einer Karambolage gekommen war, beim Wegfahren dann gleich sein Fahrrad umstieß und demolierte. Die Ehe war die Folge. Auf gleiche Art verläuft ihre Konfrontation mit Mathias (Christoph Letkowski), in dessen Auto sie beim Parken fährt, denn sie will, wie er, an einer Konferenz teilnehmen. Es knistert und es wird mehr daraus und Kati kommt in ernsthafte Beziehungsprobleme, beide? Oder nur einer? Aber welcher?

Richtig, es gibt nicht nur Männer, sie hat auch einen Beruf und vor allem hat sie Freundinnen, die das Salz in der Suppe des Films sind. Da ist die verklemmte Judith (Juliane Köhler), die nicht verstehen will, daß sie eigentlich zu Erdal (Adnan Maral) gehört und ...nein, wir streiken. Es gibt witzige, aber völlig überzogene Nebenfiguren, die dem Film Farbe geben, aber keine Substanz. Besieht man sich die Sache nämlich näher und schaut sich die Geschichte – den Roman kennen wir nicht und wollen ihn jetzt auch auf keinen Fall kennenlernen – mal richtig an, dann überkommt einen Verdruß.

Das ist ja schlimmer als bei Courts-Maler, die die heutigen wohl kaum mehr kennen, die aber die gesellschaftlichen Bedingungen des Lebens von Frauen in ihren sozialromantischen Romanen immer noch mitschrieb. Der ganze Film besteht aus Klischees, er definiert Frauen immer nur über Männer. Er tut bunt, ist aber schwarzfarben. Der Film ist ein Ärgernis, auch wenn so viele hervorragende Schauspieler mitspielen. Das macht die Sache sogar noch schlimmer, denn das gibt dem Film mit dem Inhalt von gestern auch noch Weihen, die er nicht verdient. Schwer enttäuscht, lieber Pepe Danquart!

Foto: Jessica Schwarz, wie immer erstaunt über ihr Leben © Verleih